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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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anderen sich bereits zerstreuten, blieb Miss Magenta bei der Weißhaarigen zurück und betrachtete das Bild ihres Opfers. Hübscher Kerl. Eigentlich zu schade. Aber bei 70.000 Dollar Preisgeld fragte man nicht nach der Optik. Man erledigte den Job einfach.
     
    *
     
    Der Zollbeamte winkte Mark Jedediah Vigilante durch, nachdem er seinen Pass gesehen hatte. Willkommen zu Hause. Zurück in Washington. Der Lufthansa-Flug war ereignislos verlaufen. Den größten Teil hatte Vigilante geschlafen, zuvor aber die Flugbegleiterin gebeten, ihn zu den Mahlzeiten zu wecken. Auf halber Strecke hatte er überlegt, im Weißen Haus anzurufen, doch ohne sichere Leitung war es zu riskant, dem Präsidenten von dem Mikrochip in seiner Tasche zu berichten.
    Vigilante war mit leichtem Gepäck gereist. Er hatte nur eine Tasche dabei, die er in der Business Class unter dem Sitz aufbewahrte. Statt nach dem Zoll- und Einwanderungsschalter die Gepäckausgabe anzusteuern, marschierte er direkt auf den Durchgang zum AeroTrain zu. Im Grunde würde ihm nach dem langen Flug ein Fußweg gut tun. Die unterirdische Anlage bot auch einen Tunnel vom B-Terminal zum Hauptterminal für Passagiere, die auf eine Mitfahrgelegenheit verzichten wollten an. Doch Vigilante wollte so schnell wie möglich den Chip abliefern und dem Präsidenten Bericht erstatten. Dann war dieser Auftrag endlich erledigt.
    Bevor er die Station des AeroTrains, der unterirdischen Zugverbindung zwischen den Terminals des Washington Dulles International Airports betrat, hielt er an und zog sein Smartphone aus der Jackentasche. Er wählte die Nummer des Weißen Hauses mit der direkten Durchwahl von George Jordan, dem Sicherheitsberater des Präsidenten.
    »Ja? Jed, sind Sie das?«
    »Ja, Sir. Ich wollte mich nur kurz zurückmelden und einen Termin machen.«
    »Gut. Haben Sie …?«
    »Nicht am Telefon, Sir.«
    »Verstehe. Können Sie direkt vorbeikommen? Der P... Bill hätte einen Termin frei.«
    Vigilante sah, dass der AeroTrain in die Station einfuhr. Er passierte den gläsernen Durchgang. »Wenn Bill Verständnis dafür hat, dass ich mich zuletzt gestern Abend geduscht und einen Transatlantikflug hinter mir habe.«
    »Ich denke, das wird ihm nichts ausmachen.«
    »Fein. Dann bin ich auf dem Weg zu Ihnen. Schätzungsweise in einer halben bis dreiviertel Stunde da.«
    Er unterbrach die Verbindung und betrat den Wartebereich vor den Gleisen. Der Zug hielt an. Seine Türen öffneten sich. Passagiere stiegen aus. Andere warteten, um einzusteigen. Vigilante reihte sich ein und blickte sich um. Keine Verdächtigen zu sehen. Warum auch? Er glaubte nicht, dass irgendjemand seinen Rückflug von Deutschland verfolgt haben könnte. Crawfords Team war weitgehend ausgeschaltet, auch wenn es nicht alle Mitglieder erwischt hatte. Simonis' Schergen dürften sich noch in Europa tummeln. Es gab keinen Grund zur Besorgnis.
    In die Schlange vor dem Zug kam Bewegung. Vigilante ließ einen älteren Herrn mit Stock vor, dann noch eine Frau mit Kinderwagen und zwei jüngere Damen in knappen Miniröcken. Zumindest konnte er jetzt die Aussicht genießen und musste nicht darauf achten, wohin er trat und wen er vielleicht aufscheuchte.
    Noch während er seinen Blick auf den Hintern der beiden Mädels haften ließ, spürte er plötzlich Metall in seinem Nacken. Das darauf folgende Klicken, das von einem gerade gespannten Hahn herrührte, ließ ihn erstarren.
    »Nicht so eilig«, raunte eine tonlose Stimme dicht bei seinem Ohr. »Sie werden nicht in den Zug steigen.«
    Vigilante behielt den Blick nach vorn und sah, wie sich die Zugtüren hinter den Frauen in Miniröcken schlossen. Der alte Mann sah aus dem Fenster, seine Stirn in fragende Falten gelegt. Der Zug fuhr an und rauschte aus dem unterirdischen Terminal.
    »Gehen Sie nach rechts zu den Toiletten. Keine Dummheiten, ich drücke sofort ab, falls Sie etwas versuchen.«
    Vigilante folgte der Aufforderung. Obwohl die Worte noch immer geflüstert waren, glaubte er eine weibliche Stimmlage herauszuhören. Er gehorchte. Für den Moment. So lange er nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte und ob die Person einen lockeren Finger besaß, konnte er ohnehin nichts unternehmen.
    Während er der Aufforderung Folge leistete, beobachtete er die Umgebung. Neue Fahrgäste, die auf den nächsten Zug warteten, betraten den Terminalbereich. Niemand schenkte ihm oder seinem Schatten Beachtung. Erst als sie in die Nähe der Toiletten kamen, gewahrte Vigilante eine andere

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