Das vierte Protokoll
halben Stunde verlangte Berenson die Rechnung, ging damit zur Kasse, zahlte und ging.
»Er ist wieder auf der Straße«, meldete Len Stewart. »Meine beiden Leute sind im Lokal geblieben. Er geht jetzt die High Street entlang. Sucht vermutlich ein Taxi. Ich kann jetzt meine Leute drinnen sehen. Sie bezahlen gerade an der Kasse.«
»Fragen Sie Ihre Leute, was er dort drinnen getan hat«, sagte Preston. Irgend etwas ist faul an der Sache, dachte er. Schön, es mochte eine besonders gute Eisdiele sein, aber die gab es auch in Mayfair und im West End, direkt am Weg vom Ministerium nach Belgravia. Warum sollte jemand bis über den Regent's Park hinaus nach St. John's Wood fahren, nur um ein Eis zu essen?
Stewarts Stimme meldete sich wieder.
»Jetzt kommt ein Taxi. Er winkt ihm. Moment, meine Leute aus der Eisdiele sind da.«
Das Funkgerät schwieg eine Weile. Dann:
»Offenbar hat er sein Eis gegessen und das Kreuzworträtsel im Daily Telegraph gelöst. Dann hat er bezahlt und das Lokal verlassen.«
»Und die Zeitung?« fragte Preston.
»Hat er liegenlassen... Moment... Dann ging der Inhaber zum Tisch, wischte ihn ab und nahm den leeren Eisbecher und die Zeitung mit nach hinten in die Küche... Jetzt sitzt er im Taxi und ist losgefahren. Was sollen wir tun... dranbleiben?«
Preston überlegte fieberhaft. Harry Burkinshaw und Team B waren von Sir Richard Peters abgezogen worden und hatten ein
paar Tage frei. Sie waren wochenlang in Regen, Kälte und Nebel draußen gewesen. Jetzt war nur ein Team im Einsatz. Wenn er dieses Team aufteilte und Berenson verlor, so daß dessen Treff unbemerkt über die Bühne gehen konnte, würde Harcourt-Smith ihm das Fell über die Ohren ziehen. Er faßte einen Entschluß.
»Len, schicken Sie einen Wagen hinter dem Taxi her. Ich weiß, das reicht nicht, wenn der Kerl sich zu Fuß davonmacht. Aber alle übrigen Leute müssen die Eisdiele im Auge behalten.«
»Wird gemacht«, sagte Len Stewart und ging aus der Leitung.
Preston hatte Glück. Das Taxi fuhr zu Mr. Berensons Club im West End und setzte ihn dort ab. Er ging hinein. Allerdings, dachte Preston, konnte der Treff auch dort stattfinden.
Len Stewart betrat die Eisdiele und blieb bis Ladenschluß bei einem Kaffee und dem Evening Standard sitzen. Nichts geschah. Als geschlossen wurde, forderte man ihn auf, zu gehen, und er tat es. Das auf der Straße verteilte Vier-Mann-Team sah, wie die Angestellten herauskamen, der Inhaber die Tür abschloß, die Lichter erloschen.
Von der Cork Street aus versuchte Preston, das Telefon der Eisdiele anzuzapfen und die Identität des Inhabers feststellen zu lassen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Signor Benotti, einen legal eingewanderten gebürtigen Neapolitaner, der seit zwanzig Jahren ein untadeliges Leben führte. Um Mitternacht waren die Telefone in der Eisdiele und in Signor Benottis Wohnung in Swiss Cottage angezapft. Ohne Ergebnis.
Preston verbrachte eine schlaflose Nacht in der Cork Street. Um zwanzig Uhr war Stewarts Ablösung eingetroffen, die die Eisdiele und Benottis Haus die ganze Nacht hindurch beobachtete. Am Freitagmorgen um neun Uhr ging Benotti zu Fuß wieder in seine Eisdiele und öffnete sie um zehn Uhr. Um die gleiche Zeit rückten Stewart und die Tagschicht an. Um elf Uhr meldete sich Stewart.
»An der Vordertür hält ein kleiner Lieferwagen«, sagte er zu Preston. »Der Fahrer verlädt offenbar Großpackungen mit Eiscreme. Scheint, daß sie Kunden beliefern.«
Preston rührte in seiner zwanzigsten Tasse mit scheußlichem Kaffee. Die Müdigkeit trübte allmählich sein Denken.
»Weiß ich«, sagte er. »Es war am Telefon davon die Rede. Schicken Sie einen Wagen und zwei Leute hinter dem Lieferauto her. Jeden Empfänger einer Bestellung notieren.«
»Dann bleiben mir nur noch ein Wagen und zwei Mann, mich eingeschlossen«, sagte Stewart. »Verdammt dünn im Stadtverkehr.«
»In der Charles Street wird gerade die Einteilung besprochen. Ich will versuchen, ein Extrateam lockerzumachen«, sagte Preston.
Der Eiscremewagen belieferte an diesem Vormittag zwölf Kunden, alle in der Gegend St. John's Wood - Swiss Cottage, und zwei sehr viel weiter südlich, in Marylebone.
Einige Lieferungen gingen in große Wohnblocks, wo die Observanten Mühe hatten, nicht aufzufallen, aber sie notierten jede Adresse. Dann fuhr der Lieferwagen zur Eisdiele zurück.
Am Nachmittag machte er keine Tour.
»Bringen Sie mir doch die Liste auf dem Heimweg in der Cork Street
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