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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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Joseph Gon in die Wange biss, bei einer Schlägerei, die sich angeblich um Wachschichten, in Wirklichkeit aber um die Taille meiner Mutter drehte, entführten Deutsche und Palästinenser ein Flugzeug, das in Athen Zwischenlandung gemacht hatte. In dem Flugzeug waren zweihundertsechzig Zivilisten. Es war die Entführung, die dann die Operation Entebbe auslöste, oder auch die Operation Yonatan, wie manche Leute sie meines Wissens wegen des getöteten Yonatan nennen.
    Die Entführer landeten zum Tanken in Libyen. Eine Passagierin, die Krankenschwester war, täuschte eine Fehlgeburt vor und wurde bei der Zwischenlandung freigelassen. Sie hatte einen britischen und einen israelischen Pass. Ihre Mutter war gerade gestorben, und ihr Vater war krank. Nur wenige Wochen zuvor hatte sie geheiratet. Sie war nicht schwanger, konnte die Entführerin aber davon überzeugen, dass sie das Baby verlieren könnte.
    In Libyen zwangen die Entführer den Piloten, nach Uganda weiterzufliegen. Sie landeten auf dem Flughafen von Entebbe. Idi Amin, der als Armeekoch angefangen hatte, genau wie der Armeekoch, der meiner Mutter hart gekochte Eier und Küsse auf den Hals gab, war da kein Koch mehr, sondern der Herrscher von ganz Uganda. Er arbeitete mit den Entführern zusammen, und deshalb fiel es leicht, alle Passagiere in dem einen Flughafengebäude zu versammeln. Die Deutschen fingen an herumzukommandieren und wiesen die jüdischen und israelischen Passagiere einer Gruppe und die nicht jüdischen einer anderen zu.
    Der Flugkapitän war kein Jude, beharrte aber darauf zu bleiben, denn er war ja schließlich der Kapitän. Seine elfköpfige Besatzung blieb auch. Sie blieben alle am Leben, aber der Kapitän wurde von Air France entlassen, weil er geblieben war. Am Ende bekam er einen Orden von Jitzchak Rabin, dem damaligen Ministerpräsidenten von Israel, weil er Juden beschützt hatte, und dann wurde Jitzchak Rabin wieder Ministerpräsident und von einem israelischen Juden erschossen, der ihn hasste.
    Wichtig ist nur, dass der Kapitän blieb, wobei unklar ist, ob er bei der Befreiungsaktion überhaupt behilflich war. Die Entführer verlangten, Israel und die europäischen Nationen müssten Freiheitskämpfer und Anarchisten aus ihren Gefängnissen freilassen. Alle, auch meine Mutter, glaubten, dazu würde es auch kommen. Die Soldaten am Strand fragten sich, ob das Flugzeug mit den Freiheitskämpfern auf ihrem Stützpunkt auftanken würde, und wenn ja, ob der Koch dann versuchen würde, das Flugzeug mit den Freiheitskämpfern am Weiterfliegen zu hindern, denn ein Freiheitskämpfer hatte mal einen Bus in die Luft gejagt, in dem die Mutter des Kochs gesessen hatte, und sie war bei dem Anschlag blind geworden. Die Mutter drängte den Koch schon die ganze Zeit, sie zu töten. Die Entführer sagten, sie würden am 1. Juli anfangen, Leute zu töten, waren dann aber bereit, bis zum 4. Juli zu warten, weil das für die Amerikaner ein symbolischer Tag war. Eine fünfundsiebzig Jahre alte Frau namens Dora wäre fast an ihrem Essen erstickt, also ließen die Entführer sie in ein ugandisches Krankenhaus bringen, weil noch nicht der 1. Juli war und sie sie noch nicht töten konnten.

    Niemand glaubte, dass es eine Befreiungsaktion geben würde, abgesehen von den Leuten, die losgeschickt wurden, um die Geiseln zu befreien. Das rote Telefon meiner Mutter klingelte morgens um fünf, und sie war allein im Tower. Sie malte sich gerade ein Mädchengesicht auf den Knöchel. Sie wusste nicht warum, aber das Mädchen sah immer entweder überrascht oder wütend aus, und so sehr sich meine Mutter auch bemühte, sie schaffte es nicht, den Ausdruck zu ändern. Am Ende hatte sie nur einen blauen Tintenklecks auf ihrer dunklen Haut.
    Als das Telefon klingelte, schrie sie auf. Es war Frieden, und sie hatte das Telefon noch nie klingeln gehört. In der Jerusalemer Wohnung gab es kein Telefon. Am Eingang zum Markt gab es ein Münztelefon. Als sie das rote Telefon abnahm, hörte sie am anderen Ende der Leitung eine Männerstimme. Sie hörte sich ganz anders an als die Pilotenstimmen im Funkgerät. Sie hörte sich an, als stünde der Mann im selben Zimmer wie meine Mutter und als hauchte er ihr seine Worte ins Ohr.
    Der Mann wollte ihren Namen, ihre Ausweisnummer und ihren Dienstgrad wissen. Ihren Nachnamen musste sie zweimal sagen, weil es ein jemenitischer Nachname war, der den Mann überraschte. Dann sagte er, wenn sie seinen Auftrag irgendjemandem auf dem Stützpunkt

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