Das Vigilante Prinzip (German Edition)
du in der 3460 14th Northwest sein?«
Ein Brummen erklang im Telefon. Dann ein Gähnen. »Alter, wenn Sie mir jetzt noch sagen, in welchem Stadtteil das ist.«
»Columbia Heights.« Vigilante rechnete damit, dass der Kleine nicht motorisiert war. »Es gibt eine Metro Station hier in der Nähe. Vierhundert Meter Fußweg.«
»Moment.« Ein Schaben war zu hören. Offensichtlich machte sich Wolverine Notizen. »Ich hab’s. Geben Sie mir eine Stunde.«
»Eine Stunde? Und wenn dein Leben davon abhängen würde?«
»Wäre ich vermutlich jetzt tot. Eine Stunde, Alter.«
*
Phase Drei.
Dr. Judas Kane konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass man ihn im Weißen Haus nicht ernst nahm. Nach der Aktion in Nordkorea war man noch immer nicht gewillt, auf seine Forderungen einzugehen.
»Wer nicht hören will …«
Kane befand sich in Leopold’s Kafe , einem gemütlichen Lokal mit nettem Ambiente in Georgetown und gönnte sich das Leopold’s Frühstück für zehn Dollar. Zwei Eier auf Toast mit gegrilltem Schinken. Dazu einen Kaffee Latte. Neben der Washington Post lag ein Tablet-PC, der momentan eine Nachrichtenapplikation der New York Times zeigte, doch im Hintergrund lief ein Programm, das Kane selbst geschrieben hatte und das sich jederzeit mit dem bereits verbreiteten Wurm in Verbindung setzen konnte. Sein Wurm war im Grunde harmlos, nur mit der entsprechenden Zusatzsoftware, mutierte er zu einem bösartigen Gegner.
Judas Kane beugte sich über den Tisch und wechselte mit einem Fingertipp über den Taskmanager zu seiner App, die er liebevoll Judaskiss genannt hatte, schon lange bevor er überhaupt wusste, was er damit anstellen würde. Er rief die virtuelle Bildschirmtastatur auf und gab sein Passwort ein. Es folgte eine zweite Passwortabfrage, ehe ihn das Programm weiter ließ. Eine Übersichtskarte erschien. Kane wählte China, Pakistan und Indien aus. Das waren jetzt ein paar mehr Agenten, die er aufscheuchen würde. Wenn sie dann nicht reagierten, dann …
Ein dezenter Ton von einem Windspiel ließ ihn innehalten. Sein Telefon. Er deaktivierte die ausgewählten Icons und schaltete das Tablet aus. Bevor er nach seinem Telefon griff, schielte er über seine Brillenränder und beobachtete die anderen Gäste im Lokal. Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen. Der Klang des Windspiels war leise genug, dass er selbst einem Sitznachbarn am Nebentisch nicht auffiel. Doch die beiden Tische in Kanes Nähe waren frei.
Er blickte auf das Display. Ein grüner Androide winkte ihm zu, darunter waren zwei Wörter zu lesen: Unbekannter Anrufer.
Kane wog ab, ob er rangehen sollte oder nicht. Diese Mobilfunknummer besaßen nur wenige, hauptsächlich die Leute, von denen er einen Anruf erwartete.
»Ja?«
»Kane, sind Sie das?«
Er kannte die Stimme. Candice Ormond. Kane hatte mit jedem gerechnet, vom Direktor des FBI bis hin zum Präsidenten höchst selbst. Aber nicht mit Ormond.
»Miss Ormond, ich bin … verblüfft. Als ich gestern Ihre Nummer im Pentagon wählte, sagte man mir, Sie arbeiten nicht mehr im Sektor 3.«
Ormond sog scharf die Luft ein und stieß den Atem sogleich wieder aus. Kane hörte ein weiteres Einatmen und das tiefe Ausblasen von Zigarettenrauch. Sie war nervös.
»Das ist … richtig. Hören Sie, Dr. Kane. Ich habe keine Zeit, Ihnen das zu erklären. Aber was immer Sie gerade tun, Sie müssen damit aufhören!«
Kane lachte, woraufhin sich zwei, drei der anderen Gäste zu ihm umdrehten. Einer schüttelte den Kopf und vertiefte sich in die Morgenausgabe der Post . Die anderen widmeten sich einfach wieder ihrem Snack oder dem Kaffee.
»Miss Ormond, Sie schulden mir einen Chip.«
»Sie wissen so gut wie ich, dass ich Ihnen den nicht aushändigen kann«, sagte die Frau am anderen Ende der Verbindung.
»So lautete aber unsere Abmachung. Sie bekommen den Cellworm und ich die dreißig Chips der Serie Xtreme. Sie haben mich hintergangen, Ormond. Das wird Sie, Ihre Regierung, Ihr Land teuer zu stehen kommen!«
»Dr. Kane!«, fuhr Ormond dazwischen. »Als es um diese Abmachung ging, sprachen wir über dreißig veraltete Mikrochips, die ursprünglich für Reagans SDI-Programm entwickelt wurden. Die Chips waren wertlos, da das Programm in dieser Form nie realisiert wurde. Uns war es gleichgültig, was Sie damit anfangen, bis …«
Kane nippte an seinem Kaffee Latte. »Ich verstehe. Sie haben sich die Chips näher angeschaut.«
»Nein. Das Ganze war Zufall, eher Glück im Unglück, nennen Sie es,
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