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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ausbreitete.
    O mein Gott, dachte er, es passiert …
    Das dicke Glas vor der Zuschauergalerie zerplatzte nach außen; große Splitter und Scherben wurden zu tödlichen Projektilen, die mit unwiderstehlicher Gewalt hinabregneten. Bane schloß die Augen vor dem Gemetzel, als die Körper der Wachen und Mitglieder des Operationsteams zu blutigen Nadelkissen wurden, die kaum noch Ähnlichkeit mit den Geschöpfen hatten, die sie noch vor wenigen Sekunden gewesen waren. Abgetrennte Glieder und Köpfe schlugen mit ekelerregender Gewalt gegen die Wände. Der Zornesausbruch verschonte niemanden. Nach höchstens zehn Sekunden hinterließ er eine scharlachrote Pfütze, die überall tropfte, zerfloß, sich ausbreitete.
    Davey war noch nicht fertig.
    Er griff erneut nach Dem Schaudern, und der gesamte COBRA-Komplex stürzte in Dunkelheit, die nach drei Sekunden von den spärlich verstreuten, batteriebetriebenen Notbeleuchtung durchbrochen wurde. Im Abstand von einer Sekunde gellte ein ohrenbetäubender Alarm auf und trug das seine zu dem Chaos bei.
    Im harten Licht des OPs sah Bane, wie Davey die Augen zusammenkniff und seine Schläfen pochten. Er griff nach ihm, um ihn unter dem Tisch hervorzuziehen, und stellte fest, daß sich seine Haut wie eine stromdurchflossener, freigelegter Draht anfühle. Überzeugt, er habe sie sich versengt, riß er die Finger zurück; er glaubte beinahe, den Geruch seines verbrannten, schwelenden Fleisches wahrnehmen zu können.
    Bane schüttelte den Bann ab, griff wieder nach Davey und zerrte heftig. Der Junge gab nach und hielt sich mit einem Arm an ihm fest. In der rechten Wand des OPs befand sich ein Wäscheschlucker, und gemeinsam krochen sie durch das Blut darauf zu. Bald würden weitere Wachen kommen, und mittlerweile würde Chilgers sicher den Befehl gegeben haben, sie zu töten; sie durften keine Zeit verschwenden.
    Bane stieß Davey in den Schacht und kletterte dann ebenfalls hinein. Sein Fall schien ewig zu dauern.
    Der Druck der Detonation hatte Chilgers von den Füßen gerissen und gegen die Rückwand der Zuschauergalerie geschleudert. Einen Sekundenbruchteil, bevor das Glas zersplitterte, hatten sich bei dem plötzlichen Energiestoß seine Nackenhaare aufgerichtet, und im gleichen Augenblick hatte er gewußt, einen Fehler damit begangen zu haben, den Jungen nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr töten zu lassen.
    Chilgers wußte nun, daß Bane der Eindringling war, wußte, daß er irgendwie den Leuten entkommen war, die er ihm in die Poconos hinterhergeschickt hatte. Der Wintermann war der einzige, der seine Pläne so gründlich durchkreuzen konnte … wenn auch nicht vollständig. Nicht einmal der Wintermann konnte ihn davon abhalten, nun die letzte Phase von Vortex auszulösen.
    Das monotone Gellen des Alarms verhinderte, daß Chilgers in eine Bewußtlosigkeit stürzte, die Vortex zum Scheitern verurteilt hätte. Er war benommen, und sein Nacken war taub vor Schmerz. Doch er fand immer noch genügend Kraft, um sich vom Boden hochzustemmen und, sich anfangs noch an der Wand abstützend, auf den Gang hinauszutaumeln.
    Kein normaler Mensch hätte für die gewaltige Macht von COBRA eine Bedrohung darstellen können. Doch Bane war kein normaler Mensch, und nun hatte er den Jungen bei sich, der ebenfalls alles andere als normal war. Alles in allem fühlte Chilgers sich zum ersten Mal seit längerer Zeit, als er sich zurückerinnern wollte, bedroht. Seine gesamte Karriere war darauf aufgebaut, Augenblicke wie diesen zu vermeiden, Augenblicke, in denen der kalte Griff des Versagens versuchte, einen festzuhalten, während man zuckte und sich wand, um ihm zu entschlüpfen.
    Für Chilgers' pochende Augen sahen die Gänge wie ein dunkles, verschwommenes Labyrinth aus. Er wußte, daß er die Konsole in seinem Büro erreichen mußte, um im Bunker 17 den Red-Flag-Alarm auszulösen und das Antlitz der Zivilisation zu verändern. Er hatte dort die dafür nötigen Geräte installieren und mit den Computerbänken auf der vierten unterirdischen Etage verbinden lassen, so daß sich der Augenblick seines größten Triumphes in der gleichen Einsamkeit vollziehen konnte, in der sich all die großen Augenblicke seines Lebens vollzogen hatten.
    Chilgers war noch immer Soldat, körperlich nicht mehr so leistungsfähig wie in früheren Jahren, geistig jedoch so stark wie je zuvor. Er bemühte sich, seinen Kopf zu klären. Die Gänge wurden wieder scharf, und sein Orientierungssinn kehrte zu ihm zurück. Schwer

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