Das Vigilante Prinzip (German Edition)
wie John McClane.«
*
Kanes Lungen brannten. Er stürmte an den Menschen vorbei und rannte hinter einem FedEx-Büro rechts in eine kleine Seitengasse. Hier war so gut wie nichts los. Zwei, drei Passanten, die sich aufgrund der Unfälle und Schüsse ebenfalls in die Straße geflüchtet hatten und ein Auto waren zu sehen. Der Bodenbelag bestand aus Kopfsteinpflaster. Zu beiden Seiten der Gasse zweigten Einfahrten in Tiefgaragen ab. Kane lief geradeaus weiter. Die Straße führte bergauf, was ihm nach ein paar Metern schon Atemnot bescherte. Er war nie gut im Laufen gewesen. Wofür gab es Fahrzeuge?
Rechts eine Einfahrt, die an einem hohen Gatter endete. Links herein eine Sackgasse. Er lief geradeaus weiter. Verschlossene Garagentore. Eingänge zu Wohnhäusern. Nein, er musste in Bewegung bleiben und durfte sich jetzt keine Zuflucht suchen.
Zwanzig Meter noch bis zum Straßenende. Hinter sich hörte er aufgeregte Rufe. Dann einen Schuss. Kane zuckte zusammen. Etwas fiepte an seinem Ohr vorbei, dann zersprang ein Klinkerstein in der Hauswand links neben ihm und feine Gesteins- und Putzbröckchen prasselten auf ihn nieder.
Er erreichte das Ende der Straße und verschwand links um die Ecke. Eine Allee mit Wohnhäusern, deren Eingänge über einige kurze Treppen zu erreichen waren und am Straßenrand parkende Wagen, tat sich vor ihm auf.
Weiter.
Er schaffte es bis zur nächsten Kreuzung. Links hinunter ging es zurück zur M Street, wo er auf keinen Fall hinwollte. Also rannte er quer über die Straße in die 34. hinein. Ein Baum am Rand des Gehwegs rettete ihm das Leben. Der Schuss kam so unvermittelt, dass Kane stolperte. Die Kugel schlug in die Rinde ein. Kane hetzte über einen grünen Hydranten hinweg und war um die Ecke verschwunden, ehe der Schütze ein weiteres Mal schießen konnte.
Statt auf der rechten Seite zu bleiben, eilte Kane nach zwei parkenden Fahrzeugen wieder über das Pflaster und duckte sich hinter einem Chevrolet SUV. Seine Beine trugen ihn jedoch einfach weiter. An eine Verschnaufpause war nicht zu denken, wenn er diese Situation lebend überstehen wollte.
Er wagte nicht, zurückzuschauen. Als er an der nächsten Kreuzung anlangte, wusste er jedoch instinktiv, dass sein Verfolger spätestens jetzt ebenfalls in die 34. Straße einbiegen musste. Geschützt von Fahrzeugen und Bäumen orientierte sich Kane wieder nach links und lief in die N Street, die wesentlich schmaler war, als ihre Parallelstraße weiter südlich. Er blieb auf dem Gehweg, rannte auf die Kreuzung zu.
Rechts am Straßenrand eine Baustelle.
Dahinter eine Toreinfahrt.
Tor geschlossen.
Keine Chance.
Linke Seite Hauseingänge. Zwei Passanten auf dem Weg. Ein Dackel an der Leine. Eine Holzverbindungstür zu einem Hinterhof, ebenfalls geschlossen.
Nein.
Knapp zehn Meter vor der Kreuzung wollte er die Straßenseite wechseln, entschied sich jedoch auf dieser Seite zu bleiben. Hinter der Kreuzung befand sich das östliche Campusviereck der Georgetown University. Der perfekte Ort, um sich zu verstecken, aber auch der perfekte Ort, um viele Menschen in Gefahr zu bringen.
Sein Gewissen regte sich nur kurz, dann schob er seine Bedenken beiseite. Zu seiner eigenen Überraschung lief er jedoch nicht über die Kreuzung, sondern fünf Meter zurück in eine Einfahrt zwischen zwei Häusern. Sie endete vor einer Holzwand, doch daneben konnte man sich in den angrenzenden Garten vorbeiquetschen.
Kane drückte sich an der Hauswand entlang und ging dahinter in die Hocke. Erst jetzt merkte er, wie sehr sein Puls raste, wie heftig sein Atem ging und wie ihm der Schweiß in Sturzbächen über das Gesicht lief. Er schloss die Augen und versuchte tiefer zu atmen, doch es gelang ihm nicht. Er sog gierig die Luft ein, stieß sie aus, sog erneut, und das Geräusch das er dabei verursachte, klang in seinen Ohren so laut, dass er glaubte, seine Verfolger mussten es auf hundert Meter Entfernung hören können.
Bumm. Bumm.
Seine Schläfen pochten.
Er hockte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. Sein Hinterkopf eckte an dem harten Stein an. Er spürte es nicht einmal. Kane musste zur Ruhe kommen. Sein Hals kratzte. Sein Schädel fühlte sich an, als wolle er jeden Moment zerplatzen. Er musste nachdenken. Wie hatten sie ihn gefunden? War das Telefonat verfolgt worden? Hatten sie so seine Position lokalisiert? Aber die beiden Typen, die ihn aus dem Café geschleppt haben, gehörten nicht zum U.S. Marshals Service. Wer waren
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