Das Vortex Fiasko
Wachmannes des Gebäudes übertrugen. Die ausgeklügelten Sicherheitsmaßnahmen waren eher schöner Schein denn wirkliche Notwendigkeit. Es gab nur wenig in dem Gebäude, was des Diebstahls oder gar der Spionage würdig gewesen wäre. Bane drückte auf den Türsummer. Eine Klingel schlug an, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Summen. Die Tür schwang auf.
»Guten Morgen, Mr. Bane«, begrüßte ihn Charlie, der kurzsichtige Wachmann, der seine Waffe niemals lud.
Bane schritt durch den Alkoven in das, was vor Jahren vielleicht einmal ein Wohnzimmer gewesen war, wo eine Frau, die die Fünfzig schon längst hinter sich gelassen hatte, auf einer Schreibmaschine herumhämmerte.
»Morgen, Millie.«
»Morgen, Mr. Bane. Ich habe Ihren Scheck schon fertig.« Die Angestellten des Centers stellten die Schecks, die sie erhielten, niemals in Frage, auch wenn sie dafür nichts geleistet hatten. Sie waren schließlich in erster Linie Beamte.
»Ich nehme ihn mit, wenn ich gehe. Sagen Sie Janie, daß ich hier bin.«
»Janie weiß es schon.« Die Stimme kam aus dem Foyer.
Bane wandte sich der Haupttreppe zu und sah sich Janie Finlaw gegenüber, der Leiterin des Centers. Sie hatten sich kennengelernt, als er einmal seinen Scheck abholte, und eine beiläufige Affäre angefangen, die gewachsen war und sich vertieft hatte, bis kaum einmal eine Nacht verging, da sie sich nicht Gesellschaft leisteten und das Bett miteinander teilten. Bane wußte, daß er sie nicht liebte, auf jeden Fall nicht im traditionellen Sinne, doch manchmal stellte er fest, daß er sich zu ihr hingezogen fühlte. Ihre Beziehung war noch stärker geworden, seit sie ihn aus den emotionalen Tiefen herausgeholt hatte, in die er nach dem tragischen Tod seiner Frau und seines Stiefsohns gestürzt war. Sie hatte zu einer Zeit Wärme in sein Leben zurückgebracht, da er jede Hoffnung aufgegeben hatte, jemals wieder welche zu empfinden.
Bane betrachtete sie, wie sie die Treppe hinabging, und schätzte sich glücklich. Sie war überaus, wenn nicht sogar verblüffend attraktiv. Ihr dunkles, eigentlich kastanienrotes Haar umspielte ihre Schultern und ruhte auf dem oberen Teil ihres festen, muskulösen Rückens. Ihre Augen waren vom hellsten Braun, das Bane jemals gesehen hatte, und ihr Lächeln war bezaubernd, leicht genug, um sowohl Verletzlichkeit wie auch Stärke zum Ausdruck zu bringen. Janie war allein geblieben, weil sie es so wollte, und hatte einen rapiden Aufstieg durch die Regierungshierarchie genommen, bis sie nun die Leitung aller Aktivitäten des Centers innehatte, wie beschnitten sie auch sein mochten. Ihr stand eine glänzende Zukunft bevor; sie hatte das Angebot für einen Posten auf Kabinettsebene bekommen, wenngleich sie auch eher eine Stellung in den Geheimdiensten bevorzugt hätte. Insgeheim träumte sie davon, der erste weibliche Direktor der CIA zu werden.
»Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?« fragte Bane sie.
Janie mimte Enttäuschung. »Und ich dachte, du wärst gekommen, um mich zum Mittagessen einzuladen.«
»Um elf Uhr morgens?«
»Ich habe sehr früh gefrühstückt, erinnerst du dich? Na ja, dann komm mal mit herauf.«
Die Treppe war mit Teppichboden ausgelegt, und Bane folgte ihr hinauf in ein bescheidenes Büro, das eher funktionell denn sonstwas war. Ein Computerterminal beherrschte einen Schreibtisch, auf dem sich Akten und Berichte häuften, als gehöre es einer bestimmten Person dahinter. In der Tat versuchte Janie ständig, vorwärtszukommen, daher auch die Unordnung.
»Habe ich dir jemals von dem Hubschrauberpiloten erzählt, der mir in Vietnam geholfen hat? Von einem Burschen namens Jake Del Gennio?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Nun ja, bis heute morgen war er Fluglotse auf dem Kennedy Airport.«
»Was ist mit ihm?«
»Er ist verschwunden.«
»Verschwunden?«
»Jemand hat ihn entführt.«
Und Bane schickte sich an, die Ereignisse der letzten sechzehn Stunden zu berichten, seit er den Schwan im La Maison getroffen und zum ersten Mal von seiner 727 gehört hatte, die verschwunden war.
»Das ist ja eine tolle Geschichte«, sagte Janie schließlich, nicht mehr lächelnd. »Aber woher willst du wissen, daß er entführt wurde? Er könnte in Panik geraten, davongelaufen sein.«
Bane schüttelte den Kopf. »Ich war in seiner Wohnung. Jemand hat sich große Mühe gegeben, sie ganz normal aussehen zu lassen, ein echter Profi … Es waren keine Abdrücke im Teppich.«
»Abdrücke?«
»In der Art von Teppichboden, die
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