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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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so schwer gewesen war, das Boot durchs Wasser zu ziehen. Die Reparaturflecke waren längst verschwunden, und so hatte sich die Luftkammer schnell bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Der Schaden hatte sich außerdem stark vergrößert und war nicht mehr ohne professionelle Unterstützung zu reparieren.
Niedergeschlagen ließ ich auch die restliche Luft aus den intakten Kammern und bettete das Boot zum Trocknen auf die Felsen. Dabei bemerkte ich das schadenfrohe Kichern meiner Helfer, die sicher froh waren, das orangefarbene Ungetüm auf der Liegefläche los zu sein. Das Kichern erstarb allerdings, als ich auf die entsprechende Frage eines der Männer mit Deutschkenntnissen hin beschrieb, von wo aus ich das Boot des Nächtens durchs Wasser gezerrt hatte. Je klarer ihnen wurde, was für eine Strecke ich zurückgelegt hatte, desto stiller wurden meine Zuhörer. Es stellte sich heraus, dass keiner der Einheimischen diese Strecke bisher schwimmend zurückgelegt hatte, ja niemand auf die wahnwitzige Idee gekommen wäre, das überhaupt zu versuchen. Zum einen aufgrund der reinen Entfernung und zum anderen wegen der vielen Untiefen und dem unberechenbaren Wellengang, der so manchen erfahrenen Schwimmer aus der Umgebung schon gegen die Felsen geschleudert und für immer in die Tiefe gezogen hatte.
Von diesem Tag an machte man auf dem Betonplateau immer bereitwillig Platz, wenn wir uns dort in die Sonne legen wollten.

Trotzdem, nach diesem Erlebnis war ich überzeugt, dass meine Freundin vom Camping die Nase gestrichen voll haben müsste.
Umso erstaunter war ich, als sie auf unserer langen Heimreise bereits wieder mit Begeisterung Pläne für den nächsten Campingurlaub schmiedete.
Genau neun Monate nach diesem Urlaub brachte sie einen Jungen zur Welt.
Wir tauften ihn Thomas und waren der festen Überzeugung, dass er bei diesen Eltern ganz bestimmt einmal ein begeistertes Campingkind werden würde. So kann man sich täuschen.

Zu viel Sand ist auch nicht gut
    T atsächlich kann ich mich an einen Campingurlaub erinnern, in dem wir jede Menge Sand vor der Hüttn hatten. Das war auf der Insel Korsika. Auf dem Super-8-Film sind zwar trotzdem wieder jede Menge Felsen zu sehen, aber das liegt daran, dass mein Vater den Sandstand nicht des Filmens wert befand. Stattdessen zoomte er auf die Klippen links und rechts von der Bucht, in der wir uns befanden, und schwenkte über die schroffen Steine. Ab und zu wackelt das Bild seltsam rauf und runter, und ich deute das als ein Anzeichen tief empfundenen Seufzens.
    Ich hingegen war sogar erst recht angetan von diesem Ort. Es war zwar auch irgendwie urig im Sinne meines Vaters, aber eben nicht nur. Erst konnte ich gar nicht glauben, dass wir tatsächlich einen Standplatz gefunden hatten, der auf den ersten Blick alles hatte, was das Campen erträglich machte: Schatten durch knorrige, ausladende Bäume, Sand, Sand und nochmals Sand, blaues Meer mit klarer, quallenloser Sicht bis zum sanft abfallenden, ebenfalls sandigen Boden, eine nahe Zisterne mit Süßwasser, ebenso nah die sanitären Anlagen und zu guter Letzt auch noch der tägliche Besuch eines Bäckermobils für das obligatorische Luftbrot. Unfassbar!
    Trotzdem war dieser Platz noch urig genug, dass er auch meinem Vater gefiel, und das war natürlich das Allerbeste. Hatten wir also wirklich einen Ort gefunden, an dem mein Vater und ich wenigstens friedlich koexistieren konnten? Unfassbar.
    Man ahnt schon, dass das so nicht bleiben würde. Ansonsten hätte ich diese Anekdote ja auch weglassen können, denn sie würde nur die Polemik trüben. Nein, es passierten mehrere Dinge gleich in den ersten vierundzwanzig Stunden, die mir für den Rest des Urlaubs auch selbigen gaben.

    Episode eins ereignete sich, als mein Vater mir einen Plastikeimer an einem Seil in die Hand drückte, mit dem ich aus der Zisterne Süßwasser holen sollte. Ich war zu dem Zeitpunkt etwa sechs Jahre alt, also durchaus in der Lage, den Eimer in den Brunnen zu werfen und halb gefüllt wieder hochzuziehen. Ich weiß nicht mehr, wozu er das Wasser brauchte, aber da wir durch die täglich mehrfachen Duschen von Mami wegen ihrer Salzwasserallergie eigentlich nie genug Wasser hatten, habe ich vermutlich gar nicht gefragt.
    Ich machte mich also auf den Weg durch die Korkbäume zu dem Steinbrunnen. Der stand nur fünfzig Schritte entfernt mitten auf einer Lichtung und sah aus wie der Brunnen aus dem Märchen vom Froschkönig. Nun war der Rand des Brunnens aber recht hoch,

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