Das Wagenrennen
wirklich glaubt. Lord Rezaz wirkt nachdenklich. Wir kramen alle unsere besten Manieren aus, sodass man glauben könnte, es handele sich um ein Treffen alter Freunde. Vizekonsul Zitzerius, Melis, die Reine, und Lord Rezaz Caseg in der weißen Toga, dem Regenbogenumhang und dem schwarzen Mantel geben ein höchst würdevolles Bild ab. Nur mir fällt es verdammt schwer, Ruhe zu bewahren. Ich schaffe es so lange, bis Rezaz’ Bediensteter, ein kleiner, muskulöser Orgk mit einem Schwert an jeder Seite, eine abfällige Bemerkung zu seinem Lord macht.
Es sprechen nur sehr wenige Leute in Turai Orgkisch. Mit Makris Hilfe ist meines ziemlich flüssig geworden. Die Bemerkung seines Bediensteten löst ein winziges Lächeln bei Lord Caseg aus. Ich wende mich wütend an Zitzerius. »Das reicht, ich gehe. Ich weigere mich, für einen Orgk zu arbeiten, der behauptet, ich wäre zu fett, um meine eigenen Füße sehen zu können.«
Danach bedenke ich den kleinen Orgk mit einer ausgesucht bösartigen Beleidigung, ebenfalls auf Niederorgkisch, die ich irgendwann mal von Makri aufgeschnappt habe.
»Wie könnt Ihr es wagen, so etwas über meine Mutter zu sagen!«, fährt er hoch und zieht sein Schwert.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Es reicht mir sowieso mit der Höflichkeit den Orgks gegenüber. So, wie es jetzt aussieht, gefällt es mir wesentlich besser.
»Aber bitte!«, ruft Zitzerius und tritt zwischen uns. Gleichzeitig geht die Tür auf, und Lord Fidel-al-Ambra kommt mit seinen Elfendienern herein. Der Anblick von mir und dem Orgk, die sich mit gezückten Schwertern gegenüberstehen, überrascht ihn anscheinend.
»Was ist denn hier los?«, erkundigt sich der Elfenlord.
»Ich möchte Euch den Mann vorstellen, der dafür sorgen soll, dass die Orgks angemessen behandelt werden«, bemerkt Melis.
Alle starren mich an. Ich habe immer noch mein Schwert in der Hand und komme mir plötzlich ziemlich blöd vor.
»Er hat angefangen!«, ist das Einzige, was mir spontan einfällt.
Der Vizekonsul wirft mir einen Blick zu, der Bände spricht. Ich stecke mein Schwert wieder weg, während Zitzerius Fidel erklärt, was vorgefallen ist.
Die beiden Lords verbeugen sich höflich voreinander.
»Es war eine wahrhaft heldenhafte Schlacht, damals unter diesen Mauern«, erklärt Rezaz. »Ich habe sehr bedauert, dass meine Bundesgenossen so dumm waren, Euren Schiffen zu ermöglichen anzulegen. Wäre ich der Oberkommandierende unserer Streitkräfte gewesen, hätte ich es zu verhindern gewusst.«
Der Elfenlord steckt diese Bemerkung ohne Kommentar weg. Beide Lords sind sehr mächtig und viel zu erfahren und gewieft, um sich durch irgendwelche Gefühlsausbrüche eine Blöße zu geben. Sie hassen sich zwar bis aufs Blut, aber sie werden es nicht zeigen, jedenfalls nicht hier.
»Wie ich gehört habe, ist Euer Rennwagen ein ausgesprochen schönes Fahrzeug«, versetzt Fidel höflich.
»Das ist er. Er ist mein ganzer Stolz und meine Freude in diesen Zeiten, in denen sich Krieger friedliche Beschäftigungen suchen müssen. Ich freue mich schon sehrauf das Rennen.«
Sie fangen ein Gespräch darüber an, aber ich achte nicht darauf. Ich bin immer noch verstimmt, weil der Orgk auf mein Gewicht angespielt hat. So kommt es, dass ich bei dieser denkwürdigen Gelegenheit, der ersten in der überlieferten Geschichte, in der Orgks, Elfen und Menschen miteinander plaudern, ohne dass um sie herum ein Gemetzel tobt, mürrisch aus dem Fenster in den Regen hinausstarre und Wein trinke.
Ein dezentes Hüsteln von Zitzerius reißt mich aus meinen trübseligen Gedanken.
»Und, stimmt Ihr dem zu?«
Ich mustere ihn verständnislos. »Entschuldigung, ich habe nicht zugehört.«
Zitzerius beherrscht sich. »Es wurde vorgeschlagen, dass Melis, Azgiz und Lothian mit Euch aufbrechen und den Gebetsteppich suchen.«
»Azgiz und Lothian? Wer ist das denn?«
Ein großer, junger Elf tritt vor, verbeugt sich und stellt sich vor. »Lothian.«
»Mein persönlicher Schwertkämpfer«, sagt Lord Fidel.
Der Orgk, der mich beleidigt hat, tritt ebenfalls vor.
»Azgiz«, knurrt er. »Persönlicher Schwertkämpfer von Lord Rezaz Caseg.«
Ich drehe mich zu Zitzerius um. »Ihr wollt, dass ich mit einem Orgk und einem Elfen im Schlepptau durch die Stadt spaziere und nach einem Gebetsteppich suche? Keine Chance.«
»Welche Wahl haben wir denn? Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr ihn aufgespürt habt. Lord Rezaz tut das ebenfalls. Wenn Ihr nicht so mit Eurem Wein beschäftigt
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