Das Vortex Fiasko
Regierungsentscheidungen getroffen und Politik gemacht wurde. Es hatte seit den Tagen Kennedys praktisch im geheimen existiert, als der junge Präsident, herauszufinden bemüht, was all die von der Regierung finanzierten Organisationen mit ihren Etats anstellten, eine Aufpasser-Truppe schuf, die auf die diversen Milliarden, die Jahr für Jahr ausgegeben wurden, ein Auge haben sollte.
In den frühen Tagen hatte das Center unter einer unschuldigen Tarnung, die sich gerade als dicht genug erwies, um nicht zu platzen, drei Stockwerke eines großen Bürogebäudes in Washington für sich beansprucht. Als der Boden in der Hauptstadt während der Watergate-Affäre wirklich zu heiß wurde und die hohen Tiere zur Ansicht gelangten, außerhalb von Washington könne man mehr bewerkstelligen als in der Stadt selbst, war es nach New York verlegt worden. Das waren die Jahre gewesen, in denen die Organisation ihre beste Zeit gehabt hatte: Sie hatte ihre manchmal etwas unklaren Vorschriften frei interpretiert, um darauf zu achten, daß eine Regierungsstelle, die sich von Punkt A nach Punkt B bewegen sollte, unterwegs keine Umwege machte. Die Mitarbeiter des Centers forschten nach, infiltrierten, bauten eine Informantenkette auf, überprüften, überprüften zweimal und hielten ganz allgemein ein Auge auf die zahlreichen Organisationen, die regelmäßig ziemlich große Schecks vom Schatzamt einsackten.
Doch die Reagan-Jahre brachten eine neue Richtung und einen neuen Auftrag mit sich. Die Watergate-Furcht war vorbei, und irgendwie schienen weniger Schecks einen besseren Haushalt zu bedeuten. Dem Center wurde allmählich seine Macht genommen, und es wurde neu organisiert, so daß seine Aufgaben auf eine Reihe traditionellerer Organisationen in Washington verteilt wurden, die man unter der Bezeichnung ›Regierungsämter‹ in einem jeden Telefonbuch finden konnte. Amerikas Wachhund verlor zuerst sein Bellen, dann seinen Biß und wurde schließlich hinter den Ofen geschickt – in ein altes Backsteingebäude auf der Eighty Sixth Street. Aktivitäten, die vorher in vier vollen Büroetagen stattgefunden hatten, wurden nun auf zwölf viktorianische Zimmer reduziert. Ein Stab von fünfzig Mitarbeitern im Amt und einhundert im Außendienst wurde auf jeweils sechs und zwanzig reduziert. Statt einer Untersuchungs- wurde das Center nun zu einer Verrechnungsstelle, in der alle Regierungssubventionen gespeichert und gelegentlich stichprobenhalber überprüft wurden. Ein weiteres gesichtsloses Element in der großen Bürokratie.
So seltsam es anmutete – im rein technischen Sinne war Joshua Bane Teil dieses Elements. Er mochte sich zwar offiziell aus Dem Spiel zurückgezogen haben, doch die Regierung konnte ihn offiziell nicht entlassen. Wenn jemand das wußte, was er wußte, und das getan hatte, was er getan hatte, konnten sie es sich nicht leisten, ihn von der Leine zu lassen. So etwas wie einen Ruhestand gab es nicht, und so arbeitete Bane auf dem Papier für das Center und sah alle vierzehn Tage dort vorbei, um einen ansehnlichen Scheck in Empfang zu nehmen, der einer vorzeitigen Ruhestandszahlung gleichkam. Die Regierung konnte es sich leisten, ihn großzügig zu bezahlen, denn er war der einzige seiner Art auf der Gehaltsliste. Die Lebenserwartung eines Mannes in der Position wie der des Wintermannes war im allgemeinen ziemlich gering. Natürlich hatte Trench drei Jahrzehnte der Verfolgung überlebt, und niemand hatte eine genaue Vorstellung, wie alt Scalia war. Letztendlich lief alles auf eine Frage des Glücks hinaus: wenn man keins mehr hatte, war es vorbei. Bis auf die Tatsache, daß sein Glück eigentlich immer angehalten hatte. Das gleiche galt für Trench und Scalia, obwohl sie noch immer auf dem Feld standen, wohingegen Bane sich letztendlich doch auf die Seitenauslinie zurückgezogen hatte.
Doch Jake Del Gennio behauptete, er habe gesehen, wie ein Jet verschwunden sei, und war in der Folge ebenfalls verschwunden. Und alles war zu passend, zu sauber, zu … professionell. Und das alles ließ Bane nach dem Leben dürsten, von dem er geglaubt hatte, es sei für immer vorbei, nach dem Einsatz und dem erhöhten Gebrauch der Sinne, den er nun benötigte, um herauszufinden, was zum Teufel hier gespielt wurde.
Bane stieg die sieben Stufen zum Vordereingang des Centers hoch; er wußte, daß seine Bewegungen von einer Kamera verfolgt wurden, die ihr Bild auf eine Reihe von Monitoren hinter dem Schreibtisch des einzigen, kurzsichtigen
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