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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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weiß«, sagte Bausen. »Kannst du irgendwo einen Lastwagen entdecken?«
    Kropke schüttelte den Kopf.
    »Es bringt nichts, sich anschleichen zu wollen«, sagte Bausen. »Wenn er zu Hause ist, entdeckt er uns fünf Minuten, bevor wir bei ihm sind – Zeit genug, um ein Schrotgewehr zu laden und sich im Küchenfenster in Positur zu setzen.«
    »Äh«, sagte Kropke. »Ich verstehe nicht, wieso Simmel ihn nicht hat rausschmeißen können.«
    »Hm«, sagte Bausen. »Ich begreife gar nicht, warum er es überhaupt versucht hat. Wer sollte denn das hier kaufen wollen?«
    Kropke überlegte.
    »Keine Ahnung. Vielleicht irgend so ein Grüner. Was sollen wir tun?«
    »Wir müssen wohl oder übel die Lage peilen«, sagte Bausen. »Wenn wir schon mal hier sind. Ich gehe zuerst. Du bleibst ein Stück hinter mir und hältst die Pistole griffbereit, falls was passiert. Man weiß ja nie ...«
    »Okay«, sagte Kropke.
    »Aber wahrscheinlich ist er gar nicht zu Hause.«
    Bausen stieg aus. Er ging die Reihe gespreizter Kiefern entlang und trat durch das Zaunloch, neben dem ein rostiger, klappriger Briefkasten verriet, daß die Post sich sogar die Mühe machte, diese Extrakilometer durch die Heide zu fahren... Vermutlich hat Podworsky dem Postdirektor gedroht, ihn umzubringen, wenn er diesen Service einstellt, dachte Bausen. Er zog eine Zeitung aus dem Kasten.
    »Von heute«, stellte er fest. »Der Inspektor kann den Revolver wieder in die Achselhülse stecken. Er ist nicht zu Hause.«
    Sie folgten dem niedergetrampelten Weg bis zur Veranda. Ein kaputter Ledersessel und eine Hollywoodschaukel standen zu beiden Seiten der Eingangstür. Offensichtlich hatte Eugen
Podworsky die Gewohnheit, die lauen Sommer- und Herbstabende draußen zu genießen. An die zehn Kisten mit leeren Flaschen stapelten sich an der Wand ... Zeitschriften lagen überall herum, auf einem wackligen Metalltisch stand ein Transistorradio, eine große Konservendose mit Sand, aus der Zigarettenkippen herausragten, sowie ein schlecht gespültes Bierglas. Eine gelbgraue Katze kam heran und strich um ihre Beine ... eine zweite, etwas dunklere, lag ausgestreckt vor der Tür.
    »Jaha«, sagte Kropke. »Und was machen wir jetzt?«
    »Weiß der Teufel«, sagte Bausen. »Wer hat Podworsky nach dem Simmelmord verhört? Er ist doch wohl verhört worden, oder?«
    Kropke kratzte sich in seiner freien Achselhöhle.
    »Scheiße«, sagte er. »Moerk... ja, es war Moerk, da bin ich mir sicher.«
    Bausen zündete sich eine Zigarette an. Er trat auf die Veranda und faßte die Türklinke an. Die Katze fauchte und rutschte um ein paar Dezimeter zur Seite.
    »Es ist offen«, sagte Bausen. »Sollen wir reingehen?«
    Kropke nickte.
    »Glaubt der Kommissar, drinnen könnte es besser aussehen als draußen?«
    »Ich war vor zwölf, fünfzehn Jahren schon mal hier«, sagte Bausen und trat ins Halbdunkel hinein. Er schaute sich um. »Ich glaube, es hat sich nicht so schrecklich viel verändert seitdem ...«
    Zwanzig Minuten später saßen sie wieder draußen im Wagen.
    »Total sinnloser Besuch«, sagte Kropke.
    »Mag sein«, sagte Bausen. »Aber unglaublich viele Bücher hat er.«
    »Was glaubt der Kommissar?«
    »Was glaubt der neue Polizeichef?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Kropke und versuchte, nicht allzu verlegen zu klingen. »Schwer zu sagen. Das hat jedenfalls
nichts gebracht. Wir müssen ihn erwischen. Ein richtiges Verhör... ich denke, es könnte was nützen, wenn wir ihn diesmal etwas härter anfassen.«
    »So, so«, sagte Bausen.
    Kropke ließ den Wagen an.
    »Und was meint der Kommissar, wo er ist?«
    »Ich nehme an, auf dem Fischmarkt«, sagte Bausen. »Ich kann mich erinnern, daß er da ab und zu samstags steht ... dir ist doch sicher das Treibhaus auf der Rückseite aufgefallen?«
    »Ja ... ja, natürlich«, sagte Kropke. »Wollen wir hinfahren und ihn uns da schnappen? Oder müssen wir ihn laufen lassen, nur weil wir keine blutige Kleidung unterm Bett gefunden haben?«
    Bausen saß eine Weile schweigend da.
    »Ich denke, wir sollten uns zunächst einmal mit unseren Gästen beraten«, sagte er. »Wir haben da ja noch das kleine Problem mit Inspektorin Moerk, oder hat der Inspektor das vergessen?«
    Kropke schlug aufs Lenkrad.
    »Denkst ... denkst du, daß sie sie gefunden haben?«
    »Das hoffe ich wirklich nicht«, sagte Bausen, »zumindest nicht in dem Zustand, den du da andeutest ...«
    Kropke schluckte und gab mehr Gas. Plötzlich tauchten Bilder der halb abgeschlagenen

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