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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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mußte, und wollte seinem Kollegen von MI5 näheres darüber entlocken. Allerdings konnte er Preston nicht sagen, daß er von Sir Nigel Irvine den Auftrag hatte, Mr. Harcourt-Smiths schwarze Schafe zu hüten und zu berichten, was er dabei in Erfahrung brachte.
    Nach einer Stunde und drei weiteren Whiskys war Preston noch immer in Trübsinn versunken.
    »Vielleicht sollte ich meinen Abschied einreichen«, sagte er plötzlich. Banks, der ein guter Zuhörer war und nur dann und wann ein Wort dazwischenwarf, um weitere Informationen zu ergattern, war beunruhigt.
    »Ziemlich drastisch«, sagte er. »Steht es so schlimm?«
    »Hören Sie, Barry, es macht mir nichts aus, aus zwanzigtausend Fuß Höhe abzuspringen. Es macht mir nicht einmal etwas aus, einen Schuß abzukriegen, wenn der Fallschirm sich öffnet. Aber wenn der Schuß von der eigenen Flak stammt, krieg' ich eine Stinkwut. Ist das so absurd?«
    »Finde ich absolut verständlich«, sagte Banks. »Und wer schießt auf Sie?«
    »Der Schlaumeier ganz oben«, grollte Preston. »Habe wieder einmal einen Bericht geschrieben, der ihm offenbar nicht gefällt.«
    »Wieder als KWV gelandet?«
    Preston zuckte die Achseln.
    »Wird er bestimmt.«
    Die Tür ging auf, und ein Schwarm Leute drängte herein. In ihrer Mitte Brian Harcourt-Smith, umgeben von einigen seiner Abteilungsleiter. Preston leerte sein Glas.
    »So, jetzt heißt's scheiden und meiden. Will mit meinem Jungen heute abend ins Kino gehen.«
    Als Preston gegangen war, leerte auch Barry Banks sein Glas, überhörte eine Aufforderung, sich der Gruppe an der Theke anzuschließen, und ging in sein Büro. Von dort führte er ein langes Telefongespräch mit »C« in dessen Büro in Sentinel House.
    Major Petrofski kam erst in den frühen Morgenstunden des Donnerstag wieder in Cherryhayes Close an. Den schwarzen Lederanzug und den Visierhelm hatte er zusammen mit der BMW in der Garage in Thetford gelassen. Als er den kleinen Ford leise auf den betonierten Platz vor seiner Garage fuhr, trug er einen unauffälligen Anzug und einen leichten Regenmantel. Niemand sah ihn oder die Tragtüte aus Plastik in seiner Hand, als er ins Haus ging.
    Er verschloß die Tür hinter sich, ging nach oben und zog die Sockelschublade des Kleiderschranks auf. Sie enthielt ein Transistorradio. Er legte den leeren Gipsverband dazu.
    Er beschäftigte sich mit keinem der beiden Gegenstände. Er wußte nicht, was sie enthielten, und er war auch nicht neugierig.
    Das war Sache des Monteurs, der erst eintreffen und sich ans Werk machen würde, wenn alle notwendigen Einzelteile an Ort und Stelle waren.
    Ehe er zu Bett ging, machte er sich eine Tasse Tee. Insgesamt sollten neun Kuriere kommen. Das bedeutete neun Treffs und neun Ausweichtreffs, fills die ersten nicht zustande kämen. Er hatte sie alle im Kopf und dazu noch weitere sechs für die drei zusätzlichen Kuriere, die notfalls als Ersatzleute benutzt werden müßten.
    Einen von ihnen würde man jetzt in Marsch setzen müssen, da Kurier Nummer zwei nicht erschienen war. Petrofski hatte keine Ahnung warum. Major Wolkow im fernen Moskau kannte den Grund. Moskau hatte einen ausführlichen Bericht des Konsuls aus Glasgow erhalten, der seiner Regierung versichert hatte, sämtliche Effekten des toten Matrosen lägen wohlverschlossen im Polizeirevier Partick und würden auch bis auf weiteres dort bleiben.
    Petrofski ging im Geist seine Liste durch. Kurier Nummer vier war in vier Tagen fällig, der Treff sollte im Londoner West End stattfinden. Der Morgen des 16. dämmerte bereits, als er einschlief. Als letztes hörte er noch das Gewimmer des Milchwagens und das Klappern der morgendlichen Zustellungen.
    Diesmal trat Banks offener auf. Er wartete auf Preston am Eingang zu dessen Wohnblock, als der Mann von MI5 am Freitagnachmittag mit Tommy auf dem Beifahrersitz angefahren kam.
    Die beiden waren im Luftfahrt-Museum von Hendon gewesen, wo der Junge, begeistert von den Kampfflugzeugen vergangener Zeiten, verkündet hatte, er wollte Pilot werden, wenn er erwachsen sei. Sein Vater wußte, daß er sich schon für mindestens sechs Berufe entschieden hatte und daß noch vor Jahresende weitere hinzukommen würden. Es war ein schöner Nachmittag gewesen.
    Banks schien überrascht, als er den Jungen sah; er war offensichtlich nicht auf dessen Anwesenheit gefaßt gewesen. Er nickte und lächelte, und Preston stellte ihn als »jemand aus dem Büro« vor.
    »Was ist jetzt wieder los?« fragte Preston.
    »Einer meiner

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