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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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und brachten ihn richtig auf Druck. Diesen konnte man mit einer kleinen integrierten Handpumpe ganz einfach steigern. Als Nächstes nahmen wir das Verteilerstück oben ab, zündeten das Benzin und drehten dann ruckartig ganz auf: Der Effekt war eine gigantische Feuersäule, die sehr kurz mehrere Meter hoch in die Luft schoss. Dieses Feuerwerk war nicht gerade ungefährlich, aber gleichzeitig auch so faszinierend wie kurz, dass wir gar nicht anders konnten, als es immer und immer wieder zu versuchen.
Wir waren schnell so sehr beschäftigt damit, den Druck noch etwas zu erhöhen, um die Stichflamme noch ein bisschen höher in den Nachthimmel schießen zu lassen, dass wir unseren Aal in der Pfanne auf dem Grill vergessen hatten. Aus dem war nämlich inzwischen sehr viel Fett herausgebraten. Schließlich lief die Pfanne über, und das Fett fing Feuer.
Diese Feuersäule war zwar nicht ganz so hoch wie die des Benzinkochers, aber dafür war sie so breit wie unser Lagerfeuer und ließ sich nicht durch Wasser löschen, sondern nur verschlimmern. Nachdem das Feuer irgendwann heruntergebrannt war, erinnerte nur noch ein kleiner Metallstumpf an die Stelle, wo die Pfanne einmal einen Stiel gehabt hatte, und von dem Aal war nichts mehr übrig.
Spätestens jetzt stellten wir fest, dass unser Fischexperte doch nicht alles wusste. Hätte er nämlich vorher und nicht erst nachher in sein schlaues Fischerbuch geschaut, hätte er gelesen, dass man so einen Aal nicht braten kann, weil er so unglaublich fetthaltig ist.
Besser schmeckten uns da schon Muränen, und es machte viel Spaß, diese länglichen Fische zu fangen.
Muränen liegen immer in Höhlen und Grotten auf der Lauer. Schwimmt ein Lebewesen vorbei, schießen sie blitzschnell aus ihrem Versteck hervor, reißen mit ihren scharfen Zähnen ein Stück Fleisch aus ihrem Opfer, um dann rückwärts wieder in ihrer Höhle zu verschwinden. Diese Taktik wollten wir uns zunutze machen.
Da wir wussten, dass es an einer nicht sehr weit entfernten Steilküste Muränen gab, machten wir uns mit dem Schlauchboot auf den Weg.
Dort angekommen, sollte ich an der stark zerklüfteten Felswand vorbei auf- und abtauchen, um die Muränen aus ihrem Versteck zu locken. Ich hatte nun mal durch den Radsport das größte Lungenvolumen und konnte daher am längsten unter Wasser bleiben. Dabei war es natürlich sehr wichtig, den richtigen Abstand zwischen mir und der Wand zu halten. War ich zu weit weg, wäre es für die Muräne uninteressant gewesen, ihr Versteck zu verlassen, war ich zu nah dran, konnte das sehr schmerzhaft werden. Auch aus einem anderen Grund empfahl es sich, die Entfernung peinlichst genau einzuhalten und nicht die Arme oder Beine zu sehr zur Seite zu strecken, denn hinter mir schwammen der Tom-Tom und der Wago, beide bewaffnet mit gespannten Harpunen.
Wenn tatsächlich eine Muräne aus ihrem Loch kam, um sich einen vermeintlich fetten Happen zu holen, hatten die beiden, bevor das Tier wieder verschwand, nur einen kurzen Augenblick Zeit, um zu schießen.
Was soll ich sagen, diese Art der Fischjagd war für uns jedes Mal überaus erfolgreich. Dabei war sie sehr aufregend und machte, zumindest den anderen, immer großen Spaß. Mir war manchmal schon ein bisschen mulmig zwischen Muränenriff und Harpunengeschossen – aber das hätte ich natürlich niemals zugegeben.

Verletzungen waren aber auch so recht häufig, und das lag meistens daran, dass wir Spaß daran hatten, uns gegenseitig mit Blödsinn zu überbieten. So versuchten wir einmal, mit Anlauf von einer mehrere Meter hohen Düne so weit wie möglich hinaus- und dann in den tiefen Sand hinunterzuspringen. Dabei sprang ausgerechnet der Tom-Tom in eine große Muschelscherbe und zog sich am Fuß eine sehr tiefe und schmerzhafte Schnittverletzung zu. Zusammen mit seiner Zahnlücke und den andauernden Mückenverwüstungen in seinem Gesicht war er nun kosmetisch doch recht sichtbar beeinträchtigt.
Doch auch mich plagte mehrere Tage lang ein recht hartnäckiges Problem, und das hatte ich ausschließlich mir selbst zuzuschreiben. Tom-Tom erklärte uns nämlich eines Tages, dass man den Inhalt von Kakteenfrüchten essen könne und dass dieser wie Marmelade schmeckte. Zum Beweis zog er sich dicke Arbeitshandschuhe an und griff sich eine der Früchte. Dann schnitt er sie in der Mitte auseinander, löffelte vorsichtig das süße Mark heraus und aß es.
Hansi wollte das toppen und wies auf die dicke Handwerkerhornhaut an seinen Händen hin. Er

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