Das vierte Protokoll
entlangfuhr. Hätte Winkler sich in die ländliche Umgebung westlich von Chesterfield fahren lassen, so wäre er Preston mit Sicherheit entwischt.
Glücklicherweise leuchteten die Bremslichter des Taxis auf, als es nur noch ein Fleck in der Ferne war. Winkler stieg aus, wo die Saltergate in die Ashgate Road übergeht. Als Preston näher kam, konnte er Winkler sehen, der neben dem Taxi stand und die Straße auf und ab spähte. Weit und breit kein Verkehr; es blieb Preston nichts anderes übrig als weiterzufahren. Er ratterte an dem haltenden Taxi vorbei wie ein Mann, der spät von der Arbeit heimkehrt, schwenkte in die Foljambe Road ein und hielt an.
Winkler überquerte das Ende der Straße; Preston folgte ihm. Winkler sah sich kein einziges Mal mehr um. Er marschierte rund um die Begrenzung des Fußballplatzes von Chesterfield und in die Compton Street. Don trat er an eine Haustür und klopfte. Preston hatte sich von einer dunklen Stelle zur nächsten geschoben, die Straßenecke erreicht und sich hinter einem Busch im Garten des Eckhauses versteckt.
Ein Stück straßauf sah er in einem dunklen Haus Lichter angehen, und die Tür wurde geöffnet. Nach einem kurzen Wortwechsel auf der Schwelle ging Winkler hinein. Preston seufzte und ließ sich hinter seinem Busch zu einer langen Nachtwache nieder. Er konnte die Nummer des Hauses, in das Winkler gegangen war, nicht lesen, auch hatte er die Rückfront nicht im Blickfeld, aber er sah die hohe Mauer des Fußballplatzes direkt hinter dem Haus, also gab es dort vielleicht keinen Ausgang.
Um zwei Uhr morgens hörte er das schwache Geräusch in seinem Sprechgerät, als Burkinshaw in Reichweite gekommen war. Preston meldete sich und gab seinen Standort durch. Um halb drei hörte er leise Schritte und pfiff. Burkinshaw kam zu ihm ins Gebüsch.
»Alles in Ordnung, John?«
»Ja. Er ist dort drüben im Haus, zweites nach dem Baum, mit dem Licht hinter der Gardine.«
»Hab's. John, in Sheffield hat uns ein Empfangskomitee erwartet. Zwei von Special Branch und drei in Uniform. Von London hinbestellt. Haben Sie eine Festnahme verlangt?«
»Nie im Leben. Winkler ist ein Kurier. Ich will den großen Fisch. Vielleicht ist er dort im Haus. Was war mit dem Empfangskomitee?«
Burkinshaw lachte.
»Gott segne die britische Polizei. Sheffield liegt in Yorkshire, das hier ist Derbyshire. Sie müssen es am Morgen mit ihren Chief Constables ausschnapsen. Gibt Ihnen Zeit.«
»Mhm. Wo sind die anderen?«
»Hinten auf der Straße. Wir sind in einem Taxi zurückgekommen und haben es wieder weggeschickt. John, wir sind ohne Wagen. Sobald es hell wird, haben wir auf dieser Straße keine Deckung.«
»Stellen Sie zwei ans obere Ende und zwei hier ans untere«, sagte Preston. »Ich gehe zurück in die Stadt und bitte auf dem Polizeirevier um eine kleine Unterstützung. Wenn Chummy abschwirrt, sagen Sie es mir. Aber bleiben Sie ihm mit zwei Leuten auf den Fersen, zwei bleiben beim Haus.«
Er verließ den Garten und ging zu Fuß ins Zentrum von Chesterfield, wo er nach einiger Suche das Polizeirevier in der Beetwell Street fand. Im Gehen ging ihm ein Satz ständig im Kopf um. Irgend etwas an der Schau, die Winkler abgezogen hatte, ergab keinen Sinn.
4. Kapitel
Superintendent Robin King war nicht gerade erfreut, als man ihn um drei Uhr morgens weckte, doch als er hörte, daß ein Mann von MI5 aus London auf seinem Polizeirevier sei und um Beistand ersuche, versprach er, sofort zu kommen, und zwanzig Minuten später war er unrasiert und ungekämmt zur Stelle.
Er hörte aufmerksam zu, während Preston erklärte, worum es ging: Ein Ausländer, wahrscheinlich ein sowjetischer Agent, sei von London aus beschattet worden, und, nachdem er in Chesterfield aus dem fahrenden Zug gesprungen war, bis zu einem Haus in der Compton Street, dessen Nummer man noch nicht kenne, verfolgt worden.
»Ich weiß noch nicht, wer in diesem Haus wohnt und was der Verdächtige darin zu schaffen hat. Ich möchte das gerne herausfinden, aber ohne im Augenblick eine Verhaftung vorzunehmen. Ich möchte das Haus beobachten. Später am Vormittag können wir uns vom Chief Constable für Derbyshire weitergehendere Vollmachten besorgen; doch im Augenblick ist das Problem selbst dringender. Ich hab' vier Observanten auf der Straße, aber sobald es tagt, werden sie so unauffällig aus der Gegend ragen wie Maibäume. Also brauche ich Hilfe.«
»Was kann ich genau für Sie tun, Mr. Preston?« fragte der
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