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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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schrieben wir auch die Geschichten vom Knick-Spielen mit Lea in ein Notizbuch, aber als wir in der siebten Klasse waren, wollte Lea schon nicht mehr mit uns spielen und auch sonst mit keiner ihrer alten Freundinnen. Dafür sammelte sie auf einmal Mädchen, Haustiere, die sie herumkommandierte. Avishag sagte, wir beide sollten uns weiter in einem Notizbuch schreiben, auch wenn zwei Leute nicht Knick spielen und Geschichten falten könnten. Sie sagte, die Notizbücher ließen sich besser aufheben als lose Zettel, und dass wir dann mit achtzehn zurückschauen und an all die Menschen denken könnten, die uns früher geliebt haben, früher, als wir jung waren. Und dann hätte sie auch Platz für ihre Zeichnungen und könnte dafür sorgen, dass ich alle zu sehen bekäme. Als wir vierzehn waren, hat sie außerdem gesagt, wir könnten das Wort »Arsch« in jeden Satz einbauen, ohne dass man uns drankriegen könnte, und das wollen wir natürlich. Das sollen und müssen wir. Das ist eine Regel.
Leck du mich doch, Oberarsch
    In letzter Zeit ist es so, als würde Avishag gar nicht existieren. Alles, was ich sage, sagt sie ein bisschen lauter. Dann wird sie still. Sie spielt mit der goldenen Halskette auf ihrer dunklen Brust und rückt die BH-Träger zurecht. Sie beobachtet, wie ihre Haare wachsen, und wird immer stiller. Wahrscheinlich ist das bei mir genauso.
    Aber das Ding ist, als ich weg war, hat zum ersten Mal in der Geschichte der Welt jemand anderes als Avishag in das Notizbuch geschrieben.
    Ich bin mir fast sicher. Da steht noch was anderes Komisches, was ohne »Arsch«.
Immer bin ich allein.
Sogar jetzt bin ich allein
    Ich klappe das Notizbuch zu.
    Ich würde Avishag gern fragen, ob ihr Bruder Dan ins Klassenzimmer gekommen ist, als ich weg war, lasse es aber sein. Mira, die Mutter von Dan und Avishag, ist anders als andere Mütter, weil sie Lehrerin ist. Sie musste herkommen und hier in einem Dorf statt in Jerusalem Lehrerin werden, weil Avishags Vater die Familie verlassen hat. Darum hatten sie nicht genug Geld, um in Jerusalem zu bleiben. Meine Mutter arbeitet in der Fabrik hier im Dorf, die Teile für Maschinen baut, die in Maschinen eingebaut werden, mit denen man Flugzeuge baut. Leas Mutter arbeitet in der Fabrik hier im Dorf, die Teile für Maschinen baut, die in Maschinen eingebaut werden, mit denen man Flugzeuge baut. Ich bin immer allein.
    Ich hab da eine Idee.
    Ich mache eine Party, auch wenn ich dabei draufgehe und ich noch nicht weiß, wo die Party stattfinden soll, und ich in den nächsten zwanzig Minuten da auch nicht weiterkommen werde, weil ich im Unterricht bin, aber so wahr mir Gott helfe, Dan wird zu der Party kommen. Wenn ich ihn anrufe und einlade, kommt er, das gehört sich einfach so, und das ist die geniale Idee, die ich gerade hatte, ganz plötzlich, eine Party, und wenn noch mal irgendjemand zu mir sagt, dass es manchmal okay ist, allein zu sein, schreie ich los und es wird unangenehm.
    »Peace«, sage ich und stehe auf. Ich schnappe mir meinen Rucksack. Als Avishag aufsteht, quietscht der Stuhl übers Linoleum und Mira verzieht das Gesicht, als hätte sie gerade eine ganze Zitrone vom Baum der Familie Levy gegessen.
    »Der Unterricht geht noch zwanzig Minuten«, sagt sie. Vielleicht glaubt sie, wir bleiben, aber wir gehen.
    »Scheiß drauf. Peace«, sagt Avishag. Das ist seltsam. Avishag kann es nicht ausstehen, wenn Schimpfwörter laut ausgesprochen werden. Sie findet sie nur geschrieben schön, das ist also seltsam. Vier von den Jungs stehen auch auf. In der vierten Klasse hat einer von ihnen eine ganze Zitrone aus dem Garten der Levys gegessen, als Mutprobe, aber danach ist nichts passiert.
    Man kann mit keinem reden
    Avishag und ich gehen die staubige Hauptstraße hoch, die hinter der Schule ansteigt. Als ich den Mund aufmache, schmecke ich den Staub, den die Typen aus unserer Klasse vor uns und wir selbst am Tag zuvor aufgewirbelt haben. Ich kann kaum sprechen, so viel habe ich im Mund.
    »Ich sterbe. Wir müssen heute eine Party machen. Wir müssen ein paar Leute anrufen«, sage ich.
    »Noam und Emuna haben gesagt, dass Yochai ihnen gesagt hat, dass sein Bruder von Leas Schwester Sarit gehört hat, wo man Empfang hat«, sagt Avishag. Sie kneift die schwarzen Augen zusammen.
    Im Moment geht kein einziges Handy im Dorf. Zuerst gab es nur in der Schule keinen Empfang. Plötzlich hatten wir letzten Mittwoch selbst dann keinen Empfang, als wir Mathe geschwänzt haben und hinter das Holztor

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