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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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tun Sie das bitte nicht!«
    »Achtundzwanzig.«
    »Also gut, der Bote, der Ihnen die Chips überbracht hat … er ist vor der Übergabe überfallen worden, und man hat ihm den Starterchip entwendet.«
    Kane lachte. Er lachte so laut, dass sich ausnahmslos alle Gäste von Leopold's Kafe zu ihm umdrehten und ihn teils verwundert, teils verärgert anstarrten. Als er sich bewusst wurde, dass er die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zog, hob Kane beschwichtigend eine Hand und redete leise weiter ins Telefon.
    »Warum sind Sie nicht Schriftstellerin oder Drehbuchautorin geworden, Miss Ormond? Sie haben eine blühende Fantasie. Zugegeben, die können Sie auch im Nachrichtendienst gebrauchen, aber dann sollten Ihre Erklärungen nicht an den Haaren herbeigezogen wirken, sondern schon überzeugend sein.«
    »Es ist die Wahrheit, Kane.«
    Kane beherrschte sich, nicht einem neuerlichen Lachanfall zu erliegen. »Sie wollen mir also ernsthaft weismachen, jemand hat den Boten überfallen, ihm den Starterchip – ausgerechnet den Starterchip! - gestohlen und ihn mit den restlichen Prozessoren laufen lassen? Und der Dummkopf kommt mit nur neunundzwanzig Chips zum Treffpunkt und tut so, als sei nichts gewesen?«
    Kane merkte, wie sich seine Stimme bei jedem Wort hob und er schon wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit saß. Er leerte seinen Kaffee Latte und winkte der Bedienung, dass er zahlen wollte. Es war Zeit zu gehen, ehe jemand auf den Trichter kam, sein Gespräch zu belauschen und die Polizei rief.
    Wie aufs Stichwort hörte Kane in diesem Moment das Auf- und Abschwellen von Sirenen, dem Klang nach keine Feuerwehr und kein Notarzt. Das konnte Zufall sein, doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen. Statt auf die Bedienung zu warten, die noch mit einem anderen Gast beschäftigt war, klaubte er seinen Tablet-PC und die Washington Post zusammen und warf einen Bündel Dollarscheine auf den Tisch. Er wandte sich zum Gehen und bemerkte aus den Augenwinkeln den Mann, der vorhin den Kopf geschüttelt hatte, als Kane das erste Mal während des Telefonats lachen musste.
    Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Die Sirenen kamen näher.
    Der Mann legte die Zeitung beiseite und stand ebenfalls auf.
    Kane war auf halbem Wege zur Tür, er nahm den anderen am Rande seines Gesichtsfelds wahr. Der Mann war mit ihm auf gleicher Höhe. Kane wandte den Kopf und blieb automatisch stehen. Ihre Blicke begegneten sich. Der andere sah ihn kurz an, nickte ihm zu und ging vorbei bis zur Tür.
    Kane atmete auf und schalt sich einen Narren. Er sah bereits Gespenster und litt unter Verfolgungswahn.
    »Sind Sie noch dran, Dr. Kane?«
    Ormond. Er hatte sie ganz vergessen. »Also meinen Sie das ernst?«
    »Ich habe Ihnen doch gerade gesagt …«
    Das Szenario veränderte sich schlagartig. Der andere Gast war nicht durch die Tür nach draußen gegangen, sondern drehte sich jetzt um und versperrte Kane den Weg. Sein Sakko war geöffnet. Im Gürtelholster steckte eine Pistole in Reichweite der Hand des Mannes.
    Stühle wurden gerückt. Ein weiterer Gast erhob sich, zog den Reißverschluss seines Windblousons auf und schob eine Hand hinter den Gürtel.
    Kane drückte das Gespräch weg und steckte das Telefon in seine Jackentasche. Er starrte den Mann an der Tür an.
    »Wir können das sanft erledigen oder auf die harte Tour, Dr. Kane.«
    »Irgendwie hab ich erwartet, dass Sie das sagen würden. Kann ich Sie irgendwie überreden, Abstand von Ihrem Vorhaben zu nehmen?« Der Ausdruck im Gesicht des anderen verriet Entschlossenheit. Die Handbewegung zur Waffe, die noch im Holster steckte, war eindeutig.
    »Also eher nicht«, folgerte Kane und riss plötzlich den Tablet-PC hoch, den er zusammen mit der Washington Post in seinen Händen hielt.
    Der Mann an der Tür reagierte genauso schnell, wie sein Partner hinter Kane. Beide hielten ihre Waffen in den Händen, ehe Kane die Arme ganz ausgestreckt hatte.
    »Keine Panik, Bundesagenten! Wir haben alles unter Kontrolle!«
    Kane blickte nach hinten. Der Mann hielt neben der Pistole seine Dienstmarke hoch. Er schaute wieder nach vorn und schüttelte die Hände mit dem Tablet.
    »Ich warne Sie!«, rief Kane. »Kommen Sie mir nicht zu nah. Cellworm ist aktiv. Wenn ich nicht gleich meinen Code eingebe, können Sie sich von Ihren Freunden in China und im Iran verabschieden. Pakistan und Indien folgen sogleich.«
    Der Mann vor ihm zielte mit seiner Pistole direkt auf Kanes Brust. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, aber Sie

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