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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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nicht zur Ruhe kommen. Als ich endlich doch einschlief, träumte ich von ihr. Wir sprachen kein Wort, sondern sahen einander nur an und umarmten uns. Würde es am übernächsten Tag genauso sein?

13. KAPITEL
    Der tödliche Wind
    as Zeltlager am Wüstentempel bot nur wenige D der Annehmlichkeiten, die wir Kinder der Zivi-lisation so sehr schätzen, aber am späten Nachmittag des folgenden Tages wünschte ich mir sehnlichst, wieder dort zu sein – oder bereits in Kairo, das noch etwa eine Tagesreise entfernt war.
    Einen Brief meines Onkels an General Bonaparte und eine Liste dringend benötigter Dinge im Gepäck, war ich bei Sonnenaufgang in Richtung Kairo aufgebrochen, begleitet von jenen zwölf Husaren, die schon auf dem Hinweg meine Eskorte gebildet hatten. Wir waren ein gutes Stück vorangekommen und hatten während der heißen Mittagsstunden, ganz nach dem Vorbild der Einheimischen, eine Rast eingelegt. Als wir unseren Weg am Nachmittag fortsetzten, warteten wir vergebens auf ein Absinken der Temperaturen. Im Gegenteil, ein heißer, von Süden kommender Wind schien immer mehr Hitze über das Land zu bringen.
    Stärker und stärker werdend, nahm uns der Wind fast die Luft zum Atmen.
    Der kleine, wendige Leutnant, der meine Eskorte befehligte, ein gewisser Ernest Dumont aus dem Elsässi-schen, hielt seinen Braunen an, richtete sich im Sattel auf, schirmte seine Au gen mit der Rechten ab und blickte sich um. »Verfluchter Wüstendreck, weit und breit nichts in Sicht, was uns Schutz bieten könnte!«

    Ich lenkte meinen Schimmel an seine Seite. »Glauben Sie, es wird so schlimm?«
    »Schlimmer, Bürger Topart. Ich wette einen Mo-natssold darauf, daß wir hier das Vorspiel zu einem ausgewachsenen Sandsturm erleben. Chamsin nennen die Leute ihn hier, und sie sprechen den Namen nur im Flüsterton aus. Wir täten gut daran, uns möglichst rasch einen Unterschlupf zu suchen. Geben wir unseren Pferden die Sporen, solange wir es noch können!«
    Er hatte so laut gesprochen, daß auch die übrigen Männer ihn verstanden hatten. Allen schien die Gefahr, in der wir schwebten, bewußt; ich las es auf ihren versteinerten Gesichtern.
    Wir ritten weiter, so schnell der Geröllboden es erlaubte. Obwohl es mir kaum möglich schien, stieg die Hitze noch an, und im Süden begann der Himmel sich zu verfinstern. Angst erfaßte mich, und ich begriff, warum die Einheimischen einen solchen Respekt vor dem Chamsin hegten, den sie auch den tödlichen Wind nannten.
    Dumont, der sich unentwegt umgesehen hatte, deutete nach links. »Da ist eine Senke, nicht der beste Unterschlupf, aber einen besseren werden wir in der Eile nicht finden. Also dort hinüber, Kameraden!«
    Noch einmal spornten wir die Tiere an. Am Rande der Senke saßen wir ab, weil es zu gefährlich war, über das lose Geröll nach unten zu reiten. Statt dessen führten wir die Pferde am Zügel. Unwillkürlich hielten wir die Köpfe gesenkt, um uns gegen den glühendheißen Wüstenwind zu schützen. Er trieb mehr und mehr Sandkörner vor sich her, die schmerzhaft in unsere Gesichter schnitten.
    War ich der erste, der die fremden Gestalten bemerkte? Sie kamen aus Südosten und schienen mit dem Wind zu reiten. Waren es französische Soldaten oder Beduinen? Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    Weite Mäntel flatterten im Wind, schwarz auf der rechten Seite und weiß auf der linken.
    »Alarm!« brüllte ich. »Wir werden angegriffen!«
    Dabei faßte ich Leutnant Dumont am Arm und deutete in die Richtung, aus der nicht nur der tödliche Wind kam, sondern auch die Ritter mit dem doppelten Kreuz.
    Er begriff rasch, wandte sich an seine Leute und rief ihnen ein paar knappe Befehle zu.
    Zwei Husaren führten die Pferde tiefer in die Senke hinein, die übrigen Männer gingen neben Dumont und mir in Deckung und brachten ihre Karabiner in Anschlag.
    Dumont starrte den Rittern entgegen und knurrte:
    »Sie kommen mit diesem verdammten Wind, als hätten sie ihn eigens zu diesem Zweck herbeigezaubert.
    Möchte wissen, wie lange sie uns schon folgen.«
    »Vielleicht sind sie gar nicht hinter uns her, sondern reiten nur zufällig in unsere Richtung«, sagte ich vage.
    Der Husarenleutnant schüttelte entschieden den Kopf. »Einen Jahressold darauf, daß Sie sich irren!«
    Er sollte recht behalten. Die Ritter wurden immer schneller, je näher sie der Senke kamen, und legten ihre wimpelgeschmückten Lanzen zum Angriff an. Die Visiere waren geschlossen, und statt ihrer Augen sah

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