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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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der Stelle, wo ich beides abgestellt habe, sind die Gräser helmgroß platt gedrückt, der Abdruck betont das Fehlen noch. Die Nacht füllt sich mit Stille und Kälte. Ich lege die Hand auf den Griff meines M16 und klicke den Sicherungshebel einmal, dann zweimal, dann noch einmal.
    Der Helm hätte eigentlich auf meinen Kopf gehört, aber die anderen Mädchen setzen den Helm auch nie auf. Ich hatte ihn hinter die Absperrung gelegt, weil der geöffnete Becher mit Schokoaufstrich draußen sein muss, damit das Leben interessanter wird, und damit Käfer nicht so leicht reinklettern können.
    Ich nehme die Taschenlampe aus der Munitionsweste. Das Licht breitet sich in einem riesigen Dreieck aus, entlarvt grünes Strauchwerk und Fruchtfliegen. Da vorn auf dem Berg bewegt sich doch was, strategisch und kurvenreich wie eine Riesenmaus.
    Ich schließe die Augen und höre Kichern, oder vielleicht nur ein Radio aus dem palästinensischen Dorf in der Nähe, oder ein Auto auf der Route 433.
    Ich öffne die Augen, nehme die Hand vom Gewehr und mache die Taschenlampe aus. Plötzlich sehe ich geradeaus einen Streifen Weiß auf dem Boden flimmern.
    Wer auch immer meinen Helm und die Schokolade gestohlen hat, ist still den ganzen Hügel hochgerobbt und raus aus dem bewachten Streifen. Aber bevor er mit dem Diebesgut weggerobbt ist, hat er kurz gewartet, still und flach auf dem Boden, das Plastikmesser aus dem Becher gezogen, es abgeleckt und genau hinter der Absperrung für mich liegen lassen. Das Messer. Wie ein Augenzwinkern – reingelegt!
    Ich weiß, dass ich Ärger bekomme, weil ich den Helm verloren habe, aber ich kann nichts dagegen machen. Ich spüre, wie sich ein Lachen erst im Magen und dann in der Lunge ausbreitet, und dann muss ich so dermaßen lachen, dass mir Tränen in die Augen steigen und ich kaum Luft kriege.
    Ohne Zweifel. Dieser Diebstahl war das geniale Werk eines Jungen. Eines Jungen aus dem Dorf Hidna. Und Jungs, ach ja. An denen liebe ich alles. Aufgedreht, durcheinander und schlauer laufe ich zurück. Scheint, als wäre ich nach jeder Schicht ein wenig schlauer. Der einfache Maschendrahtzaun um den Stützpunkt verschlingt mich. Vor meinem Auge verschwimmen die Schilder am Zaun, auf denen MILITÄRISCHES SPERRGEBIET steht. Sie haben die Schilder so aufgehängt, dass eines rot leuchtet, das nächste ist schwarz, dann wieder rot, schwarz, rot. Aber mit jedem meiner Schritte sind da nur noch Buchstaben in allen Farben, die es gibt.

    Mitten in der Nacht, zurück im Container, nach acht Stunden Gelächter und Starren, rufe ich Moshe an, meinen Freund, der wieder in unserem Dorf lebt. Er hat seinen Wehrdienst vor einem Jahr abgeschlossen. Undercover rufe ich ihn an, unter einer Militärdecke.
    »Ich mach Schluss«, sage ich.
    »Liegt es an mir?«, fragt er.
    »Ja«, sage ich. »An dir.«
    »Aber ich habe gerade in der Nachbarstadt einen Job gefunden. Nichts Weltbewegendes, aber wenn du mit der Armee fertig bist, dann können wir uns damit etwas aufbauen«, sagt er. »Warum an mir?«
    »Es liegt auf jeden Fall an dir«, sage ich.

    In den Dörfern rings um Hebron und auch unter den Jugendlichen in Hebron selbst sind Unruhen und erste Kämpfe ausgebrochen. Die gesamte Truppe Infanterie-Jungs, die wir letzte Woche ausgebildet haben, wurde einberufen. Sie konnten nur vier oder fünf Jungen hierlassen, die uns beim Bewachen des Ausbildungs-Stützpunkts verstärken. Die Last, den Stützpunkt zu bewachen, wurde uns, den Waffenausbilderinnen, den Mädchen, aufgehalst. Acht-acht mussten wir machen. Acht Stunden allein in der Dunkelheit stehen, in voller Montur, mit den eigenen Gedanken und geladener Waffe. Warten, dass die Minuten wie verkrüppelte Schlangen vorbeischleichen, warten, warten, warten. Dann im Container acht Stunden unruhiger Schlaf, während dem ich mich fragte, worauf ich die vielen Stunden eigentlich gewartet hatte. Und wieder von vorn.
    »Gestern Nacht hat mir einer von den Jungs aus Hidna den Helm geklaut«, erzähle ich Dana am Morgen. Sie schläft im Bett gegenüber.
    »Ich kapier nicht, warum wir überhaupt Wache schieben müssen«, sagt Dana. Sie macht sich für ihre Schicht fertig und überprüft mit dem Daumen, ob in jedem der fünf Magazine in ihrer Weste auch genau neunundzwanzig Patronen sind. »Diese Jungs sind wie Ratten«, sagt sie. »Die würden definitiv den ganzen Stützpunkt mitgehen lassen, wenn sie könnten.«
    »Ich weiß«, sage ich. »So ist es, das sind Kinder. Was sollen wir machen,

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