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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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einer Stadt. Ich weiß nicht, wo. Meine Eltern streiten sich: »Klebeband?«, fragt meine Mutter. »Das ist lächerlich.«
    Ich weiß nichts über die Details – ich erfahre sie erst später und sie werden zu meiner Erinnerung. In der besagten Nacht kann ich noch nicht genug Wörter, um einen Satz zu bilden. Ich erinnere mich nur an meine Mutter, ihr entblößtes dunkles Gesicht, wie sie mich auf den Arm nimmt und mit mir die Holzstufen zum Dach hochrennt. Auf die Palmen unter uns fallen Regentropfen, aber meine Mutter nimmt mir die Gasmaske ab und hebt mein Kinn an, weit nach oben in die Luft. Eine Lichtkugel zerreißt rosa und glühend und brennend den Nachthimmel. Meine Mutter vergräbt ihr Kinn in meinen Haaren. Wir schauen zu, und falls ich da schon allein bin, weiß ich es noch nicht.
    Durch das Plastik starre ich durch die Zeltdecke hinaus in die Nacht. Die Noppen hinten an der Maske bohren sich immer noch in meine Kopfhaut. Ich weine, aber ich mache das nicht, weil ich hoffe, dass eins von den Mädchen im Zelt mich hört und wach wird.
    Aber dann wird doch jemand wach. Die mit dem Blut, die dachte, man würde ihr zu viel Blut abnehmen. Sie ist wach, aber sie merkt nicht, dass ich ein Mensch bin, ihre Kampfgefährtin, und auf meinem Feldbett unter der Gasmaske weine. Mein ersticktes Wimmern klingt für sie nach einem Tier.
    »Ist das eine Katze?«, flüstert sie, ein Geräusch so scharf wie eine Klinge, die durch Luft und Zelt und Ohren schneidet. »Mädchen, wir haben eine Katze im Zelt!«
    »Eine Katze?«, fragt Gali, die sich keine Mühe gibt zu flüstern.
    »Hilf mir. Ich bin allergisch. Ich könnte sterben.« Das Mädchen mit dem Blut wartet, dass irgendjemand was sagt.
    Die Maske schützt mich. Sie können mein Gesicht nicht sehen. Sie können meinen Mund nicht sehen. Sie wissen nicht, dass das Geräusch von mir kam. Wenn ich schreie, wenn ich jetzt gleich schreie, einen ohrenbetäubenden und gewaltigen Schrei, dann besteht die Möglichkeit, dann besteht immerhin die winzige Möglichkeit, dass keiner je herausfinden wird, dass ich es war. Es wird der Klang schreiender Mädchen sein.
    Also.
    Ich schreie. Ich schreie, als wäre es das letzte Mal in meinem Leben, dass meine Stimme erklingt, und vielleicht ist es das. Es ist, als könnte keiner mich hören, mich genau in diesem Moment hören.
    Ich schreie aus Angst vor Blut, vor Glühendem und Brennendem. Ich schreie aus Schrecken vor den piependen Armbanduhren und den Stiefeln im Sand, und aus Panik vor einem Geruch, der sich als Banane ausgibt. Der Klang der Worte, die ich hinausschreie, ist das Ächzen meiner Schande, der Schande, die kein Felsbrocken ist, meiner Schande, die ich gegen meinen Willen beerdigt habe.
    Wenn du wirklich willst, dann verrate ich dir die Worte, die ich geschrien habe, ich verrate dir alle Laute und Wörter und Buchstaben. Aber zuerst musst du schwören, du musst richtig schwören, dass du sie von mir hören willst.

Jungs
    Ich strecke die Arme nach vorn, als wollte ich die Dunkelheit hinter die Betonabsperrung schieben. Ich flechte meine Haare und flechte sie noch straffer, obwohl ich weiß, dass mich stundenlang keiner sehen kann.
    Schließlich erlaube ich mir ein Gähnen und schaue auf den Munitionsbunker runter, der sich unter dem kleinen Hügel versteckt, auf dem ich stehe. Die Acht-Stunden-Schicht und die Nacht dehnen sich aus und kreisen vor mir wie meine Zukunft. Als mir das Warten fast unerträglich vorkommt, lege ich aus Steinen meinen Namen.
    Yael.
    Wenn ich warten muss, hasse ich sogar meinen Namen, zumindest wenn ich ihn ansehe und er mich eine Weile ansieht, zumindest wenn ich ihn in Stein geschrieben sehe. Also kicke ich die Steine weg.
    Das mache ich, seit ich nach der Grundausbildung hier auf dem Übungsstützpunkt bei Hidna stationiert worden bin. Zuerst habe ich andere Wörter gelegt, aber dann habe ich mich schlecht gefühlt, sie wegzukicken, obwohl ich sie gehasst habe, und ich hasste, dass ich zunehmend jeden Namen und jedes Wort hasste.
    Als ich damit fertig bin, die Steine wegzukicken, beuge ich mich vor und greife nach dem Helm, in den ich einen Plastikbecher Schokoladenaufstrich gestellt habe. Ich habe ein Plastikmesser reingerammt, das ich ablecken kann, wenn die Nacht mich zunehmend bedrängt. Ich habe es ein paar Meter hinter die Absperrung gestellt, damit ich raus in die gelben Gräser und den Staub des Hügels treten muss. Damit kriegt man Zeit rum.
    Aber der Helm und die Schokolade sind weg. An

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