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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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guten Kinderstu-be, Bürger Topart?«
    »Wieso fragen Sie das mich, Bürger General?«
    »Sie scheinen die Frau zu kennen. Immerhin haben Sie sie beim Namen genannt!«
    »Ihren Vater kenne ich besser. Sie kennen ihn übrigens auch. Es ist Maruf ibn Saad.«
    Ich hielt es für richtig, ihn darüber aufzuklären, wer Aflahs Vater war. Vielleicht brachte das große Ansehen, das der Ägypter genoß, auch und gerade bei Bonaparte, ihr Vorteile bei der weiteren Behandlung.
    »Der Gelehrte?« staunte Bonaparte. »Als ich ihn in der Bibliothek des Instituts kennenlernte, hielt ich ihn für einen Mann, der uns Europäern aufgeschlossen gegenübersteht. Sollte ich mich so getäuscht haben?«

    »Nicht im geringsten«, meldete sich mein Onkel zu Wort. »Aber seine Tochter hat einen Grund, die Europäer zu hassen.« Er berichtete vom Tod des jungen Dieners, der Aflah offenbar so getroffen hatte, daß sich ihre Abneigung gegen die Franzosen in tödlichen Haß verwandelte.
    »Ich habe diesen Diener nicht getötet, und ich habe auch nicht den Befehl dazu gegeben«, entrüstete sich Bonaparte. »Warum will sie sich an mir rächen? Das ist, als würde ich Rußland angreifen, weil England mir den Krieg erklärt hat. Vollkommener Unsinn, wie?« Er sah seine Generäle an und grinste. »Wer würde schon ins kalte Rußland einmarschieren, wenn er den son-nenbeschienenen Orient erobern kann?«
    »Nur ein Narr würde ins weite Rußland einfallen und sich den Gefahren des dortigen Winters ausset-zen«, bestätigte Berthier.
    »Ebendrum«, sagte Bonaparte und wandte sich wieder der Gefangenen zu. »Maruf ibn Saads Tochter oder nicht, ich denke, wir müssen an ihr ein Exempel statuieren. Nur das wird andere davon abhalten, ihre Waffe gegen mich zu erheben.«
    Aflah zeigte keinerlei Regung. Vermutlich hatte sie mit ihrem Leben bereits abgeschlossen, als sie zu Bonapartes Palast aufgebrochen war. Sie konnte nicht ernsthaft erwartet haben, nach dem Anschlag lebend davonzukommen. Ich aber war zutiefst erschüttert und bat Bonaparte um Gnade für Aflah.
    Er musterte mich kritisch. »Sie haben ein zu weiches Herz, Bürger Topart, das habe ich schon in jenem Tal bei den Beduinen bemerkt. Sie sind kein Soldat und können sich das vielleicht leisten. Ich aber trage die Verantwortung für meine Armee und für Frankreich.
    Ein erfolgreicher Anschlag auf mich könnte leicht der Auslöser einer neuen Revolte sein und viele gute Soldaten das Leben kosten. Das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Und eine bessere Abschreckung für mögliche Nachahmer als eine öffentliche Hinrichtung kann ich mir nicht vorstellen. Deshalb muß ich Ihre Bitte abschlagen, Topart, so leid mir das auch tut. Wünschen Sie sich etwas anderes von mir! Immerhin habe ich Ihnen mein Leben zu verdanken.«
    Als ich hilflos schwieg, ergriff Onkel Jean das Wort:
    »Bürger General, ich spreche sicher auch für meinen Neffen, wenn ich Sie bitte, uns die Expedition zum Wü-
    stentempel zu genehmigen.«
    »Nun gut, meinetwegen, wenn es Sie so in die Wüste zieht! Sie kriegen Ihre Expedition und auch Ihren Kollegen Ladoux. Ich hoffe nur, er läßt sich ebenso freudig auf dieses Abenteuer ein wie Sie, Cordelier.« Und dann wandte Bonaparte sich übergangslos an die Grenadiere.
    »Bringt die Gefangene hinaus, und sperrt sie ein! Ich werde später darüber entscheiden, wann und unter welchen Umständen sie hingerichtet wird.«

    Onkel Jean und ich gingen nach Hause, weil er für die Expedition einige Vorkehrungen treffen wollte. Ich dagegen konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder tauchte Aflahs Gesicht vor mir auf. Wie sie uns im Haus ihres Vaters den Kaffee serviert hatte. Bei unserer kurzen Begegnung, als ich sie zum ersten Mal mit dem Schleier gesehen hatte. Und wie sie an diesem Tag als haßerfüllte Attentäterin vor uns gestanden hatte. Im Rückblick erschien das als folgerichtige Entwicklung, und ich warf mir vor, es nicht erkannt und verhindert zu haben.
    Als ich meinem Onkel davon erzählte, sagte er:
    »Quäl dich nicht mit solchen Gedanken, Bastien! Sie sind unnütz, weil du nichts mehr ändern kannst. Zudem sind sie falsch. Wie oft hast du Aflah gesehen, dreimal? Was hättest du ausrichten können, wenn nicht einmal ihr Vater imstande war, die Tat zu verhindern?
    Der arme Maruf, es wird ihn schwer treffen!« Wie schwer, das sollten wir erfahren, sobald wir unser Haus betraten. Malik berichtete eilfertig von einem Besucher, der sich nicht habe abweisen lassen und nun im

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