Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
niemals überschritt. Sein Kopf war glattrasiert und rund, womit er seinen besonders großen Schädel und – so behauptete er – damit auch das besonders große Gehirn darin zur Schau stellte. Obwohl es keine medizinischen Erkenntnisse gab, die diese Behauptung bestätigten, vertrat Teke sie unerschrocken. Er gehörte von Anfang an zu COBRA, ein verdammt guter Forscher, der mit der Zeit zum Leiter der Abteilung Geheime Projekte aufgestiegen war. Er hatte sich völlig seiner Aufgabe verschrieben, und Chilgers wußte, daß er sich immer auf Tekes Unterstützung verlassen konnte. Teke war nicht annähernd so intelligent, wie er die Leute glauben machen wollte, doch er war außergewöhnlich gut darin, sie zu täuschen. Wenn ihm dies einmal nicht gelang, konnte er sie immer noch einschüchtern; darin war er so erfahren wie Chilgers selbst.
    Professor Lewis Metzencroy war ein völlig anderer Typ. Hager, mit einem Glatzenansatz und bebrillt, war Metzencroy ein Genie in jedem Sinne des Wortes, doch ein bescheidenes und unterwürfiges. Für ihn war nichts klar umrissen. Er war durch und durch Wissenschaftler und der Ansicht, es sei nicht seine Aufgabe, Urteile zu fällen oder Entscheidungen zu treffen, sondern einfach zu forschen und zu erkunden. Er war peinlich genau in seiner Arbeit und erläuterte niemals eine Theorie oder Entdeckung, ehe er sie aus jedem vorstellbaren Winkel erprobt hatte. Wie Teke war er der Firma treu ergeben, doch im Gegensatz zu ihm erstreckte sich seine Beziehung zu COBRA selten darüber hinaus, einen Auftrag zu bekommen und ihn auszuführen.
    Metzencroy nahm seine Brille ab und säuberte sie mit dem Taschentuch, das er immerzu in der rechten Hand zu halten schien.
    Colonel Chilgers zündete seine Pfeife an. »Der einzige zu erledigende Punkt der heutigen Tagesordnung ist wohl ein neuer Bericht über die Tangenten-Phase von Projekt Vortex.« Er begegnete Metzencroys Blick und wußte schon, daß es Ärger gab, hundert zu erwartende Seiten eines Problems, das nur eine haben konnte. Chilgers mochte es, wenn die Dinge einfach, sauber und sicher waren. Vage Vermutungen und übermäßig ausführliche Erklärungen kamen dem Wahnsinn gleich, dem Fluch der Schwachen. Er verabscheute Männer wie Metzencroy und hätte es gern gesehen, wenn es mehr wie Teke geben würde. Er hatte jedoch eingesehen, daß Metzencroy trotz all seiner Schwächen ein brillanter Wissenschaftler war, ja sogar der Wissenschaftler, der Projekt Vortex von Anfang an aufgebaut hatte. Und das Projekt Vortex war die größte Sache, die COBRA je in Angriff genommen hatte.
    Chilgers ließ seinen Blick zu Teke gleiten. »Gibt es eine neue Nachricht über Flug 22?«
    Teke lächelte leicht. Die helle, schillernde Beleuchtung des unterirdischen Zimmers wurde von dem glatten Dach reflektiert. »Alle Computerberichte und Analysen bestätigen, daß wir den Jet innerhalb aller verantwortbaren Fehlerquoten aufgelöst und wieder zusammengesetzt haben. Ich bin sogar geneigt, die Tangenten-Phase unter allen gegebenen, praktischen Erwägungen als überragenden Erfolg zu bezeichnen.«
    »Dem möchte ich widersprechen«, warf Metzencroy ein und tupfte sich mit dem ständig gegenwärtigen Taschentuch nervös die Stirn ab. »Ich habe gestern abend die Aufzeichnungen genau überprüft und heute morgen einige Computerberechnungen vorgenommen. Irgend etwas stimmt nicht.«
    Chilgers strich über seine Pfeife. »Was?« fragte er und bemühte sich, seiner Stimme einen aufrechten Klang zu geben. Projekt Vortex war das Hätschelkind des Professors. Er konnte das Risiko, ihn zu verärgern, nicht eingehen.
    »Eine Blase«, sagte Metzencroy.
    »Eine Blase?« fragte Teke.
    »Im Raum-Zeit-Kontinuum«, fuhr der Professor fort. »Stellen wir uns vor, daß diese Lücke zwischen den Dimensionen – die Diskontinuität –, über die wir sprechen, im Prinzip nichts anderes ist als ein Teppich, den man über einen Boden legt. Manchmal erscheint eine Blase, und normalerweise kann man sie glätten … außer natürlich, wenn der Teppich zu groß ist. In diesem Fall kann man die Blase bewegen, aber nicht ausmerzen.«
    »Ich bin kein Wissenschaftler«, erinnerte Chilgers ihn. »Sie müssen mir das schon einfacher erklären.«
    Metzencroy runzelte die Stirn. »Die Computeraufzeichnungen, die wir während der Tangenten-Phase gemacht haben, zeigen eine Diskontinuität, eine Lücke, wahrscheinlich nur von der Dauer einer Sekunde, während der wir das Flugzeug verloren

Weitere Kostenlose Bücher