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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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ich längst verloren. Auch der andere hielt keine Waffe in Händen, nur das Kreuz Jesu.
    Ich wollte mich auf ihn wälzen, doch die schwere Rüstung behinderte mich. Der Sarazene dagegen kam leicht auf die Beine, zog einen Dolch aus seinem Gürtel und warf sich auch schon auf mich.
    Bevor er mich aber erreichte, fiel der Schatten eines Reiters auf uns, und eine Schwertklinge bohrte sich in seine Brust. Ich sah, wie im Gesicht des Sarazenen der Entschluß zu töten dem Erstaunen über den eigenen Tod wich. Und als er neben mir zusammensackte, war sein Blick bereits gebrochen.
    An meiner Seite hielt Udaut d’Alamar sein Pferd an und hob grüßend das blutige Schwert. »Warum kriechst du im Staub herum, Bruder Roland? Hast du etwas verloren?«
    »Fast hätte die Christenheit das hier verloren«, antwortete ich, als ich mich mit dem Wahren Kreuz in der Hand erhob. Von Blut und Schmutz bedeckt, war es kaum wiederzuerkennen, doch ich fühlte die göttliche Kraft, die von ihm ausging und mich durchströmte, als hätte ich einen kühlen, kräftigenden Trunk zu mir genommen. Andächtig reinigte ich das Kreuz mit meinem zerfetzten Waffenrock.
    Ein weiterer Reiter kam herbei, Gilbert d’Alamar. Er hielt die beiden herrenlosen Araberpferde am Zügel und grinste: »Ein Glückstag für dich, Roland. Mein kleiner Bruder ist gerade noch rechtzeitig gekommen.
    Und jetzt darfst du dir sogar ein Pferd aussuchen.«
    Ich entschied mich für das Tier, das ich schon vorher geritten hatte; es hatte mir gute Dienste geleistet. Das andere Pferd nahmen wir mit uns, als wir zu den Zelten ritten. Viele Ritter hatten ihre Tiere verloren, da war jedes herrenlose Pferd willkommen.
    Als wir die Zelte erreichten, zügelte ich den Falben und reckte das Wahre Kreuz in die Höhe, so daß es weithin sichtbar war. Jubelschreie brandeten auf, aber diesmal aus den Kehlen der christlichen Kämpfer.
    Die Errettung des Kreuzes erfüllte die Unsrigen mit neuem Mut, und es gelang ihnen, die Sarazenen von König Guidos Lager zu vertreiben. Ich stieg aus dem Sattel und trat mit dem Kreuz vor den Bischof von Lydda, der neben seinem gefallenen Amtsbruder kniete und ein Gebet für ihn sprach. Als er geendet hatte, sagte ich: »Bischöfliche Gnaden, ich möchte Euch das Kreuz Jesu übergeben.«
    Er stand auf, nahm das Kreuz mit beiden Händen an sich und bedachte mich mit einem Lächeln, wenn es auch müde war.
    »Ich habe gesehen, wie du unser heiliges Kreuz zu-rückerobert hast, mein Sohn. Dafür gebührt dir nicht nur mein Dank, sondern der aller Christen. Sag mir deinen Namen!«

    »Roland de Giraud.«
    »Und die Namen deiner Waffenbrüder?«
    »Gilbert und Udaut d’Alamar.«
    »Und jener?«
    Der Bischof deutete auf die Johanniter, die gemeinsam mit uns die Reihen der Sarazenen durchbrochen hatten.
    »Ich kenne ihre Tapferkeit, aber nicht ihre Namen, Bischöfliche Gnaden.«
    Er winkte sie heran und fragte sie selbst. Ihre Namen hatten für mich einen guten Klang, denn es waren die Namen von tapferen Männern: Simon de Lacey, Antoine de Barrault und Ludwig von Kirchheim. Auch Gilbert, Udaut und ich bedankten uns bei ihnen.
    König Guido hatte einen Rappen bestiegen und kam zu uns, an seiner Seite Gérard de Ridefort. Beide bluteten aus mehreren kleinen Wunden.
    »Wie steht die Schlacht?« fragte der Bischof von Lydda. »Die Sarazenen sind zurückgeschlagen, einstweilen jedenfalls. Balian d’Ibelin verfolgt sie mit einem Reitertrupp, damit sie nicht so schnell zur Ruhe kommen. Wir sollten das Lager räumen und uns auf das südliche Horn zurückziehen.« Der König senkte die Stimme und fügte hinzu: »Solange wir es noch können.«

21. KAPITEL
    Die Hüter des Kreuzes
    atsächlich zogen wir uns auf das südliche der beiT den Hörner von Hattin zurück. D’Ibelin und seine Mitstreiter schafften es nicht, sich uns anzuschließen.
    Sie hatten sich zu weit von uns entfernt, und Saladins Truppen versperrten ihnen den Weg.
    Während auf dem Hügel das Lager neu errichtet wurde, musterte ich unsere Truppe. Es war ein trauriger Anblick. Erschöpfte, durstige, verwundete und –
    was vielleicht das Schlimmste war – mutlose Männer, soweit mein Auge reichte. Die Hochstimmung, die sie bei der Rückeroberung des Kreuzes erfaßt hatte, war verflogen. Jetzt fragte ein jeder sich, wie es weitergehen würde. Hier oben mochten wir uns eine Weile verteidigen können, aber ohne Wasser war ein Ende absehbar.
    Mein Blick wanderte weiter, über die Palmen-, Nuß-
    baum- und

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