Das vierte Opfer - Roman
Hafen?«
»Ja. Er war seit gestern morgen beim Fischen ... jedenfalls nach seiner Aussage. Er hat sich von Saulinen ein Boot gemietet, das macht er ab und zu.«
Van Veeteren sank auf einen Stuhl.
»Habt ihr ihn schon in der Mangel gehabt?« fragte er.
»Nein«, sagte Bausen. »Er hat keine Ahnung, worum es geht.«
»Gut«, sagte Van Veeteren. »Ich denke, wir sollten ihn noch eine Weile schmoren lassen.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Bausen. »Ich will nicht, daß wir die Sache übereilen.«
Frau deWitt kam mit einem Kaffeetablett herein.
»Weil Sylvie doch sonntags geschlossen hat«, erklärte sie und enthüllte zwei duftende Obstkuchen.
»Brombeeren?« fragte Bausen.
Frau deWitt nickte und versuchte ein strahlendes Lächeln zu unterdrücken.
»Irmgaard, du bist ein Schatz«, sagte Bausen, und die anderen bezeugten murmelnd ihre Zustimmung.
»Was Neues seit gestern?« fragte Van Veeteren und wischte sich die Mundwinkel ab.
»Ich habe mit Melnik geredet«, sagte Bausen. »Er ist weiter an dieser Kneipenschlägerei dran, aber er glaubt, daß es da nicht besonders viel zu holen gibt. Es ist ja nie zur Anzeige gekommen. Er hat nur einen Zeugen gefunden, eine Frau, die dabei war, aber sie hat natürlich keine Ahnung, worum es eigentlich ging. Vielleicht war es nur die übliche Prügelei unter Besoffenen, ein Streit um irgendwas vollkommen Nebensächliches, der aus irgendeinem Grund zur Schlägerei ausgeartet ist. Wie auch immer, es wird wohl besser sein, wenn wir selbst versuchen, Podworsky in dieser Sache auszuquetschen.«
Van Veeteren nickte.
»Die Spaniengeschichte?« fragte Münster.
Bausen zuckte mit den Schultern und sah unschlüssig aus.
»Wie wir schon gestern gesagt haben ... es scheint ein absoluter Zufall gewesen zu sein. Bleuwe war keiner von Rühmes engsten Freunden in Aarlach. Keiner von ihnen hatte irgendwelche bekannten Verbindungen nach Spanien, und die Bombenexplosion war tatsächlich eine Terroristensache. Die ETA hat sogar die Verantwortung übernommen, und das machen sie eigentlich nur dann, wenn sie wirklich dahinterstecken.«
»Und Grete Simmel verstand gar nicht, wovon Bang geredet hat«, warf Kropke ein.
»Was für sich genommen nicht viel zu bedeuten hat«, stellte Bausen fest.
»Also ein Zufall«, sagte Van Veeteren und betrachtete seinen leeren Teller.
Bausen zündete seine Pfeife an.
»Sonst noch was, was wir besprechen sollten, bevor wir uns Podworsky vornehmen?«
Kropke räusperte sich.
»Nun ja, nichts von Bedeutung«, sagte er. »Ich habe mir Moerks Laufstrecke auch angesehen. Bin sie heute morgen entlanggelaufen ...«
»Ja, und?« fragte Bausen.
»Ich habe auch nichts gefunden«, sagte Kropke.
»Na, so was«, sagte Van Veeteren.
»Dann also zu Podworsky«, sagte Bausen. »Wie wollen wir vorgehen?«
Münster schaute sich am Tisch um: Kropke, Mooser und Bausen. Van Veeteren und er selbst. Assistent Bang hatte ganz offensichtlich verschlafen, oder aber der Polizeichef hatte ihm einen Ruhetag zugestanden – was keine aufsehenerregende Handlung wäre, wenn man es mal näher betrachtete.
Van Veeteren ergriff das Wort.
»Wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte er, »dann würde ich gern zusammen mit Kommissar Münster die erste Runde bestreiten.«
Möglicherweise schaute Kropke etwas mürrisch, aber der Ermittlungsleiter nickte nur und ging, um das Tonbandgerät zu holen.
38
Eugen Podworsky sah eindeutig mürrisch aus. Als Kropke und Mooser ihn im Verhörzimmer ablieferten, glänzte sein zerfurchtes Gesicht rot vor Verärgerung, und um seine Meinung über den Lauf der Dinge klarzustellen, schlug er mit seinen enormen Fäusten auf den Tisch.
»Verdammt noch mal, seht zu, daß ich den Quatsch hier loswerde!« brüllte er.
Van Veeteren nickte. Kropke schloß die Handschellen auf und verließ das Zimmer gemeinsam mit Mooser.
»Bitte, setzen Sie sich«, sagte Van Veeteren. »Mein Name ist Hauptkommissar Van Veeteren.«
»Ich scheiß drauf, wie du heißt«, sagte Podworsky und setzte sich auf den Stuhl. »Was, zum Teufel, hat das hier zu bedeuten?«
»Ich werde Sie wegen der Morde an Heinz Eggers, Ernst Simmel und Maurice Rühme vernehmen.«
»Was soll der Scheiß?« schimpfte Podworsky. »Schon wieder?«
Van Veeteren gab Münster ein Zeichen, das Tonband einzuschalten. Münster drückte auf den Knopf, und der Hauptkommissar ging die Formalitäten durch. Podworsky antwortete meistens, indem er schnaubte oder fluchte, aber nachdem man ihm zu guter letzt
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