Das Wagenrennen
der Vizekonsul auf. Zitzerius begrüßt mich kurz, verschwindet aber sofort mit Melis und dem Alten Hasius Brillantinius in einer Konferenz.
Der Hauptmann weiß nicht, was die Orgks in dem Lagerhaus wollten. Vermutlich werde ich das noch früh genug herausfinden. Ich winke einen Diener heran und frage ihn, ob es hier auch Bier gibt. Er erwidert, dass sie keines haben, und bietet mir stattdessen Wein an.
»Ich brauche ein Bier. Schick jemanden los, damit er mir eins holt. Vergiss nicht, dass ich euch gerade vor einem Haufen Orgks gerettet habe.«
Lord Fidel-al-Ambra schreitet majestätisch in den Raum, flankiert von seinen schlanken Elfendienern. Er geht an dem Konsul vorbei und steuert direkt auf Makri und mich zu.
»Lothlan hat mir von dem Kampf erzählt«, sagt er. »Offensichtlich standet Ihr vor ihm, als er stürzte. Er wäre gewiss getötet worden, wenn Ihr nicht gewesen wärt. Er hat mich gebeten, Euch zu danken, was ich hiermit tue. Außerdem möchte ich Euch auch meinen ganz persönlichen Dank ausdrücken.«
Er verbeugt sich leicht vor mir, und dann nimmt er mit dieser beiläufigen Eleganz, die man bei diesen vornehmen Elfen häufig findet, Makris Hand und küsst sie. Makri starrt ihn überrascht an und stammelt so etwas wie »Danke«. Anschließend lässt er uns zurück, um sich mit Kahlius und Zitzerius zu beraten. Unser Ansehen hat sich schlagartig gebessert. Nicht jedem in der Stadt wird von einem Elfenlord persönlich gedankt. Alle scheinen beeindruckt zu sein.
Ein junger Elf, möglicherweise derselbe, der Makri überrascht angestarrt hat, als das Schiff ausgeladen wurde, tritt ebenfalls zu uns, um sich zu bedanken. Mich grüßt er kurz und förmlich, bei Makri lässt er sich mehr Zeit. Er küsst ebenfalls ihre Hand, obwohl die elfische Etikette dies nicht zwingend verlangt. Makri errötet. Das habe ich bei ihr noch nie erlebt. Der Elf hofft, sie beim Turas-Gedächtnis-Rennen wieder zu sehen, und eilt dann rasch hinter seinem Lord her.
Makri bleibt verwirrt zurück. Sie ist es nicht gewöhnt, dass Elfen ihr die Hand küssen.
»Du wirst ja rot.«
»Was?«
»Du errötest.«
»Das ist das Albernste, was ich jemals gehört habe«, erwidert sie. »Das glaube ich einfach nicht.«
Eine große Gestalt in einem schwarzen Umhang gesellt sich zu den Leuten im bereits ziemlich vollen Empfangsraum. Selbst von den hochrangigen Bonzen der Stadt sind nur wenige Lord Rezaz Caseg persönlich vorgestellt worden, und ein gehöriger Schrecken durchfährt den Raum, als er seine Kapuze zurückschlägt. Viele dieser Regierungsbonzen, Armeekommandeure und Zauberer waren selbst noch junge Soldaten, als Rezaz, der Schlächter, uns das letzte Mal besucht hat. Vermutlich wälzen sie gerade ganz ähnliche Gedanken, wie sie mir vor kurzem noch durch den Kopf geschossen sind. Konsul Kahlius bereitet sich offensichtlich innerlich darauf vor, ihn zu begrüßen, aber der Orgk schreitet geradewegs auf mich zu.
»Azgiz möchte, dass ich Euch dafür danke, dass Ihr sein Leben gerettet habt«, verkündet der Orgk-Lord vernehmlich.
»Das war doch nicht der Rede wert«, antworte ich.
Er dreht sich zu Makri um und dankt ihr ebenfalls. Ich wühle in meinem Beutel und ziehe den Gebetsteppich heraus.
»Richtet Eurem Wagenlenker aus, dass ich damit so vorsichtig war, wie ich nur konnte.«
Lord Rezaz Augen leuchten. Voller Freude nimmt er den Gebetsteppich entgegen und breitet seine Hände mit einer Geste aus, die sowohl mich als auch Makri umfasst.
»Das ist hervorragend! Jetzt kann das Rennen stattfinden. Ich stehe in Euer beider Schuld. Hiermit erkläre ich Euch zu Freunden der orgkischen Nation von Soraz!«
Anschließend geht er mit dem Gebetsteppich in der Hand davon und plaudert lebhaft mit seinen Untergebenen. Ich bemerke, dass mich alle Anwesenden anstarren. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Ansehen nun weiter gestiegen oder wieder gesunken ist. Freund einer orgkischen Nation zu sein ist nicht unbedingt eine besonders gute Empfehlung.
»Viel mehr ertrage ich nicht«, sagt Makri. »Hat dieser Diener dir etwa Bier gebracht? Gib mir eins.« Sie nimmt einen tiefen Schluck aus meinem Kelch. »Was haben die Orgks da eigentlich gemacht?«
Bisher hat mir zwar noch niemand eine offizielle Erklärung geliefert, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich es schon weiß.
»Ich glaube, das waren Agenten von Prinz Kalazar, Rezaz’ Rivale um den Thron von Soraz. Sie waren hier, um Lord Rezaz zu töten. Wir haben gerade dabei geholfen, das
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