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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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    In der Zuschauergalerie brachte eine Bewegung, die irgendwie fehl am Platze wirkte, Colonel Chilgers auf die Füße. Er war sich nicht völlig sicher, um was für eine Bewegung es sich gehandelt hatte, kannte nur die allgemeine Richtung, aus der sie gekommen war: vom Stuhl des Anästhesisten.
    Der Chirurg hinter Davey war bereit, die Haube des Jungen zu entfernen und seine Arbeit mit dem Skalpell zu beginnen; er wartete nur auf Banes Meldung, der Junge liege unter Narkose, und man könne seine Haut durchtrennen. Davey kam allmählich wieder zu sich; Bane konnte es fühlen. Trotz der Tatsache, daß er mittlerweile wissen mußte, wo er war und was mit ihm geschehen sollte, blieben die Werte seiner Körperfunktionen stabil. Doch Bane hatte zu lange gewartet. Die Geduld des Chirurgenteams war allmählich erschöpft. Bald würden die Ärzte wissen, daß etwas nicht in Ordnung war. Bane griff langsam nach seiner Pistole.
    Ich werde dich nicht im Stich lassen, Davey. Ich werde dich nicht im Stich lassen …
    Chilgers' Blick war auf den Anästhesisten gerichtet. Irgend etwas an dem Mann stimmte einfach nicht, wirkte unangebracht. Er sah, wie die Hand des Mannes verstohlen zu dessen Knöchel fuhr, und wußte, daß es sich um einen Fremden, um einen Eindringling handelte. Er stellte den Gedanken, wie der Mann hier hereingekommen war, erst einmal zurück.
    »Er ist unter Narkose«, sagte Bane zu dem Chirurgen, der sich mit einem tiefen Atemzug beruhigte. Als er Daveys Kopfhaube zurückziehen wollte, fühlte er Haarknoten darunter. »Was zum Teufel …?«
    Die Körperfunktionen des Jungen stiegen an; auf den Monitoren tanzten wie verrückt rote Linien.
    Chilgers beugte sich zu der Gegensprechanlage hinab, die ihn mit den vier Wachposten verband, die vor der Tür die OPs Stellung bezogen hatten.
    »Der Anästhesist!« rief er. »Nehmen Sie ihn fest! Nehmen Sie ihn fest!« Und dann, zu einem anderen Mikrophon gewandt, über das man ihn im OP hören konnte: »Unterbrechen Sie die Operation! Unterbrechen Sie die Operation!«
    Die Wachen stürmten durch die Tür.
    Bane riß die .45er von seinem Bein los. Seine ersten drei Schüsse zerschmetterten den größten Lichtkörper unter der Wand, und der Raum hüllte sich in einen trüben, von Schatten beherrschten Schimmer. Die vier Wachen hatten ihre Pistolen schon gezogen, als sie in den Raum stürmten, doch die Halbdunkelheit ließ sie zögern. Alle grüngekleideten Gestalten, die um den Tisch herum saßen oder in ängstlicher Verwirrung von dem zurücktraten, sahen gleich aus. Wer war der Anästhesist?
    Für Bane war die Situation viel einfacher. Er mußte nur auf vier Uniformen achten, und er schaltete jede mit einer einzigen Kugel aus. Als dann Verstärkung zur Tür stürmte, schoß er die restlichen Lampen des OPs zusammen und zerrte Davey vom Tisch, wobei sich die Röhren und Drähte von ihm lösten.
    »Nicht schießen!« rief Chilgers in die Gegensprechanlage, die in mit dem verdunkelten Raum unter ihm verband. »Ich brauche den Jungen lebend! Ich brauche den Jungen lebend!« Seine Finger scharrten an den Wandfliesen nach dem Schalter, mit dem er die Notbeleuchtung einschalten konnte. Um die Operation so gut wie möglich verfolgen zu können, hatte er das Licht in der Galerie nicht eingeschaltet, und nun verlangsamte die daraus resultierende Dunkelheit, die sich über die vertraute Umgebung gelegt hatte, Chilgers' Bemühungen.
    Unten im OP herrschte das nackte Chaos. Immer mehr Wachen stürmten hinein, und die grüngekleideten Mitglieder des Chirurgenteams stürzten voller Panik zur Tür. Bane zog Davey näher an sich heran, fand sich fast schon mit seinem Scheitern ab und überlegte, daß er dem Jungen viel Schmerz ersparen konnte, wenn er ihn jetzt tötete. Der Junge war noch nicht wach genug, um seine Fähigkeiten einzusetzen, und so mußte Bane zwei Kugeln zurückbehalten: eine für Davey und eine für sich selbst.
    Chilgers fand den Knopf und drückte ihn. Ein Teil der Beleuchtung des OPs flammte wieder auf, durchaus genug für die Wachen, um die beiden Gestalten auszumachen, die sich unter dem Tisch zusammenkauerten. Bane hielt die .45er in der Hand und schloß angesichts der schrecklichen Notwendigkeit, sie noch zweimal benutzen zu müssen, die Augen.
    Davey machte Das Schaudern.
    Bane fühlte etwas, einen kalten Luftstoß an einem heißen Sommertag. Die Haare auf seinen Armen richteten sich auf und peitschten herum, während sich Gänsehaut auf seinem Körper

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