Das vierte Protokoll
werde sich gegen den siegreichen Parteiführer stellen, der darauf warte, in den Buckingham-Palast gerufen zu werden; sondern der Parteiführer werde selbstverständlich durch eine Wiederwahl ohne Gegenkandidaten bestätigt.
Das Gegenteil ist natürlich beabsichtigt. Ein Alternativkandidat wäre zur Stelle. Die Mobilisierung der Massen wäre wegen der Kürze der Zeit nicht möglich. Die Gewerkschaftsvorstände würden im Namen ihrer Mitglieder ihre vierzig Prozent in die Waagschale werfen, und diese Vorstände werden von unseren Freunden beherrscht. Desgleichen die Wahlkreisausschüsse. Zusammen mit der Hälfte des parlamentarischen Flügels würde diese Allianz über fünfzig Prozent des Wahlausschusses ausmachen. Die Königin würde den neuen Parteichef zu sich bitten müssen.
Nun zum Wesentlichen. Den inneren Kern der Harten Linken der Labour Party und der Gewerkschaftsbewegung bildet eine Gruppe von zwanzig Leuten, die man als den ultraharten Flügel bezeichnen kann. Diese Gruppe kann man nicht als Komitee bezeichnen, denn wenn die Beteiligten auch miteinander in Kontakt sind, so kommen sie doch selten an einem Platz zusammen. Jeder hat sich im Laufe seines Lebens langsam im inneren Apparat nach oben gearbeitet; jeder verfügt über ein Maß an Einfluß, das weit über sein eigentliches Amt oder seinen Posten hinausgeht. Jeder ist ein höchst engagierter marxistischleninistischer »Rechtgläubiger«. Es sind, wie gesagt, insgesamt zwanzig Leute, neunzehn Männer und eine Frau. Neun von ihnen sind Gewerkschaftler, sechs (zu ihnen gehört die Frau) sitzen als Labour-Abgeordnete im Unterhaus, dazu kommen zwei Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, ein Peer, ein Rechtsanwalt und ein Verleger. Diese zwanzig Personen sitzen an den Schalthebeln und werden die Machtübernahme inszenieren und auslösen.
Der neue Parteiführer und Premierminister würde carte blanche haben. Er könnte mit Unterstützung des von der Harten Linken beherrschten Parteivorstands eine Regierungsmannschaft nach; seinen ureigensten Vorstellungen bilden und das beabsichtigte Legislaturprogramm in Gang setzen. Kurz und gut, das Volk würde für eine scheinbar traditionalistische oder bestenfalls reformistische Regierung der Weichen Linken gestimmt haben, tatsächlich aber hätte eine Harte Linke reinster Prägung die Macht ergriffen, und zwar ohne den lästigen Umweg über ein Wählervotum.
Das Legislaturprogramm besteht bis dato aus einem Katalog von zwanzig Maßnahmen, die aus begreiflichen Gründen noch nicht zu Papier gebracht worden sind. Alle diese Maßnahmen bilden seit langem das Wunschprogramm der Harten Linken, wenn auch nur ein paar Punkte, und auch die nur in verwässerter Form, im Labour-Manifest enthalten sind.
Der Zwanzig-Punkte-Plan ist unter der Bezeichnung »Manifest der britischen Revolution« oder kurz »M. B. R.« bekannt. Die ersten fünfzehn Punkte betreffen die Massenverstaatlichung von Privatunternehmen und Privateigentum; die Abschaffung des privaten Grundbesitzes sowie des privaten Gesundheits- und Erziehungswesens; die staatliche Lenkung der Polizei, der Massenmedien und der Justiz; die Abschaffung des Oberhauses, das ein Vetorecht hat gegen die Mandatsverlängerung einer Regierung im Selbstermächtigungsverfahren.
(Die britische Revolution darf schließlich nicht durch eine Laune der Wähler aufgehalten oder in ihr Gegenteil verkehrt werden.)
Was die letzten fünf Punkte betrifft, so berühren sie die Sowjetunion in hohem Maße, und ich gebe sie daher im Wortlaut wieder:
(A) Der sofortige Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft ohne Rücksicht auf vertragliche Bindungen.
(B) Die unverzügliche Reduzierung der gesamten britischen Streitkräfte auf ein Fünftel ihrer gegenwärtigen Stärke.
(C) Die sofortige Abschaffung sämtlicher Kernwaffen Großbritanniens sowie die Zerstörung ihrer Herstellungsstätten.
(D) Die umgehende Ausweisung aller amerikanischen Streitkräfte mitsamt ihrer konventionellen und nuklearen Ausrüstung.
(E) Sofortiger Austritt aus der NATO und Ächtung dieser Organisation.
Ich brauche nicht besonders darauf hinzuweisen, Genosse Generalsekretär, daß die Realisierung der letzten fünf Punkte die Verteidigungskraft der Westlichen Allianz so erschüttern würde, daß sie für die Zeit unseres Lebens, wenn nicht für immer, gebrochen wäre.
Die kleinen NATO-Länder würden wahrscheinlich dem Beispiel Großbritanniens folgen, die NATO würde aufgelöst werden, und die USA wären
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