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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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Riss zu kleben.
Anschließend begann ich, mit dem Blasebälgchen mühsam Luft in den Wulst zu pumpen. Immer wenn ich kurz davor war, einen Wadenkrampf zu bekommen, wechselte ich das Bein.
So pumpte ich sehr lange, aber leider mit mäßigem Erfolg. Sosehr ich mich auch bemühte, das geflickte Bootsteil blieb eine wabbelige Wurst, und ich musste mit Bedauern feststellen, dass die reparierte Stelle nicht besonders dicht geworden war.
Mittlerweile brach die Dämmerung herein. Da der Wind nachgelassen hatte, beruhigte sich auch das Meer etwas.
Ich band alles, was ich mitnehmen musste, am Tragseil der intakten linken Seite fest und schob das Boot ins Wasser.
Erst versuchte ich, ganz am Rand der noch tragenden Seite sitzend, nur mit einem Ruder zu paddeln. Gleichzeitig betätigte ich mit den Füßen abwechselnd den Blasebalg, um den reparierten Wulst wenigsten einigermaßen schwimmfähig zu erhalten. Was aber, wie ich bald feststellte, vollkommen sinnlos war.
Der ganze Erfolg war nur, dass sich das Boot nach links im Kreis drehte, sich aber dabei trotz aller Anstrengung nicht nennenswert vom Ufer entfernte.
Mein nächster Versuch war, am felsigen Ufer entlangzuklettern und das Boot im Wasser mit dem Ankerseil hinter mir herzuziehen. Dazu band ich das Seil am Ende eines Ruders fest, um damit einen Abstand zu den Uferfelsen zu haben.
Dieses Vorhaben scheiterte aber auch schon nach kurzer Zeit, da ich beim Klettern immer aus meinen Badelatschen rutschte und mir auf dem scharfkantigen Gestein an den Fußsohlen mehrere blutende Schnittwunden zuzog.
Außerdem ragten einige Felsen so knapp bis unter die Wasseroberfläche, dass das Boot immer wieder hängen blieb und die Gefahr bestand, auch der Boden könnte noch aufgeschlitzt werden.
Obwohl es inzwischen dunkel wurde, war ich trotz aller Bemühungen noch keine fünfzig Meter von meinem Startplatz entfernt.
Jetzt blieb mir nur noch eine Möglichkeit: Ich legte Flossen und wegen der Wellen auch Taucherbrille und Schnorchel an, sprang ins Wasser und zog das Boot auf dem Rücken schwimmend hinter mir.
Obwohl diese Art der Fortbewegung sehr mühselig war, kam ich zwar langsam, aber dafür wenigstens stetig vorwärts.
Da ich mich wegen der Untiefen möglichst weit vom Ufer entfernt hielt, war es schon ein komisches Gefühl, in der Nacht allein im Meer zu schwimmen und dieses schwere Boot hinter mir herzuziehen.
Zwischendurch legte ich mich erschöpft auf den Holzboden des Bootes und machte eine kurze Pause.
Da ich mittlerweile bereits einige Stunden unterwegs war, möchte man eigentlich annehmen, dass ich sehr verzweifelt war.
Aber genau das Gegenteil war der Fall.
Der unheimliche nächtliche Kampf gegen das Ungewisse machte mir richtig Spaß. Ich kam mir dabei vor wie ein Schiffbrüchiger, der um sein nacktes Überleben kämpfen muss. Oder aber, als ich einmal in einer kleinen Sandbucht ausgestreckt auf dem Rücken liegend Rast machte, wie Robinson, der im Sturm auf seiner einsamen Insel strandet.
Es war lange nach Mitternacht, als ich müde, aber doch ein wenig stolz auf meine vollbrachte Leistung endlich den Campingplatz erreichte.
Ich machte die kläglichen Reste des Bootes an einer der beiden Leitern fest und ging zu unserem Zeltplatz.
Da sah ich meine Freundin.
Sie saß im Vorzelt mit einer Kerze auf dem gedeckten Tisch in Tränen aufgelöst vor einem Topf mit kalten Spaghetti.
Als ich in das Zelt trat, fiel sie mir schluchzend um den Hals. Da ich so lange unterwegs gewesen war, hatte sie schon das Schlimmste vermutet.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals in meinem Leben Nudeln besser geschmeckt haben als diese aufgewärmten und verkochten Spaghetti in dieser Nacht. Die restlichen Stunden bis zum Morgengrauen ging es dann noch recht stürmisch zu, und ich meine nicht das Wetter. So zeigt diese Nacht für mich bis heute die faszinierende Vielfalt des Campings in aller Deutlichkeit. Von der Lebensgefahr zur Leidenschaft, vom Kampf gegen sich selbst zur Vereinigung zweier. Entspannung, Panik, Trauer, Freude und schließlich der Stolz, über die Elemente triumphiert zu haben – das bietet einem kein Hotel mit Wellnessbereich.
Dass sich aber ausgerechnet das Produkt dieser Nacht einmal als überzeugter Campinghasser herausstellen würde, ist mehr als eine Ironie des Schicksals.

Erst am nächsten Morgen versuchte ich, das Schlauchboot-Wrack über die Eisenleiter an Land zu holen. Das gelang aber erst, als einige junge Männer mit anpackten. Jetzt wurde auch klar, warum es

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