Das Vigilante Prinzip (German Edition)
eigene Mutter verriet.
»Ich melde mich morgen«, sagte Wolverine, trank die Cola aus und schob den Umschlag in seine Jeansjacke. Dann stand er auf, zögerte jedoch kurz. »Sie holen mich doch raus, falls ich auffliege, oder?«
Vigilante schmunzelte. »Mach dir keine Sorgen.«
Der Bursche nickte, drehte sich um und ging.
Eine Zeit lang blieb Vigilante sitzen und dachte darüber nach, ob er für seine Untersuchung alles in der richtigen Reihenfolge arrangiert hatte. Dabei kam er zu dem Schluss, dass sein Auftraggeber die Schwachstelle blieb. Ob der Chief of Staff Informationen zurückhielt, oder es eher die Hexe von der NSA war, wusste er noch nicht. Was er aber definitiv wusste war, dass er verdammt vorsichtig bei jedem Schritt sein musste, den er tat. Bei genauerer Betrachtung war es vermutlich das Beste, den Auftrag zu stornieren. Dagegen sprachen zehn Millionen Dollar, die er Uncle Sam aus dem Kreuz geleiert hatte.
*
Sieben verpasste Anrufe. Mark Vigilante hätte das Samsung Smartphone am liebsten gegen die Wand geworfen, doch bevor er die Bewegung ausführen konnte, klingelte es bereits erneut. Ohne auf das Display zu schauen ging er diesmal ran und stützte sich auf einen Ellbogen. Die Matratze seines Bettes ächzte.
»Guten Morgen«, sagte er.
»Wo zur Hölle stecken Sie?« Es war die NSA-Hexe.
Vigilante war plötzlich hellwach und richtete sich im Bett auf. Wie beiläufig fiel sein Blick auf den Wecker. Es war halb zehn. Vielleicht hätte er gestern Abend den Wein weglassen sollen, als er nach drei Dosen Budweiser beim Spiel der Red Sox gegen die Cleveland Indians feststellen musste, dass ihm das Bier ausgegangen war. Am Boden der Flasche Merlot war nur noch ein Nüsel zu sehen. Vielleicht hatte er es ein wenig übertrieben.
»Ich bin zu Hause«, sagte er.
»Wissen Sie eigentlich, was da draußen los ist?«
Er wünschte sich, sie würde sich beruhigen. Ihr Stimme klang wie ein Presslufthammer, den man direkt an seinem Gehörgang angesetzt hatte.
»Nein, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass Sie es mir gleich erzählen … Lydie, war richtig, oder?«
Ein Schnauben stob aus dem Lautsprecher. »Ist immer noch richtig. Ist die Leitung sicher?«
Vigilante seufzte, nahm das Telefon vom Ohr und berührte das Icon einer Anwendung auf dem Schirm. Er setzte einen Haken und gab ein Passwort ein, ehe er das Gerät wieder ans Ohr setzte. »Ich habe eine Verschlüsselung zugeschaltet.«
»Wir haben vier Agenten in Nordkorea verloren.« Lydie sprach jetzt mit ruhiger Stimme. Professioneller, nicht mehr so aufgebracht. »Und ich fürchte, unser Netzwerk in China ist das nächste Ziel.«
»Was hat das mit Kane zu tun?« Vigilante stand auf und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Auf dem Weg ins Bad kam er am Garderobenspiegel vorbei und wünschte sich, er hätte nicht hinein geblickt. Sein Gesicht war zerknautscht, die Augen verquollen und die Haare standen ihm zu Berge. Nichts, was eine Dusche und starker Kaffee nicht wieder in Ordnung bringen konnten.
Während Lydie weiter redete, stellte sich Vigilante vor das Klo und urinierte.
Die NSA-Mitarbeiterin hielt inne. »Pinkeln Sie etwa, während wir telefonieren?«
»Sie sind ziemlich vorlaut, Herzchen«, gab er zurück und zog ab. Als das Rauschen des Wassers verklungen war, ging er zum Waschbecken. »Ich frage Sie ja auch nicht, ob Sie masturbieren, während wir telefonieren.«
»Sie …!«
Er drehte den Wasserhahn auf und legte das Telefon beiseite. Auf den Schwall ihrer Flüche und Beschimpfungen konnte er getrost verzichten. Er wusch sich lieber das Gesicht und tauchte seinen Kopf unter den kalten Wasserstrahl. Als er sich mit einem Handtuch trocken rieb und das Gezeter aus dem Telefon neben dem Waschbecken anschwoll, überlegte er, ob er nicht doch erst noch die Dusche nehmen sollte. Er seufzte und griff nach dem Galaxy.
»… ein chauvinistisches …. Scheusal!«, hörte er Lydies Worte noch aus dem Lautsprecher.
»Sind Sie jetzt fertig?«
»Ich …« Es schien, als wollte sie wieder loslegen, doch diesmal fuhr Vigilante dazwischen.
»Sie verhalten sich unprofessionell, meine Teuerste. Es wäre schön, wenn wir jetzt wieder zurück zum Thema kommen könnten.«
Er hörte ein Schnauben. Dann ein tiefes Durchatmen.
»Also gut, aber wir sind noch nicht fertig, Vigilante.«
»Wenn Sie glauben.«
»Kane.« Noch ein Einatmen, ehe sich Lydie wieder unter Kontrolle hatte. »Er hat seinen Wurm freigesetzt und ist an
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