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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hatte, fragte er:
    »Ist er das? Ist er das wirklich? Der Mann aus Moskau?«
    »Ja, das ist er. Und jetzt bitte zum Flugplatz«, kam Sir Nigels Antwort aus dem Fond. Sie fuhren ab.
    »So, John«, sagte Sir Nigel nach einer Weile, »ich habe Ihnen eine Erklärung versprochen. Stellen Sie Ihre Fragen.«
    Preston sah das Gesicht seines Chefs im Rückspiegel. Der ältere Mann blickte hinaus auf die vorbeifliegende Landschaft »Die Operation?«
    »Sie hatten recht, John. Der Generalsekretär persönlich hat sie aufgezogen, mit Philbys Rat und Beistand. Soviel ich weiß, hieß sie Plan Aurora. Und sie wurde wirklich verraten, aber nicht von Philby.«
    »Warum hat man sie platzen lassen?«
    Sir Nigel dachte längere Zeit nach.
    »Schon in einem sehr frühen Stadium glaubte ich, daß Sie recht haben könnten. Sowohl mit Ihren ersten Schlußfolgerungen im, wie er jetzt heißt, Preston-Report vom vergangenen Dezember wie auch mit den Schlüssen, die Sie aus dem Fang in Glasgow zogen. Auch wenn Harcourt-Smith beides entschieden ablehnte. Ich war nicht sicher, ob zwischen beiden eine Verbindung bestand, aber ich wollte nichts außer Betracht lassen. Je mehr ich mir die Sache ansah, umso mehr wuchs meine Überzeugung, daß hinter dem Plan Aurora nicht der KGB steckte. Es fehlte das Gütezeichen, die Sorgfalt bis ins Detail. Es sah nach einer überstürzten Operation aus, aufgezogen von einem Mann oder einer Gruppe, die dem KGB mißtrauten. Dennoch bestand wenig Hoffnung, daß Sie den Agenten rechtzeitig finden würden.«
    »Ich tappte völlig im dunkeln, Sir Nigel, und ich wußte es. An keiner unserer Grenzkontrollen zeigten sich Bewegungsmuster von Sowjetkurieren. Ohne Winkler wäre ich niemals rechtzeitig nach Ipswich gekommen.«
    Ein paar Minuten lang fuhren sie schweigend dahin. Preston überließ es dem Meister, das Gespräch wiederaufzunehmen.
    »Deshalb habe ich eine Botschaft nach Moskau geschickt«, sagte Sir Nigel schließlich.
    »Eine Botschaft von Ihnen persönlich?«
    »Lieber Gott, nein. Hätte nie funktioniert. Viel zu durchsichtig. Über eine andere Quelle, der man, wie ich hoffte, glauben würde. Die Botschaft entsprach nicht ganz der Wahrheit, wie ich gestehen muß. In unserem Metier muß man manchmal die Unwahrheit sagen. Aber es lief durch einen Kanal, dem man es abnehmen würde. So hoffte ich wenigstens.«
    »Und mit Recht?«
    »Glücklicherweise, ja. Als Winkler auftauchte, wußte ich, daß der Adressat die Botschaft erhalten, verstanden und vor allem geglaubt hatte.«
    »Winkler war die Antwort?« fragte Preston.
    »Ja. Armer Kerl. Er glaubte, er sei routinemäßig herübergeschickt worden, um die Griechen und ihren Sender zu überprüfen. Er ist übrigens vor zwei Wochen in Prag ertrunken. Wußte vermutlich zuviel.«
    »Und der Russe in Ipswich?«
    »Er hieß, wie ich soeben erfuhr, Petrofski. Ein erstklassiger Fachmann und ein Patriot dazu.«
    »Aber auch er mußte sterben?«
    »John, es war ein furchtbarer Entschluß. Aber unumgänglich. Winklers Kommen war ein Angebot, der Vorschlag zu einem Pakt. Natürlich kein förmlicher Vertrag. Nur ein stillschweigendes Übereinkommen. Dieser Petrofski durfte nicht lebend in unsere Hände fallen und verhört werden. So lautete der ungeschriebene und unausgesprochene Pakt mit dem Mann dort am Fenster des sicheren Hauses.«
    »Mit einem lebenden Petrofski hätten wir den Sowjets die Daumenschrauben ansetzen können.«
    »Ja, John, das hätten wir. Wir hätten sie vor aller Welt unsterblich blamieren können. Und was wäre dabei herausgekommen? Die UdSSR hätte es nicht widerstandslos hinnehmen können. Sie hätte sich rächen müssen, irgendwo anders auf der Welt. Was hätten Sie sich gewünscht? Einen Rückfall in die schlimmsten Zeiten des kalten Krieges?«
    »Mir tut's nur leid um eine so schöne Gelegenheit, sie durch die Mangel zu drehen, Sir.«
    »John, sie sind groß und gerüstet und gefährlich. Die UdSSR wird es auch morgen noch geben und nächste Woche und nächstes Jahr. Irgendwie müssen wir mit ihnen auf diesem Planeten leben. Immer noch besser, sie werden von Pragmatikern und Realisten regiert als von Hitzköpfen und Fanatikern.«
    »Und deshalb paktiert man mit Männern wie dem dort droben am Fenster, Sir Nigel?«
    »Manchmal geht es nicht anders. Ich bin vom Fach, und er ist es auch. Manche Journalisten und Autoren stellen es so dar, als lebten Leute wie wir in einer Traumwelt. Das Gegenteil ist wahr. Die Politiker träumen ihre Träume, und die

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