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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sie auf die Idee gekommen ist, zu Podworsky rauszufahren?«
    Kropke räusperte sich.
    »Nein«, sagte er. »Das würde ihr nicht ähnlich sehen.«
    »Der reine Wahnsinn«, sagte Mooser. »Kein Idiot fährt freiwillig da raus. Nicht einmal unter normalen Umständen. Und wenn man dann noch den Verdacht hat, es könnte der Henker sein, dann kapiere ich nicht, wie ...«

    Aber jetzt reichte es Münster.
    »Stop!« rief er und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es ist jetzt verdammt noch mal endlich an der Zeit, daß wir was tun, statt hier nur herumzusitzen und wiederzukäuen. Dann ist es doch wohl besser, wir setzen uns in ein Auto und fahren zu dem Kerl raus, oder? Worauf warten wir noch?«
    Bausen betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich bin mir ziemlich sicher...«, begann er.
    »Bravo, Kommissar!« unterbrach Van Veeteren. »Ich bin ganz deiner Meinung. Wir sollten wirklich langsam in Aktion treten.«
    Münster lehnte sich seufzend zurück.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    »Ja, ja«, sagte Bausen. »Es ist ja auch zu schrecklich. Wenn wir also jetzt...«
    »Nur noch einen Augenblick«, unterbrach Van Veeteren ihn wieder und beugte sich über den Tisch. »Ich denke, wir sollten ein paar Dinge klarstellen, bevor wir uns dem weiteren Vorgehen widmen. Zum ersten halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, daß Inspektorin Moerk sich allein auf den Weg zu Podworsky gemacht hat. Ich betrachte das eigentlich als vollkommen ausgeschlossen.«
    »Und warum?« fragte Kropke.
    »Die Zeit«, sagte Van Veeteren. »Die hat gar nicht gereicht. Sie ist gestern gemeinsam mit uns von hier weggegangen, nicht wahr? So ungefähr gegen halb fünf ...«
    Kropke und Mooser nickten.
    »Mit dem Melnikbericht in der Tasche wie wir auch ... Um zwanzig nach sechs gab sie laut Hotelportier die Nachricht im See Wharf ab. Darauf steht, daß sie etwas überprüfen will. Sie hatte es also noch nicht getan. Sie wird kaum mehr geschafft haben, als den Bericht zu lesen und dann noch in den Jogginganzug zu schlüpfen, alles zusammen zwischen halb fünf und zwanzig nach sechs.«
    »Stimmt«, sagte Bausen.

    »Was immer sie also untersuchen wollte, sie hat es getan, nachdem sie das Hotel verlassen hat, also ungefähr zwischen halb sieben und Viertel nach sieben. Mit anderen Worten, innerhalb von fünfundvierzig Minuten.«
    »Viertel nach sieben? Woher kann der Hauptkommissar das wissen?« fragte Kropke.
    »Weil ich sie gesehen habe«, antwortete Van Veeteren.
    »Sie gesehen!« rief Bausen aus. »Wo denn?«
    Van Veeteren biß den Zahnstocher ab.
    »Ich habe sie unten am Strand gesehen ... so Viertel nach sieben.«
    »Was hat sie da gemacht?« wunderte Mooser sich.
    »Sie ist gelaufen«, sagte Van Veeteren. »Richtung Westen.«
    Es wurde wieder still.
    »Sie wollte um acht zu Hause sein«, sagte Münster.
    »War sie allein?« fragte Kropke.
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern und schaute Münster an.
    »Ja«, sagte er. »Ganz allein ... es ist wohl das beste, wenn der Kommissar und ich mal hinfahren und uns umschauen. Vielleicht können wir den Polizeianwärter Mooser mitnehmen?«
    Bausen nickte.
    »In zwei Stunden wieder hier?« schlug er vor. »Ich denke, Kropke und ich werden in der Zwischenzeit einmal zu Podworsky rausfahren ... um zumindest das Terrain zu sondieren.«
     
    »Ist er das?« fragte Van Veeteren.
    Mooser nickte.
    »Ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich ganz sicher«, sagte Mooser. »Das ist ihrer. Ein Mazda 323 ... ich habe ihr sogar mal geholfen, den Keilriemen zu wechseln.«
    »Das ist er«, murmelte Münster.
    »Hm«, sagte Van Veeteren. »Tja, ich habe sie ungefähr da unten gesehen ... zwei-, dreihundert Meter von hier, denke ich.«
    Er deutete zum Strand. Das war ganz was anderes als die leere Öde vom gestrigen Abend. Menschen, die am Samstag frei hatten, gingen dort unten spazieren ... Männer, Frauen und Kinder. Eine Gruppe langhaariger Jünglinge spielte Fußball, und Hunde tummelten sich im Sand, einige Zwillingsdrachen flatterten im Wind, gelbe, vibrierende Butterflecken vor dem fast klaren Himmel. Die Wolkenfront, der Dunst und die Regenschauer der letzten Tage schienen über Nacht wie weggeblasen, die Möwen kreisten wieder in höheren Zonen, und die Luft machte einen sauberen Eindruck. Salzig und frisch.
    Münster biß sich auf die Lippen. Der Hauptkommissar wippte von den Zehen auf die Ballen und zurück und schien ausnahmsweise unentschlossen zu sein. Oder ist das auch nur so eine Pose? dachte

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