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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Hustenanfall. Er drehte sich zur Seite und krümmte sich zusammen, die Hände vor dem Mund, und so blieb er sicher eine halbe Minute sitzen.
    Münster schaute den Hauptkommissar an. Er versuchte herauszubekommen, was dieser dachte, aber wie immer war das unmöglich. Ihm selbst erschien Podworskys Geschichte ziemlich glaubwürdig. Zumindest schien es nichts zu sein, was er sich gerade ausgedacht hatte.
    Obwohl man natürlich nie ganz sicher sein konnte. Er hatte schon anderes erlebt. Und sich schon früher geirrt.
    »Wie hieß sein Freund?« fragte Van Veeteren, als Podworsky aufhörte zu husten.
    »Was?«
    »Bleuwes Freund. Wie hieß er?«
    »Keine Ahnung«, sagte Podworsky.
    »Hat er sich nie vorgestellt?« fragte Münster.
    »Schon möglich, aber verdammt noch mal, ihr könnt doch nicht erwarten, daß ich mich noch an den Namen von jemandem erinnere, dem ich vor zwölf Jahren eins auf die Fresse gegeben habe...«
    »Vor zehn«, sagte Van Veeteren. »Wie hieß er?«
    »Scheiße, was soll das?« fragte Podworsky. »Seid ihr total bescheuert, oder worum geht es bei der Frage?«

    Van Veeteren wartete ein paar Sekunden, während Podworsky die beiden Beamten anstarrte. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, als würde er darüber grübeln, wie es möglich war, daß er zwei Idioten statt zwei Polizisten in die Hände gefallen war.
    Obwohl aus seiner Sicht vielleicht der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht besonders groß war.
    »Er hieß Maurice Rühme«, sagte Van Veeteren.
    Podworsky sperrte den Mund auf.
    »O Scheiße«, sagte er.
    Er lehnte sich zurück und dachte nach.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Um eins gleich mal klarzustellen: Mir ist es damals gelungen, ihn in dieser bescheuerten Bar zusammenzuschlagen, und danach habe ich es nie wieder geschafft. Habt ihr noch weitere Fragen?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte Van Veeteren und stand wieder auf. »Aber du kannst eine Weile drüber nachdenken. Vielleicht werden wir später noch mal drauf zurückkommen.«
    Er klopfte an die Tür, und Kropke und Mooser kamen mit den Handschellen herein.
    »Verdammte Scheißer«, sagte Podworsky, und es klang, als würde er es ehrlich meinen.

39
    Der Beschluß, Eugen Podworsky freizulassen und so schnell wie möglich die Massenmedien über das Verschwinden von Inspektorin Moerk zu informieren, wurde am Sonntag abend gegen neun Uhr mit einer Stimmenzahl von drei gegen eins gefaßt.
    Bausen, Münster und Van Veeteren waren dafür, Kropke dagegen. Mooser enthielt sich der Stimme, vermutlich weil er von diesem plötzlichen und äußerst zufälligen demokratischen Vorgehen überrumpelt war.

    »Ich werde heute abend noch mit Cruickshank reden«, sagte Van Veeteren. »Ich habe ihm einen kleinen Vorsprung versprochen. Pressekonferenz morgen nachmittag?«
    Bausen nickte.
    »Um drei Uhr«, beschloß er. »Und diesmal werden wir mit dem ganzen Bataillon rechnen müssen – Fernsehen, Radio und der ganze Zirkus. Es passiert nicht oft, daß ein Mörder einen Polizisten kassiert.«
    »Viele sind der Meinung, es sollte andersrum sein«, sagte Van Veeteren. »Und es ist nicht schwer zu verstehen, warum.«
    »Was sollen wir über Podworsky sagen?« wollte Kropke wissen.
    »Keine Silbe«, sagte Bausen. »Überhaupt ist es am besten, wenn ihr die Klappe haltet.« Er schaute sich am Tisch um. »Der Hauptkommissar und ich reden mit der Presse, sonst niemand.«
    »Typisch«, murmelte Kropke.
    »Das ist ein Befehl«, sagte Bausen. »Jetzt geht nach Hause und legt euch schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag, und wir werden sicher ins Fernsehen kommen. Da kann es nichts schaden, wenn wir wie anständige Leute aussehen. Ich lasse Podworsky frei.«
    »Ich komme mit«, sagte Van Veeteren. »Es schadet sicher nichts, wenn wir zu zweit sind.«
     
    Es war schon nach elf Uhr, als die Kinder endlich im Bett waren. Sie öffneten eine Flasche Weißwein, stellten Mostakis auf dem Tonbandgerät an, und nach einigen unbeholfenen Versuchen hatten sie es geschafft, im Kamin Feuer zu machen. Sie schoben die Matratze auf den Boden und zogen sich gegenseitig aus.
    »Wir werden sie aufwecken«, sagte Münster.
    »Nein, nein«, versicherte Synn. Strich ihm über den Rücken und kroch unter die Decken. »Ich habe ihnen ein Schlafmittel in den Kakao gegeben.«

    »Ein Schlafmittel?« rief er aus und versuchte, empört zu klingen.
    »Nur eine kleine Dosis. Und das wird bestimmt nicht zur Gewohnheit werden. Nun komm!«
    »Gut«, sagte Münster und

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