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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Münster. Würde mich nicht wundern.
    Mooser brach das Schweigen.
    »Glaubt ihr...?« fragte er.
    »Wir glauben gar nichts«, unterbrach Van Veeteren ihn. »Was, zum Teufel, meinst du damit?«
    »Aber ...?« sagte Mooser.
    »Sei still!« sagte Van Veeteren. »Das ist nicht gerade die Zeit für Rätselspiele. Weißt du, welche Strecke sie normalerweise lief?«
    »Nun ja«, sagte Mooser. »Was heißt da Strecke... vielleicht am Strand hin und her. Oder auf dem Rückweg durch den Wald.«
    »Hm«, sagte Van Veeteren wieder. »Ist sie immer allein gelaufen?«
    »Nein«, sagte Mooser. »Ich glaube, sie hat manchmal zusammen mit Gertrude Dunckel trainiert.«
    »Wer ist das?« fragte Münster.
    »Eine Freundin. Sie arbeitet in der Bibliothek.«
    »Hatte sie keinen Freund?« wollte Van Veeteren wissen.
    Mooser überlegte.
    »Doch ... nur im Augenblick nicht. Ein paar Jahre lang war sie mit einem Mann zusammengewesen, aber ich glaube, er ist
dann weg. Und dann war da natürlich noch Janos Havel, aber das ist wohl auch vorbei.«
    »Ja, das ist vorbei«, bestätigte Münster. »Wollen wir jetzt ihre ganze Lebensgeschichte aufrollen, bevor wir uns auf den Weg machen?«
    Mooser räusperte sich.
    »Den Strand entlang und durch den Wald zurück?« fragte er.
    »Nur durch den Wald«, sagte der Hauptkommissar. »Unten am Strand hätten sie sie schon gefunden ... normalerweise kümmert er sich ja nicht sehr darum, seine Opfer zu verstecken.«
    »O Scheiße«, sagte Münster.
    »Ich gehe davon aus, daß sie ihr Auto als Start- und Zielpunkt angesehen hat«, fuhr Van Veeteren ungerührt fort. »Weiß der Herr Polizeianwärter, ob es mehrere Wege gibt? Ich meine, durch den Wald?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Mooser. »Es ist eigentlich nur so ein dünner Streifen. Da gibt es einen Weg, den die meisten benutzen, der ist übrigens ziemlich hügelig. Sollen wir den nehmen?«
    »Nun aber los!« sagte Van Veeteren. »Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.«

33
    »Fahr nicht so verdammt schnell«, sagte Bausen. »Wir müssen wissen, wie wir uns verhalten wollen, bevor wir da sind.«
    Kropke ging leicht vom Gas.
    »Hat der Kommissar seine Dienstwaffe mit?« fragte er.
    »Ja, natürlich«, sagte Bausen. »Ist mir schon klar, daß da was faul ist. Aber ich gehe doch davon aus, daß du deine auch dabei hast?«
    Kropke klopfte sich auf die Achselhöhle.

    »Na, nur gut, daß du sie nicht am Bein hängen hast«, brummte Bausen. »Halt! Hier geht’s ab.«
    Kropke bremste und bog auf das schmale Asphaltband über die Heide ab. Eine Schar großer, schwarzer Saatkrähen, die auf einem kleineren Kadaver gesessen hatten, flogen auf und ließen sich wieder nieder, sobald sie vorbeigefahren waren.
    Bausen wandte den Kopf und schaute über die öde Landschaft. Weit in der Ferne konnte er die Skelette einiger niedriger Gebäude erahnen, mehr oder weniger zusammengefallen, mit lückenhaften Wänden und durchlässigem Dach, früher einmal, vor einem halben Jahrhundert oder mehr, hatten sie noch einem Zweck gedient. Als man noch aus diesem sumpfigen Boden Torf stach, wie er sich erinnerte. Nur merkwürdig, daß die Trockenschuppen sich immer noch aufrecht hielten. Er erinnerte sich auch noch daran, daß sie in seiner Jugend eine ganz andere Funktion gehabt hatten – als Liebesnest für die heimatlosen Jugendlichen der Umgebung. Es war natürlich ein ziemlicher Aufwand gewesen, hierherzukommen, aber wenn man es erst einmal geschafft hatte, boten die abgelegenen Gebäude außerordentliche Möglichkeiten für die allerschönsten intimen Vorhaben. Fast wie die Urgaplätze der Mongolen, durchfuhr es ihn. Die heiligen Mauern der Liebe. Zwei, nein, drei Episoden, die sich hier zugetragen hatten, schossen ihm durch den Kopf ...
    »Es ist da vorn, oder?« fragte Kropke.
    Bausen richtete seine Aufmerksamkeit nach vorn und nickte. Da war es. Notdürftig von einem Rechteck angepflanzter Fichten verborgen lag Eugen Podworskys Haus. Er kannte dessen Geschichte. Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts hatte es einige Jahrzehnte lang als Wohnort für mehrere Familien der Vorarbeiter beim Torfstechen gedient, bis die Arbeit Anfang des 20. Jahrhunderts unrentabel wurde... um dann langsam, wie so vieles andere in Kaalbringen und Umgebung, in Ernst Simmels Hände zu fallen. Und damit also in Eugen Podworskys nicht besonders sorgfältige Obhut.

    »Das sieht ja schlimm aus«, sagte Kropke und hielt im Schutz einer ziemlich buschig gewachsenen Doppelfichte.
    »Ich

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