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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Diesmal fragte er einen Schaffner auf dem Bahnsteig des hallenden Betongewölbes, das den Bahnhof von Derby bildet.
    »Derby«, rief der Schaffner. »Sheffield ist die übernächste.«
    Wieder nutzte Winkler den Aufenthalt, um durch das offene Fenster zu spähen, und wieder kehrte er auf seinen Platz zurück und warf die Reisetasche ins Netz. Preston beobachtete ihn durch die Zwischentür.
    Um dreiundzwanzig Uhr dreiundvierzig fuhren sie in Chesterfield ein, einem Bahnhof aus der Zeit der Queen Victoria, der jedoch sehr gepflegt wirkt mit seiner hellen Bemalung und den Blumenampeln. Diesmal ließ Winkler die Reisetasche liegen, ging aber wieder hinaus und lehnte sich aus dem Fenster, als einige Reisende ausstiegen und durch die Sperre eilten. Der Bahnsteig war schon wieder leer, ehe der Zug sich in Bewegung setzte. Als er anfuhr, riß Winkler die Tür auf, sprang auf den wegrollenden Beton und warf die Tür hinter sich zu.
    Es kam selten vor, daß Burkinshaw von einem Joe überlistet wurde, aber später gestand er, Winkler habe ihn glatt aufs Kreuz gelegt. Alle vier Observanten hätten leicht noch aus dem Zug springen können, aber der Bahnsteig bot nicht die Spur einer Deckung, und sie wären so wenig aufgefallen wie eine Herde roter Elefanten. Winkler hätte sie unweigerlich gesehen und seinen Treff ausfallen lassen, wo immer der auch stattfinden sollte.
    Preston und Burkinshaw rannten vor zur Plattform, Ginger kam aus dem vorderen Wagen herbei. Das Fenster war noch offen. Preston streckte den Kopf hinaus und blickte zurück. Winkler, der endlich sicher war, daß ihm niemand folgte, marschierte den Bahnsteig entlang, er wandte ihnen den Rücken zu.
    »Harry, fahren Sie mit dem Team im Wagen hierher zurück«, schrie Preston. »Rufen Sie mich über Funk, wenn Sie nah genug sind. Ginger, machen Sie die Tür hinter mir zu.«
    Er zog die Tür auf, stellte sich aufs Trittbrett, kauerte in der »Landeposition« der Fallschirmjäger nieder und sprang.
    Fallschirmspringer schlagen mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Meilen pro Stunde am Boden auf; die Seitengeschwindigkeit hängt vom Wind ab. Der Zug fuhr dreißig, als Preston auf die Böschung zusauste; er betete, daß er nicht gegen einen Betonpfosten oder auf einen großen Stein prallen möge. Er hatte Glück; das dichte Gras dämpfte den Aufprall ein wenig ab, dann rollte er sich ab, Knie zusammenpreßt, Ellbogen angelegt, Kopf eingezogen. Harry sagte später, er habe nicht hinsehen können. Ginger sagte, Preston sei gehopst wie ein Gummiball, die Böschung entlang und abwärts, auf die rollenden Räder zu. Als er endlich zum Halten kam, lag er im Graben zwischen dem Gras und dem Bahnkörper. Er rappelte sich auf, machte kehrt und hielt im Laufschritt auf die Lichter des Bahnhofs zu.
    Als er die Sperre erreichte, schloß der Bahnbeamte gerade zu. Er blickte die lädierte Erscheinung in der zerrissenen Jacke erstaunt an.
    »Der letzte Mann, der durch die Sperre ging«, sagte Preston, »klein, stämmig, grauer Regenmantel. Wohin ist er gegangen?«
    Der Mann wies zum Bahnhofsvorplatz, und Preston rannte los. Zu spät fiel dem Beamten ein, daß er ihm die Fahrkarte nicht abgenommen hatte. Auf dem Vorplatz sah Preston die Schlußlichter eines Taxis aus dem Parkplatz in Richtung Stadt fahren. Es war das letzte Taxi. Er hätte über die Polizeistation den Taxifahrer ausfindig machen und fragen können, wohin er den Fahrgast gebracht habe, aber er wußte, daß Winkler das Taxi vor seinem eigentlichen Ziel verlassen und den Rest zu Fuß gehen würde. Neben ihm trat ein Schaffner den Kickstarter seines Mopeds.
    »Ich muß mir Ihr Rad ausleihen«, sagte Preston.
    »Hau bloß ab«, sagte der Schaffner. Preston hatte keine Zeit, sich auszuweisen oder herumzustreiten; die Schlußlichter des Taxis tauchten unter die neue Ringstraße und außer Sicht. Also versetzte Preston dem Mann einen Kinnhaken. Der Schaffner krachte zu Boden. Preston fing das umfallende Moped ab, zog es zwischen den Beinen des Mannes hervor, schwang sich hinauf und fuhr los.
    Eine Verkehrsampel war sein Glück. Das Taxi war in die Corporation Street eingebogen, und Preston hätte es auf seinem Spirituskocher nie mehr erwischt, wenn die Ampel vor der Stadtbücherei nicht auf Rot gestanden hätte. Als das Taxi die Holywell Street entlang und in die Saltergate Street fuhr, war er hundert Yards hinter ihm; dann vergrößerte sich der Abstand, als der stärkere Motor die gerade halbe Meile der Autostraße

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