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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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mit einem Obergefreiten der US Air Force zu pflegen, der von Talentsuchern in San Diego angeheuert und inzwischen zum japanisch-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt in Taschikawa versetzt worden war. Da Andrejew nicht hoffen durfte, bei seinen Vorgesetzten in Moskau Verständnis zu finden, erklärte er sich bereit, für Irvine zu arbeiten.
    Diese trauliche Vereinbarung kam zu einem jähen Ende, als der amerikanische Obergefreite die Nerven verlor und sich auf höchst unschöne Weise in der Latrine der Verpflegungsstelle mit seinem Dienstrevolver ins Jenseits beförderte. Andrejew wurde eiligst nach Moskau zurückexpediert. Irvine überlegte damals, ob er den Mann nicht auf der Stelle »verbrennen« sollte, unterließ es aber.
    Und dann tauchte Andrejew in London auf. Ein Stoß neuer Fotos war sechs Monate zuvor über Sir Nigel Irvines Schreibtisch gewandert, und siehe da, da war er wieder. Der vom Direktorat S zur PR-Arbeit zurückversetzte Andrejew war als Zweiter Sekretär der Sowjet-Botschaft akkreditiert. Sir Nigel nahm ihn wieder an die Leine. Andrejew blieb nichts anderes übrig, als seine Bereitschaft zur Mitarbeit zu erklären. Da er sich jedoch weigerte, von irgend jemand anderem geführt zu werden, mußte Sir Nigel ihn als Direktorenfall übernehmen.
    In bezug auf die undichte Stelle im britischen Verteidigungsministerium hatte Andrejew wenig zu bieten. Er wußte nichts davon. Wenn ein derartiges Leck existierte, dann wurde der Ministerialbeamte entweder direkt von irgendeinem illegalen, in England ansässigen sowjetischen Agenten betreut, der einen direkten Draht nach Moskau hatte, oder aber er wurde von einem der drei N-Männer in der Botschaft geführt. Aber diese Leute würden über einen derart wichtigen Fall nicht beim Kaffee in der Kantine diskutieren. Er persönlich habe nichts davon gehört, werde aber Augen und Ohren offenhalten. Dabei ließen es die beiden Männer bewenden und trennten sich.
    Das von Sir Peregrine Jones am Montagmorgen verfaßte Ascension-Papier wurde am Dienstag verteilt. Es ging an vier Leute. Bertie Capstick hatte sich bereit erklärt, jede Nacht ins Ministerium zu kommen, um die Anzahl der rechtens gemachten Fotokopien zu überprüfen. Preston hatte seine Observanten beauftragt, ihm auf der Stelle zu melden, wenn George Berenson sich auch nur hinter dem Ohr kratzte. Die Leute von der Postüberwachung instruierte er im gleichen Sinne, und das Telefonabhörteam wurde in höchste Alarmstufe versetzt. Dann hieß es, abwarten und Tee trinken.

 
7. Kapitel
     
    Am ersten Tag passierte nichts. In der Nacht, während die Belegschaft schlief, gingen Brigadegeneral Capstick und John Preston ins Verteidigungsministerium und stellten die Zahl der angefertigten Fotokopien fest: sieben; drei von George Berenson, je zwei von den zwei anderen hohen Tieren, denen das Papier über die Insel Ascension zugegangen war, und keine vom vierten Mann.
    Am Abend des zweiten Tages tat Mr. Berenson etwas Seltsames. Die Observanten berichteten, er habe seine Wohnung in Belgravia verlassen und sich zu einer nahe gelegenen Telefonzelle begeben. Welche Nummer er wählte, konnten sie nicht feststellen. Er sagte nur ein paar Worte, hängte auf und ging wieder heim. Warum, fragte Preston sich, sollte Berenson das tun, obwohl er ein tadellos funktionierendes Telefon in seiner Wohnung hatte - wofür Preston sich verbürgen konnte, schließlich hörte er es laufend ab.
    Am dritten Tag, dem Donnerstag, verließ George Berenson das Ministerium zur üblichen Zeit, nahm ein Taxi und fuhr nach St. John's Wood. In der dortigen, eher dörflich anmutenden High Street befand sich eine Eisdiele. Berenson ging hinein, setzte sich und bestellte ein Sundae, eine Spezialität des Hauses.
    John Preston saß im Funkraum der Cork Street und wartete auf die Meldungen des Leiters des Observantenteams. Len Stewart, der Leiter von Team A, meldete sich.
    »Ich habe zwei Leute drinnen«, sagte er, »und zwei hier draußen auf der Straße. Und meine Wagen.«
    »Was macht er dort drinnen?« fragte Preston.
    »Seh' ich nicht«, sagte Stewart über seinen Autofunk.
    »Muß warten, bis mir die Leute in der Eisdiele etwas melden können.«
    Mr. Berenson hatte es sich inzwischen in einer Nische bequem gemacht, aß sein Eiscreme-Sundae und füllte die letzten Felder des Kreuzworträtsels im Daily Telegraph aus, den er seiner Aktenmappe entnommen hatte. Er nahm keine Notiz von dem Pärchen in Jeans, das in der Ecke knutschte.
    Nach einer

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