Das Vortex Fiasko
vernichtenden Krieges. Und ich fürchte, diese Aufgabe bringt es mit sich, Risiken einzugehen, während wir uns natürlich bemühen, sie so klein wie möglich zu halten. Ich bin schon lange genug dabei, um alle Geschichten aus Los Alamos und über das Projekt Manhattan { * } gehört zu haben. Diese fünfhundert Wissenschaftler unterzeichneten eine Petition, mit der sie die Vereinigten Staaten baten, die erste Bombe nicht abzuwerfen, weil sie vielleicht, und nur vielleicht, eine Kettenreaktion auslösen könnte, die zum Ende der Welt führen würde. Einige überaus respektierte Wissenschaftler berechneten die Chancen dafür sogar nicht besser als fünfzig zu fünfzig. Fünfzig zu fünfzig, daß die Welt zu existieren aufhörte, Professor, und sie machten trotzdem mit der Bombe weiter. Vielleicht einhundert sind seitdem detoniert, und die Welt ist immer noch an einem Stück.«
»Vortex geht weit über die Atombombe hinaus«, wiederholte Metzencroy.
»Nur ein Grund mehr, um mit allen Experimenten wie geplant weiterzumachen. Glauben Sie etwa, die Russen sitzen um einen Tisch herum und stellen sich die gleichen Fragen über Gewissen und Moral? Glauben Sie etwa, sie legen Wert darauf, absolut sicherzugehen? Bei Gott, nein. Sie werden ihre eigenen Forschungen mit Hochdruck betreiben, und ich wage sogar zu behaupten, daß sie über Ihre Einwände lachen würden.«
»Wo hört es also auf?« fragte Metzencroy frustriert und starrte ins Leere. »Wir bauen eine Atombombe, sie bauen eine Atombombe. Wir haben unsere Version vom Projekt Vortex, sie arbeiten zweifellos an ihrer. Wo hört es nur auf?«
»In diesem Fall«, gab Teke zurück, »bei dem, der das Projekt als erster fertigstellt.«
»Was bedeutet«, nahm Colonel Chilgers den Faden auf, »daß wir es uns nicht erlauben können, als Zweiter durchs Ziel zu gehen. Ihre Einwände sind gut gewählt, Professor, aber nicht sehr überzeugend. Ich bin ein Mann, der Risiken ernst nimmt, doch im Augenblick verlangen die Risiken, die Sie uns präsentiert haben, keineswegs den Abbruch des Projekts.«
»Aber ich könnte weiter an dem Problem arbeiten.«
»Sicher«, stimmte Chilgers zu, froh, Metzencroy mit irgend etwas beschwichtigen zu können. »Aber das letzte Stadium von Vortex ist für die nächste Woche geplant. Ich möchte, daß bis dahin alles abgeschlossen ist.«
Metzencroy erhob sich, anscheinend dankbar für einen Grund, gehen zu können. »Dann mache ich mich lieber an die Arbeit. Doch ich warne Sie, Colonel. Vielleicht gefällt Ihnen nicht, was ich herausfinde.«
»Es ist Ihr Projekt, Professor. Ich habe völliges Vertrauen in Ihre Fähigkeiten und Ihr Urteil.«
Chilgers kniff die Lippen zusammen, als Metzencroy an ihm vorbeiging und den Raum verließ.
»Er könnte zu einem Problem werden«, sagte Teke.
»Das ist er schon. Leider wäre es ein noch größeres Problem, ihn durch einen anderen zu ersetzen.«
»Trotzdem lassen wir ihn lieber nicht aus den Augen. Wenn er die richtigen Leute in Washington informieren kann, sind wir erledigt.«
»Wenn er überhaupt jemanden in Washington informiert, sind wir erledigt, Teke. Doch sie werden uns danken, wenn es vorbei ist.«
»Wenn Sie uns nicht hängen, meinen Sie.«
»Das ist COBRA, Teke. Es ist unser Geschäft, Risiken einzugehen.«
Teke zog einen Stapel Papiere aus seiner Jacke. »Wir sind schon ein Risiko eingegangen, die Tangenten-Phase von Projekt Vortex einzuleiten. Es ist nichts Vernünftiges dabei herausgekommen. Ich wollte Ihnen meinen Bericht erst vorlegen, nachdem sich der gute Professor verabschiedet hat.«
Chilgers zündete seine Pfeife wieder an. »Ich warte.«
Teke drehte leicht den Kopf, und auf seinem kahlen Schädel fing sich etwas Licht und wurde zur Wand abgestrahlt. Die hineingepumpte, gefilterte Luft war seltsam kühl und frisch und roch nach Kiefern.
»Zuerst einmal«, sagte Teke und betrachtete seine Papiere, »haben wir die Passagiere von Flug 22 planmäßig abgefangen, um sie zu überwachen und beschatten, wie es im Plan für dieses Stadium von Vortex vorgesehen ist. Das Problem ist nur, daß wir einen verloren haben.«
»Nicht möglich!«
»Das habe ich auch gesagt. Doch von einem unserer Außenagenten auf dem Flughafen kam ein Bericht, der das Gegenteil behauptet.«
»Wen hat er verloren?«
»Einen fünfzehnjährigen Jungen namens Davey Phelps. Behauptet, er habe den Jungen beschattet, wie er vor einem Trinkwasserspender stand, und im nächsten Augenblick sei er
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