Das Wagenrennen
dieses Kompliment reagieren soll. Also nimmt sie Zuflucht zu dem, was sie kennt, und rennt in ihr Zimmer, um ein paar Waffen zusammenzusuchen.
Lothlans Elfensinne erkennen Makris Herkunft. Er wirkt angewidert. »Orgk und Elf und Mensch? Man hat diese Mischung für unmöglich gehalten.«
»Ja, sie ist wirklich ein wahres Weltwunder.«
Makri taucht wieder auf. Sie ist mit einer grimmigen Miene, einem Schwert an jeder Hüfte, einer Axt an ihrem Gürtel sowie mit Messern in Hosenbund und Stiefeln bewaffnet. Um den Hals trägt sie einen Beutel mit Wurfsternen.
»Was wolltest du eigentlich unter meinem Sofa?«, erkundige ich mich beiläufig, als wir die schlammige Straße überqueren.
»Ich brauche Geld.«
»Lernt ihr denn in diesen Ethikvorlesungen keine Moral?«
»Reden wir von was anderem. Wie kommst du dazu, Orgks in die Rächende Axt zu schleppen?«
Ich erkläre ihr die Einzelheiten.
»Das ist verrückt. Es wäre einfacher für Zitzerius, mich in der Universität einzuschreiben«, sagt Makri. »Hast du gesehen, wie dieser blöde Elf mich ignoriert?«
Ich nicke. »Der Orgk war wenigstens höflich. Er sagte, du wärst die beste Gladiatorin gewesen.«
Makri verzieht nur ihr Gesicht. Sie begegnet nicht gern jemandem, der sie in der Gladiatorenarena hat kämpfen sehen. Dadurch fühlt sie sich zu sehr an ihre Tage als Sklavin erinnert.
Mittlerweile haben wir die Sankt-Völlinius-Kirche erreicht.
»Ich habe den Gebetsteppich bis zum Haus des Pontifex verfolgen können.«
»Und nun?«, erkundigt sich Melis, die Reine.
Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe.
»Warum habt Ihr uns dann hierher geführt?«
»Wohin hätte ich Euch sonst bringen sollen? Ich habe niemals behauptet, dass ich wüsste, wo der Teppich jetzt ist. Ihr und Zitzerius wolltet, dass wir losmarschieren und danach suchen. Und dies hier ist sein letzter bekannter Aufenthaltsort. Jetzt seid Ihr dran.«
Melis dreht sich fragend zu Lothlan um.
»Anscheinend habe ich die Funktion eines Detektivs bisher missverstanden«, bemerkt der Elf trocken. Er schnüffelt in der Luft und versucht eine Spur von orgkischen Artefakten aufzunehmen. »Es ist sinnlos«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Ich kann nichts wahrnehmen. Hier riecht es schon zu stark nach Orgk.« Er wirft einen viel sagenden Blick auf Azgiz.
»Der Gestank von Elfen steigt mir in die Nase«, kontert der Orgk.
»Ruhe!«, befiehlt Melis, die Reine. Sie konzentriert sich lange. In der Ferne ist Donnergrollen zu hören. Anscheinend braut sich da ein neuer Sturm zusammen. »Hier entlang«, sagt sie schließlich. Sie schlägt die Richtung zum Hafen ein.
Ich trotte neben Makri hinter ihr her.
»Das ist die schlimmste Sache, in die du mich jemals mit hineingezogen hast, Thraxas.«
Ich reiche meine Flasche Kleeh herum. Nur Makri nimmt einen Schluck. Melis schreitet durch den Schlamm und den Regen, mit dem Orgk an der einen und dem Elf an der anderen Seite, während wir hinterherzuckeln. Ich schärfe Makri ein, dass sie auf keinen Fall die Beherrschung verlieren und Azgiz angreifen darf.
»Melis hat gedroht, mich aus dem Stadion zu verbannen, wenn ich aus der Reihe tanze. Ich fürchte, sie hat es ernst gemeint. Wie soll man sich bei so viel Aufregung auf seine Wette konzentrieren?« Ich nehme noch einen Schluck Kleeh. »Nicht, dass ich mich überhaupt konzentrieren könnte«, fahre ich fort, während ich mich für das Thema erwärme. »Nicht, solange die Hälfte der Leute in der Stadt versucht, beim Rennen zu betrügen. Es ist ein Skandal. Einige Dinge im Leben sollten einem heilig sein, frei bleiben von Gaunereien, und das Turas-Gedächtnis-Rennen ist sicherlich eins davon. Als ich noch jünger war, wäre niemand auch nur im Traum auf die Idee gekommen, daran herumzupfuschen. Ich sage dir, Makri, allmählich geraten die Dinge außer Kontrolle. Wenn ich auch nur den Hauch eines Verdachts habe, dass jemand betrügt, gehe ich sofort zum Konsul und sage ihm, was los ist. Ich werde von ihm verlangen, dass er eine Sondersitzung des Senats einberuft.«
Makri sieht mich fast bewundernd an. »Ich habe noch nie erlebt, dass du dich so aufgeregt hast.«
»Na ja, einige Dinge im Leben muss ein Mann eben wirklich ernst nehmen.«
»Bier und Wagenrennen?«
»Ganz genau. Bier und Wagenrennen haben aus mir das gemacht, was ich heute bin. Und ich bin stolz, darauf!«
Melis hat uns direkt ans Wasser geführt, zu einigen Lagerhäusern westlich vom Hafen. Sie fragt Lothlan, ob er eine Spur aufnehmen
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