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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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atmend, beschleunigte er seine Schritte und konzentrierte seine Gedanken auf den Knopf, den er in ein paar Minuten drücken würde.
    Davey hielt sich an Bane fest, als sie sich von dem Wäscheschacht entfernten. Der Junge schluchzte und stöhnte abwechselnd und schlang die Arme fest um Banes Schultern.
    »Ich mußte es tun! Ich wollte ihnen nicht so weh tun, aber ich kann es nicht kontrollieren! Ich kann es nicht kontrollieren!«
    Davey drückte den Kopf gegen Banes Brust, und der Wintermann hielt ihn fest, hielt ihn fest, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Seine grüne Chirurgenmontur war mit trocknendem Blut verkrustet, genau wie die bauschigen weißen Hosen und das Hemd, die der Junge trug. Bane war froh, daß der Kopf des Jungen an seiner Brust ruhte, denn so konnte Davey den Schrecken nicht sehen, der noch in seinen Augen lag. Bane erinnerte sich daran, wie er beobachtet hatte, wie der Junge in dem Hotelzimmer in New York den Zwillingsbären gezwungen hatte, das Messer gegen sich selbst zu richten. Es war ein unheimliches, verängstigendes Gefühl gewesen. Doch was er vor ein paar Minuten im OP gesehen hatte, war hundertmal stärker gewesen, eine Macht, die sich über die Grenzen des menschlichen Auffassungsvermögens hinwegsetzte.
    Der Notalarm gellte noch immer.
    Chilgers hatte Daveys Gehirn als Waffe einsetzen wollen, vielleicht, um tausend weitere wie ihn zu schaffen. Nun verstand Bane den Grund dafür.
    Der Junge drückte sich enger an ihn.
    »Es tut weh!« Daveys Füße entglitten ihm allmählich. »Mein Kopf! O Gott, mein Kopf! Sie haben mich gezwungen, Das Schaudern einzusetzen, als ich es nicht wollte. Als ich mich weigerte, haben sie mir weh getan. Sie haben mir sehr weh getan, sehr weh, aber es war ihnen gleichgültig. Sie wollten mich nur zwingen, Das Schaudern einzusetzen.« Der Junge riß sich los und sah dann auf, die Augen groß vor Furcht und Unsicherheit. »Ich wollte all diese Leute nicht töten! Ich wollte es nicht!«
    »Ich weiß«, sagte Bane.
    »Die Schmerzen hören nicht auf! Warum hören die Schmerzen nicht auf!«
    Bane legte einen Arm um Daveys Schultern. »Laß dich einfach gehen, Davey, laß dich einfach gehen. Es ist jetzt alles in Ordnung. Laß dich einfach gehen.«
    Der Junge kippte schlaff gegen ihn. Der Alarmton verstummte. Die reguläre Deckenbeleuchtung sprang wieder an. Am Ende des Ganges sah Bane einen Fahrstuhl, eigentlich einen zweiten Fahrstuhl, denn auch direkt vor dem Wäscheschacht hatte sich einer befunden.
    Seltsam, dachte Bane, aber vielleicht doch nicht so seltsam. Ja, bei einem Notfall wollte Chilgers sich mögliche Fluchtwege offenhalten, nach oben … und nach unten. Der zweite Fahrstuhl mußte direkt zu und von seinem Büro führen, wo sich der Auslösemechanismus von Vortex befinden mußte! Es würde eine Möglichkeit geben, von hier aus irgendwie auf eine überirdische Etage zu gelangen, eine verborgene Treppe oder etwas Ähnliches. Aber im Augenblick verschwendete Bane keinen Gedanken daran. Der Fahrstuhl war alles, was er brauchte.
    »Komm weiter«, sagte er zu Davey und führte ihn schon zu dem Fahrstuhl.
    Die Füße des Jungen scharrten über den Linoleumboden. Bane sah erst jetzt, daß sie nackt waren. Sie erreichten den Fahrstuhl, und Bane drückte den Knopf. Irgendwo über ihnen knirschte ein Getriebe.
    Komm schort! Komm schon!
    »Was ich gesehen habe«, sagte Davey plötzlich, »all der Tod, den Die Schwingungen mir zeigten. Es wird passieren. Wir können es nicht aufhalten, oder?«
    Bane fand keine Antwort für ihn, fand überhaupt keine Worte, er hörte, wie der Fahrstuhl herunterkam und auf ihrem Stockwerk stehen blieb. Langsam glitten die Türen auf.
    Chilgers erreichte sein Büro und schloß die Tür hinter sich. Er bezweifelte keinen Augenblick lang, daß Bane in der Nähe war und noch näher kam. Doch die Zeit arbeitete nun für den Colonel. Eine schnelle Bewegung mit dem Handgelenk war alles, was noch nötig war, um die letzte Phase von Vortex einzuleiten.
    Als Chilgers zu etwas hinübereilte, das wie eine ungefüllte Hausbar in der Ecke seines Büros aussah, bemerkte er plötzlich, daß sein Privatfahrstuhl in Bewegung war. Er wußte, daß es Bane war, gab aber nichts darum. Der Wintermann konnte ihn nun nicht mehr aufhalten.
    Chilgers legte einen Schalter auf der Seite der leeren Bar um. Die Oberfläche fuhr zurück und legte eine viereckige Konsole frei, die nicht größer als eine tragbare Schreibmaschine und mit einer Reihe von Lampen

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