Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Seitenspiegel, dass der Bursche nur ein Mädel in Hotpants und engem Top angestarrt hatte.
»Ein bisschen Kultur täte dir gut.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Wolverine.
Jetzt waren sie schon beim wir . Das konnte noch heiter werden. Vielleicht sollte Vigilante versuchen, den Jungen loszuwerden, ehe er den Tatort am Leopold’s Kafe erreichte.
Sie kamen noch etwa zweihundert Meter weit, als sich plötzlich der Verkehr staute. Vigilante blickte zum Straßenschild. Wisconsin Avenue. Hinter der Kreuzung befand sich auf der linken Seite der Eingang zu einem mittelgroßen Einkaufspark. Doch das verursachte nicht den Stau, sondern vielmehr die beiden Streifenwagen, die sich quer auf der M Street postiert hatten und den Verkehr über die Wisconsin Avenue nach Norden und Süden umleiteten.
»Was ist denn da los?«, fragte Wolverine.
Vigilante erinnerte sich an die SMS, die Delvecchio ihm geschickt hatte.
Polizeifunk.
Er schaltete das Radio ein und wählte die Frequenz, die die Behörden benutzten. Etliche Funksprüche koordinierten einen Einsatz auf der M Street. Unterstützung wurde angefordert. Es wurde von Verkehrsunfällen und Schüssen berichtet. Ein S.W.A.T.-Team war bereits unterwegs.
»Verdammt! Wir kommen zu spät.«
»D-d-d-da wollen wir hin?« Der junge Hacker starrte nach vorn, seine Finger verkrampften sich so fest um das Gehäuse seines Laptops, dass der Kunststoff knarzte.
Vigilante seufzte und wandte sich dem Burschen zu. Er konnte jetzt nicht mehr viel tun. Bis zum Café waren es zweihundertfünfzig bis dreihundert Meter, aber der Verkehr war dicht. Selbst wenn er zu Fuß weiterging, würde er nicht mehr rechtzeitig dort eintreffen.
»Was bedeutet das alles?«, fragte Wolverine.
»Dieser Dr. Kane hat Scheiße gebaut. Ich soll ihn für Uncle Sam schnappen. Das Problem ist, dass Uncle Sam auch Scheiße gebaut hat. Es gibt jetzt also keine Grenze mehr zwischen Gut und Böse.«
»Wir kämpfen gegen das Imperium«, murmelte Wolverine.
»Nein, wir kämpfen nicht dagegen. Aber wir gehorchen auch nicht mehr blind. Kane ist anscheinend vom U.S. Marshals Service aufgegriffen worden, nur wissen die nichts davon. Also muss ich annehmen, dass dort Typen sind, die sich für Marshals ausgeben. Ich muss dorthin, verstehst du?«
Innerlich schüttelte Vigilante den Kopf. Warum erzählte er dem Burschen das überhaupt? Er wusste so gut wie nichts über Wolverine, nicht mal seinen Namen, nur dass er der Bruder einer von Madame Dunoires Hostessen war.
Der Junge blickte zu Vigilante, dann zur Straße. Noch immer war an ein Weiterkommen nicht zu denken, nicht einmal über die Wisconsin Avenue. Der Verkehr floss nur träge, und bis sie bei der Kreuzung waren, dauerte es sicherlich noch ein paar Minuten.
Wolverine nickte mit dem Kinn zum Radio. »S.W.A.T.«, sagte er. »Die setzen ein Spezialkommando ein.«
»Und?«
»Immer mit Helikopterunterstützung.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Vigilante.
»Auf zwei Dinge.« Der Junge klappte seinen Laptop wieder auf. »Sister Black sagte, Sie arbeiten für eine Regierungsbehörde.«
»WLEC.« Vigilante dachte an die Scheinbehörde, die Coolridge ins Leben gerufen hatte, um ihm Rückendeckung und Bundesvollmachten zu geben.
»Dann sollten wir es folgendermaßen machen. Sie funken das S.W.A.T.-Team an und reservieren sich einen Platz in dem Heli. Ich hacke mich in deren Bordnetz und bin Ihr Auge über deren 360-Grad Kamera. Mit meinem Baby hier kann ich Tausende von Daten besser und schneller auswerten als die Cops.«
Vigilante runzelte die Stirn. »Besser als die Cops, ja?«
»Hören Sie, ich gebe nicht an. Special Weapons And Tactics. In dem Wort kommen nur Wummen und Taktik vor, keine Rede von Computerequipment. Die arbeiten nicht mit den neuesten Methoden und haben gar nicht die Rechenpower, um alle Informationen in Kürze auszuwerten. Glauben Sie mir, ich habe einige Überwachungsprogramme geschrieben, die die vor Neid erblassen lassen würden.«
»Dann frage ich mich, warum du hackst und dich nicht bei denen vorgestellt hast.«
»Das wollen Sie echt nicht wissen, Alter.«
Vigilante sah den anderen eine Weile an. Bevor er sich entscheiden konnte, streckte ihm dieser plötzlich die Hand hin.
»Rick Mercer. Das ist mein Name.«
Vigilante ergriff seine Hand. »Du setzt wohl alles dran, um das Ganze hier doch noch zu einem guten Abschluss zwischen uns zu bringen.«
»Klar.«
»Eines solltest du aber wissen: Ich habe keine gut aussehende Tochter,
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