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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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Matratze …
    Merken Sie was? Ja? Ich auch.

    Ich weiß ja nicht, wie Sie darüber denken, aber selbst im Alter von vierzehn wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, mich auf einer Luftmatratze mit selbstgeschnitztem Stöpsel weiter als ein paar Meter vom Ufer zu entfernen.
    Geschweige denn mit einem Rucksack auf dem Buckel und einem Topf und einer Pfanne als Ruder. Außerdem wäre ich nach der ersten nasskalten Nacht nach Hause gefahren beziehungsweise überhaupt nicht erst losgefahren, wenn es gerade in Strömen regnet. Mit einem Zelt ohne Boden.
    Okay, ich wäre natürlich auch bei strahlender Sonne nicht gefahren, aber darum geht es jetzt nicht. Es geht darum, dass mein Vater durch etwaige Strapazen, Unbequemlichkeiten oder drohender Gefahr nicht im Geringsten davon abzuhalten ist, etwas einfach zu tun. Es geht darum, dass er auch kaum Anstalten macht, einer mindestens unbequemen, aber oft genug auch beschissenen Situation dadurch auszuweichen, dass er über Alternativen oder gar Konsequenzen nachdenkt.
    Jetzt mag der Leser erwidern: »Moment mal, der Bub war doch erst vierzehn Jahre alt! Da setzt man sich schon mal mit einer Pfanne und einem Topf auf eine Luftmatratze mit Holzstöpsel, um über den Seehamer See zu rudern.«
    Dem entgegne ich mit einem trockenen Hohnlachen und verweise auf das kommende Kapitel, das ebenfalls aus der Feder meines Vaters stammt.

Eine Pumpe für vier Halunken
    von Werner Krappweis
I m Alter von zweiundzwanzig Jahren erlebte ich den großartigsten, lustigsten und ereignisreichsten Campingurlaub meines Lebens. Ich vermute mal, dass mein Sohn Tommy dieses Kapitel gar nicht richtig durchlesen können wird, weil er vor lauter Kopfschütteln die Buchstaben nicht mehr erkennt. Aber ich bedaure nur, dass ihm aufgrund seiner Campingphobie ein Abenteuer wie dieses entgehen muss. Allerdings sind viele der Dinge, wie ich sie nun beschreibe, heutzutage nicht mehr möglich. Vermutlich hätte man uns heute schon direkt an der ersten Grenze verhaftet oder zumindest gründlichst durchsucht. Damals aber sahen ja viele junge Leute ein wenig, sagen wir mal, zerlumpt aus, und da fielen wir echten Lumpen nicht weiter auf.

Mit drei guten Freunden, Hansi, Tom-Tom und Franz, Letzterer aufgrund seines wiegenden Schrittes nur »Wago« genannt, wollten wir uns mit einer schon etwas altersschwachen Rostlaube von einem VW-Bus auf den Weg nach Sardinien machen. Das Auto hatten wir, so gut es eben ging, notdürftig zusammengeschweißt und mit einer Art »Einrichtung« versehen.
Besonders der Hansi war hier eine unschätzbare Hilfe. Ich sehe in ihm bis heute so eine Art Daniel Düsentrieb, der immer eine überraschend effektive und schnelle Lösung für technische Probleme parat hat, auf die außer ihm kaum einer gekommen wäre.
Schon beim Einsteigen fiel mir zum Beispiel ein Kabel auf, das vom Zündschloss weg unbefestigt bis auf den Boden herunterhing und dann quer durch den ganzen Bus kräuselnd bis zur Rückwand führte.
Als ich nach der Bewandtnis dieses Kabels fragte, erklärte mir der Hansi, dass irgendwo in der hinteren Beleuchtungsanlage ein Kurzschluss sein müsste und er daher schon mehrmals die Sicherung erneuert hätte.
Als dann aber auf der dreistündigen Fahrt zum Treffpunkt alle Sicherungen aufgebraucht waren, nahm er als Ersatz einfach eine kleine Patrone aus seinem mitgeführten Revolver, die praktischerweise genau in die Halterung passte.
Sprach’s und startete den Wagen. Kaum waren wir wieder auf der Autobahn, knallte es plötzlich ohrenbetäubend unter dem Armaturenbrett, und Teile des Sicherungskastens splitterten durch das Auto. Da der Kurzschluss nicht beseitigt worden war, hatte sich die Patrone erhitzt und war gemäß ihrer eigentlichen Bestimmung explodiert. Dabei hatte sie den Sicherungskasten gesprengt.
Um zumindest zwei funktionierende Rücklichter zu haben, hatte der Hansi kurzerhand ein stromführendes Kabel am Zündschloss angeklemmt und einfach nach hinten verlegt.
Das hatte zur Folge, dass der Bus an der Rückseite weder Blinker noch Stopplicht oder Nummernschildbeleuchtung hatte. Dafür konnte man aber die Rücklichter nicht ausschalten. Aber so war der Hansi halt. Er machte alles nur so weit, dass es gerade funktionierte, auf keinen Fall mehr.
Jedes Mal, wenn einer an dem Kabel hängen blieb und es dadurch aus der Befestigung riss, klemmte er es einfach wieder an, ohne sich zu ärgern. Aber auch ohne etwas zu ändern.
Kaum waren wir unterwegs, hatten wir schon einen

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