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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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einen beschissenen Plan B aus der Trickkiste.
    »Letzte Möglichkeit«, sagte Mrs. White hinter ihm. »Wo ist der Chip?«
    Vigilante legte den Kopf schief. Die Bewegung war eher unbeabsichtigt, doch die Gegnerin reagierte trotzdem und machte ihre Drohung wahr. Ein schallgedämpfter Schuss peitschte durch den gefliesten Waschraum der Toiletten. Die Kugel zischte an Vigilantes Ohr vorbei, verfehlte die vor ihm stehende Miss Magenta nur um Haaresbreite und schlug in die Kacheln auf der gegenüberliegende Seite ein, die daraufhin in einen Haufen Splitter zersprangen.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, schrie Miss Magenta. »Ich stehe genau in der Schusslinie!«
    »Stellen Sie sich nicht so an, ich bin eine gute Schützin.«
    »Das hat man gerade gesehen. Das sah für mich eher danach aus, als wollten Sie eine unliebsame Konkurrentin aus dem Weg räumen.«
    Vigilante spannte die Muskeln an. Der Streit unter den beiden konnte sein Vorteil sein, wenn er den richtigen Augenblick abpasste und die Frauen in ihrer Aufmerksamkeit nachließen.
    »Ich bitte Sie, warum sollte ich das tun?«
    »Oh, das ist doch ganz einfach.« Miss Magenta erhob ihre Stimme und fügte einen schnippischen Tonfall hinzu. »Durch vier lässt es sich einfacher teilen.«
    Vier , dachte Vigilante.
    »Sie reden zuviel, Miss Magenta.« Nun wurde die Stimme von Mrs. White wütend.
    Nein, nein, red nur weiter, Mädchen. Redet beide weiter. Vigilante musste sich bemühen, nicht zu grinsen. Die beiden machten das großartig, wenn jetzt nur noch …
    Ein Handyklingeln unterbrach die Streitszene zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
    Vigilantes Telefon.
    Es bedurfte weniger als einen Lidschlag für den Ex-Secret-Service-Agenten, die Überraschung der Frauen zu seinem Vorteil zu nutzen. Noch während Miss Magenta eine Sekunde länger brauchte, um zu erfassen, wessen Handy läutete, duckte sich Vigilante und setzte einen Tritt nach hinten an. Sein Schuhabsatz grub sich mit voller Wucht in Mrs. Whites Bauch. Er rammte ihr den Ellbogen ins Gesicht, griff nach ihrer Waffe und entwand sie ihr mit einer raschen Drehung.
    Während die Weißhaarige zu Boden segelte schwang Vigilantes Schusshand in Miss Magentas Richtung. Die andere Frau war schnell und hatte ihre P99 bereits gezogen, doch sie befand sich noch in der Bewegung und hätte noch eine halbe Sekunde länger benötigt, um auf Vigilante zu zielen.
    Es knackte hässlich, als sich ein Schuss von dem Mündungsloch des Schalldämpfers löste und die Kugel in Miss Magentas Brust fuhr. Die Frau zuckte zusammen, ließ ihre Pistole fallen und starrte Vigilante mit verständnislosem Blick an. Dann sah sie an sich herunter, knickte dabei in den Knien ein und fiel zu Boden.
    Vigilante fuhr herum zu Mrs. White, doch zu seiner Überraschung hatte sie die kurze Zeit genutzt, sich aus dem Staub zu machen. Die Toilettentür fiel gerade ins Schloss. Bevor Vigilante ihr hinterher setzte, beugte er sich über die Tote und zog ihr den Funkempfänger aus dem Ohr. Er  riss die Tür auf und stürmte nach draußen, direkt in eine Menschenmenge, die auf den AeroTrain wartete und ihn mit gezogener Waffe sah.
    Panik brach aus.
    Vigilante tat das Einzige, das er in dieser Situation tun konnte. »Bundesagent! Alle runter. Alles runter! Ich bin Bundesagent!«
    Die Menschen stoben auseinander. Einige gingen in die Hocke. Andere warfen sich zu Boden. Etliche versuchten durch den Eingang zur Station zu fliehen, während wieder andere ihr Heil mit einem Sprung auf die Gleise suchten.
    Zumindest war der Weg plötzlich einigermaßen frei, doch von Mrs. White konnte Vigilante keine Spur entdecken. Er rannte zum Ausgang der Zugstation, sah sich aufmerksam um, doch die Gegnerin war nicht unter den Leuten am Bahnhof auszumachen. Bei ihrem schlohweißen Haar wäre sie kaum zu übersehen gewesen. Es sei denn, sie trug eine Perücke, die sie sich vom Kopf gezogen hatte. In dem Fall würde Vigilante sie kaum wiedererkennen, dafür hatte er zu wenig von ihr gesehen.
    »Hände hoch und keine falsche Bewegung!«
    Flughafensicherheit. Zwei Mann mit gezogenen Waffen kamen auf ihn zu.
    Verflucht! Vigilante hielt die Pistole am Griff hoch und rief: »Ich bin Bundesagent! Sie behindern eine Ermittlung, meine Herren!«
    »Die Waffe runter. Los, auf den Boden!«
    Vigilante seufzte und ließ die erbeutete Pistole fallen. Eine Hand behielt er oben, mit der anderen fasste er sich umständlich in die Innentasche seiner Jacke.
    »Keine Bewegung, Mister!«
    »Ruhig Blut, Jungs.

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