Das vierte Protokoll
Schaffung des Wahlausschusses, in dem dreißig Prozent der Stimmen dem parlamentarischen Flügel, dreißig Prozent den Wahlkreisverbänden und vierzig Prozent den Gewerkschaften zukommen. Der Ausschuß wählt jeden neuen Führer, wenn und wann nötig, und bestätigt ihn jährlich aufs neue. Diese Bestätigungsfunktion spielt bei den Plänen, die ich im folgenden darlegen werde, eine Schlüsselrolle.
Der eben geschilderte Kampf um die Macht reichte bis ins Wahljahr 1983. Der Sieg war so gut wie vollständig, doch unsere Freunde hatten den Fehler begangen, von der leninistischen Doktrin der Vorsicht und Verstellung abzuweichen. Sie hatten, um diese titanischen Kämpfe zu gewinnen, sich zu weit aus ihrer Deckung begeben, und die Ausrufung vorgezogener Wahlen überraschte sie gewissermaßen in flagranti. Die Harte Linke hätte noch ein weiteres Jahr zur Konsolidierung, zur Beschwichtigung und zur Einigung gebraucht. Sie bekam es nicht. Die Partei, die sich nun zu früh mit dem radikalsten Manifest ihrer Geschichte belastet hatte, war völlig aus dem Konzept gebracht. Schlimmer, die englische Öffentlichkeit hatte das wahre Gesicht der Harten Linken gesehen.
Wie Sie wissen, waren die Wahlen von 1983 scheinbar eine Katastrophe für die nun von der Harten Linken beherrschte Arbeiterpartei. Ich meine aber, daß der Wahlausgang in Wahrheit ein verkappter Segen war. Denn er führte zu dem mutigen Realismus, den unsere Freunde in der Partei während der letzten vierzig Monate in einem grandiosen Akt der Selbstverleugnung praktizierten.
Kurz, von den 650 Wahlkreisen, die es 1983 in England gab, gewann die Labour Party nur 209. Aber dieses Resultat war nicht so schlecht, wie es aussah. Zum einen waren nun von den zweihundertneun Labour-Parlamentariern einhundert fest in der Linken und vierzig davon in der Harten Linken verankert.
Das mögen scheinbar wenige sein, doch der gegenwärtige parlamentarische Labour-Flügel ist der am weitesten links stehende, den das Unterhaus je gekannt hat.
Zum zweiten hat die Wahlschlappe jene Narren wachgerüttelt, die dachten, der Kampf um die totale Herrschaft sei bereits vorbei. Ihnen wurde bald klar, daß es nach den bitteren, aber notwendigen Kämpfen unserer Freunde um die Parteiführung in den Jahren 1979 bis 1983 an der Zeit war, die Einheit wiederherzustellen und die angeschlagene Machtbasis im Land mit Blick auf die nächsten Wahlen zu festigen. Dieses Programm wurde auf dem Parteitag im Oktober 1983 auf Betreiben der Harten Linken in Gang gebracht und bis auf den heutigen Tag unverdrossen verfolgt.
Zum dritten hat jedermann die Notwendigkeit der Rückkehr in den Untergrund eingesehen, eingedenk Lenins Forderung an die wahrhaft Gläubigen, die in bürgerlichen Gesellschaften operieren. Das Streben der Harten Linken war also während dieser letzten vierzig Monate voll und ganz auf die Rückkehr in einen Untergrund ausgerichtet, von dem aus sie Anfang und Mitte der siebziger Jahre so gute Erfolge erzielt hatte. Zugleich legte sie eine überraschende Mäßigung an den Tag. Es bedurfte dazu einer ungeheuren Selbstdisziplin, doch unsere Genossen erwiesen sich einmal mehr dieser Herausforderung völlig gewachsen.
Seit Oktober 1983 zeigt sich die Harte Linke im Gewand der Höflichkeit, Toleranz und Mäßigung; oberstes Gebot ist seither die Einheit der Partei, und zur Erreichung dieses Ziels wurden Konzessionen gemacht, die nach dem Dogma der Harten Linken bis dato als unmöglich galten. Sowohl der entzückte und freundschaftlich gesinnte Flügel der Mitte als auch die Medien scheinen völlig eingenommen zu sein von diesem neuen Gesicht unserer marxistisch-leninistischen Freunde.
Die Herrschaft über die Partei wurde schließlich auf diesem verdeckten Weg erreicht. Alle Machthebel der Ausschüsse und Vorstände sind nun in Händen der Harten Linken oder könnten durch Einberufung einer einzigen Dringlichkeitssitzung übernommen werden. Aber, und das ist ein wichtiges Aber, sie hat sich damit begnügt, die Leitung der Ausschüsse in den Händen von Leuten der Weichen Linken und gelegentlich, bei überwältigender Stimmenüberlegenheit, sogar in den Händen eines Mannes der Mitte zu belassen.
Von einem Dutzend Skeptikern abgesehen, hat sich der Block der Mitte durch die neu gefundene Einheit und die Einstellung der Feindseligkeiten von Seiten der Linken weitgehend besänftigen lassen. Doch die eiserne Faust steckt immer noch schlagbereit im Samthandschuh.
Auf der Wahlkreisebene übernahm
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