Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
entkommen. Er hoffte, der Drang, wieder am Spiel teilzunehmen, würde schwinden, sobald er sich nur weit genug von Washington entfernt hatte. Er schwand jedoch nicht, trotz der langen Trainingsstunden in der Sporthalle, die der King mit Banes Geld eröffnet hatte, oder der Liebe der Familie, die er gefunden hatte. Nachdem er schließlich drei Nächte hintereinander in kaltem Schweiß wachgelegen hatte, flog er zu einem Gespräch mit Arthur Jorgenson nach Washington. Er wollte wieder der Wintermann sein, aber mit veränderten Bedingungen und nicht die ganze Zeit über.
    Jorgenson war skeptisch, gab jedoch nach, und am Ende bewahrheiteten sich seine größten Befürchtungen. Bane hatte nun etwas zu verlieren, verpatzte nun Aufträge und verpfuschte Routinearbeiten. Darüber hinaus hatte sich in den Monaten, in denen er aus Dem Spiel gewesen war, mehr verändert als nur seine Einstellung. Es gab mehr Codes, die sich teilweise von den alten unterschieden, und man mußte – was noch schlimmer war – über alle unsanktionierten Handlungen Rechenschaft ablegen. Bane war verwirrt, mißmutig. Er vergaß einmal seinen Kontaktcode, und Harry ›The Bat‹ flog an seiner Statt nach Berlin, um Trench aufzuspüren, und endete dort mit zerschmettertem Rückgrat. Bane flog ihm nach, um die Scherben aufzusammeln.
    Nach seiner Rückkehr befand er sich noch im Kennedy Airport, als ein New Yorker Staatsbeamter ihm die tragische Nachricht überbrachte, daß seine Frau und sein Stiefsohn bei einem Unfall auf der Autobahn ums Leben gekommen waren. Der Fahrer des anderen beteiligten Wagens war betrunken gewesen. Bane nahm die Nachricht mit Schweigen statt mit Tränen auf, während sie ihn innerlich zu zerreißen schien. Seine Eingeweide zitterten vor Furcht. Der Tod war ihm viel zu nahe gekommen, und plötzlich wurde ihm seine eigene Sterblichkeit bewußt. Er hatte – für kurze Zeit – etwas zu verlieren gehabt und hatte es verloren, und damit auch jegliche Motivation. Er war nicht unbesiegbar; niemand war unbesiegbar. Der Tod war keine schöne Sache. Er hatte genug Tod verursacht, genug Tod gesehen.
    Bane betrauerte Nadine, Peter und am meisten sich selbst. Er war müde und kam sich einsam vor, und zum ersten Mal in seinem Leben störte es ihn, einsam zu sein. Er verbrachte die langen Nächte damit, allein ins Kino zu gehen und sich ein und den gleichen Film drei-, vielleicht sogar viermal anzusehen. Ähnliches hatte er nur nach dem Mord an seinem Vater empfunden. Doch damals hatte er noch den Drang nach Rache gehabt. Nun gab es nichts zu rächen, nichts, auf das er sich stürzen konnte. Er hatte alles ausgeschöpft. Er zog sich tief in sich selbst zurück, bat Arthur Jorgenson darum, aus Dem Spiel entlassen zu werden, und mußte sich mit der ausweichenden Antwort begnügen, dies sei in ihrer Branche nicht möglich. Sie mußten ihn behalten. Das war der Preis, den man bezahlte. Bane war es gleichgültig; er stürzte sich einfach auf sein Training beim King und schaute einmal die Woche im Center vorbei, um sich seinen Scheck abzuholen.
    Dann trat Janie in sein Leben. Ihre Beziehung entwickelte sich nur langsam, wobei Janie die Augenblicke erkennen und ausnutzen mußte, in denen sie Zugang zu Banes Empfindungen und Verletzungen fand. Sie war mitfühlend, verständnisvoll und vor allem geduldig. Und Bane akzeptierte sie, weil sie wußte, wann sie ihn alleinlassen mußte. Er liebte sie nicht und fragte sich ernsthaft, ob er jemals wieder imstande sein würde, einen anderen Menschen zu lieben. Janie verstand und akzeptierte dies und hoffte, die gefühlsmäßigen Wunden heilen zu können, die noch lange, nachdem sich die körperlichen geschlossen hatten, offen schwelten.
    Natürlich sahen höhere Geister in Washington Banes Zustand ganz anders. Seine Akte bezeichnete ihn als ›von einem Trauma betroffen und nervenzerrüttet. Ernsthafte gefühlsmäßige Schäden, hervorgerufen durch ein Übermaß an Gewalt und deren Akzeptanz. Ungeeignet für Außeneinsätze.‹ Die Akte betonte darüber hinaus auch, der Tod seiner Frau und seines Stiefsohnes habe lediglich einen unausweichlichen Prozeß beschleunigt.
    Die Maschine war nicht mehr in Gebrauch.
    Bis zu diesem Morgen.
    Jemand hatte Jake Del Gennio getötet, und plötzlich war Harry ›The Bat‹ wieder ein Teil seines Lebens. Und dann dieser Junge am Rockefeller Center … Peter mit fünfzehn Jahren …
    Die Vergangenheit mochte ihn vielleicht nicht einholen, doch sie stürmte zumindest

Weitere Kostenlose Bücher