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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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so dass ich nicht hineinsehen konnte. Aber dafür hatte ich eine Lösung. Ich wickelte mir das eine Ende des Seils zur Sicherheit um das Handgelenk und warf dann schwungvoll den Eimer über den Rand.

    Ich erwartete ein einmaliges Platsch.
    Ich bekam ein anhaltendes BongGongGiDongDong.

    Es klang, als würde der Eimer dort unten hin- und hergeworfen. War da etwa Wellengang in dem Brunnen? Seltsam.
    Neugierig griff ich nach dem Rand der Zisterne, stieg mit meinen Sandalen in die Zwischenräume des alten Gemäuers und kletterte problemlos hinauf.
    Als ich meinen Oberkörper über den breiten Rand geschoben hatte, konnte ich kaum etwas erkennen. Ich musste mich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte ich zuerst den Eimer, der tatsächlich immer noch auf dem Wasser hin- und hertanzte. BongGongGiDongDong, BongGongGiDongDong …
    Für ein paar Sekunden überwog die Faszination für ein völlig unerklärliches Phänomen, und ich starrte gebannt auf den Plastikeimer im Brunnen, glaubte in dem seltsamen Geräusch gar eine Art Rhythmus zu erkennen. Dann erkannte ich noch etwas anderes, und die Faszination schlug sofort um in kalte Panik. Ich war wie gelähmt, und meine Finger krallten sich in den Stein. Der Grund für den Eimertanz war nicht etwa Wellengang, sondern eine etwa eineinhalb Meter lange Schlange.

    Als hätte ich sie mit meinem Eimer in Raserei versetzt, wuselte sie so wild im Wasser, dass kaum zu erkennen war, wo das Vieh anfing und wo es aufhörte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und BongGongGiDongDongte weitaus lauter als der Eimer unter mir. Alles in mir schrie »LAUF, TOMMY, LAUF«, aber ich befand mich immer noch im Zustand der Schockstarre, unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen.
    Da schoss plötzlich der Kopf der Schlange aus dem Wasser, und vielleicht machte sie auch ein Geräusch, das kann ich nicht mehr so genau sagen. Denn da befand ich mich bereits auf dem Weg rückwärts, von dem Rand des Brunnens stürzend.
    Sekundenbruchteile später war ich auch schon unten aufgeschlagen, und den Schmerz im Steißbein ignorierend rappelte ich mich auf und rannte schreiend los. Nur zwei Meter vom Brunnen entfernt hatte mich die Schlange hinter meinem Rücken eingeholt. Sie biss mir ins Armgelenk und riss mich zu Boden. Wie am Spieß brüllend, schlug ich um mich, doch das Tier ließ nicht locker, wollte mich zurück zum Brunnen zerren in ihr nasses Reich, ihr Maul schnitt sich tief in meine Haut ein, ich strampelte, rollte mich auf dem Boden, ich war verloren … Bis endlich die Schlaufe der Schnur von meinem Handgelenk glitt und der mit Wasser gefüllte Eimer wieder in den Brunnen zurückfiel. In meiner Panik hatte ich die Schlaufe an meiner Hand vergessen und für das Schlangenmaul gehalten.
    Trotzdem ließ ich den Eimer zurück und rannte los durch die seltsamen Bäume zu unserem Standplatz. Oder zumindest dachte ich das. Denn nach ein paar Minuten blieb ich schnaufend stehen und sah mich um. Ich war ganz offensichtlich in die falsche Richtung gelaufen, denn um mich herum war nur halbhohes Gras. Verwirrt und mit klopfendem Herzen drehte ich mich ein paar Mal um die eigene Achse, aber ich hatte keine Ahnung, wo ich gelandet war. Da hatte ich plötzlich auch noch den zugegebenermaßen seltsamen Gedanken, die Schlange könnte mir gefolgt sein. Unwillkürlich hielt ich die Luft an und lauschte in die Natur hinein, ob nicht vielleicht irgendwo ein BongGongDiDongDong zu hören war. Wie ich auf die Idee kam, dass die Schlange auf ihrer Jagd nach mir den Eimer mitnehmen würde, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht war mir das Krokodil aus Peter Pan aus unserer gekürzten Super-8-Film-Version des Disney-Klassikers noch zu präsent. Dieses Reptil hatte ja bekanntlich einen Wecker verschluckt, und Captain Hook brach immer in Panik aus, wenn es irgendwo tickte.
    Es war aber nichts zu hören, außer dem Rascheln der Blätter im leichten Wind und dem entfernten Meeresrauschen. Letzteres half mir dann auch, mich zu orientieren, und ich fand schließlich den Weg zurück zu unserem Standplatz. Als ich ohne Eimer zurückkehrte und direkt in meinem kleinen Einmannzelt verschwand, konnte man sich schon denken, dass wohl irgendwas passiert war. Überflüssig zu erwähnen, dass mein Vater mir die Geschichte mit der Schlange erst einmal nicht glaubte. Zugegebenermaßen klang sie auch wirklich etwas sehr unglaublich. Als er jedoch ein paar Minuten später mit dem Eimer und der

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