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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Herrscher.«
    »Um die Gläubigen im Kampf gegen die Christen zu einen.«
    »Vielleicht. Vielleicht war der Kampf gegen die Christen aber auch nur ein guter Vorwand, um seinen Herrschaftsbereich auszudehnen. Jedenfalls hat sich sein geeintes Reich nicht lange gehalten. Wenige Jahre nach der Schlacht von Hattin starb Saladin, und sein Reich zerfiel.«
    »Da hast du recht, Musâfir. Der Krieg verändert die Welt und die Menschen, aber selten bringt er etwas Gutes hervor. Vielleicht nur eins, mit etwas Glück, und auch das nur auf Zeit: den Frieden.«
    Ich nickte und fragte: »Die Schlacht bei Hattin, was hat sie hervorgebracht? Warum ist sie so wichtig, daß du mich durch den Strom der Zeit zu ihr zurückgeführt hast?«
    »In dieser Schlacht ging etwas verloren, das viele seitdem suchen. Und bei der Suche haben nicht wenige ihr Leben gelassen, gute und schlechte, aufrechte und verblendete. Auch meine Brüder und Schwestern in der Zuflucht sind dieser Suche zum Opfer gefallen.«

    Ich dachte an die Szene aus der Vergangenheit zu-rück, die ich mit Ourida erlebt hatte. Als ich mich Gilbert und seinen Männern zum Kampf gestellt hatte, um Ourida die Flucht zu ermöglichen. Denn sie mußte es in Sicherheit bringen, das Kreuz!
    »Ja, das Kreuz!« Erst als ich Jussufs Stimme hörte, wurde mir bewußt, daß auch ich es laut ausgesprochen hatte. » Salieb-Yassou – das Wahre Kreuz, wie ihr Christen es nennt. Das Kreuz, an dem euer Messias gestorben ist und das die christlichen Ritter wiederfanden, als sie auf dem ersten Kreuzzug Jerusalem eroberten. Um genau zu sein, haben sie nicht das ganze Kreuz gefunden, sondern einen Teil davon. Als König Guido sein Heer zusammenrief, bat er den Patriarchen von Jerusalem, ihm das Kreuz als Zeichen des göttlichen Beistands zur Verfügung zu stellen. Die Reliquie war sehr wertvoll.
    Daß der christliche König sie der Gefahr aussetzte, in Feindeshand zu fallen, zeigt, wie ernst die Lage für die Christen war. Das Wahre Kreuz, so wurde den christlichen Soldaten gesagt, sollte sie unbesiegbar machen.«
    »Wenn es diese Kraft besitzt, hat es bei Hattin versagt.«
    »Das weiß man nicht sicher«, erwiderte Jussuf zu meiner Überraschung. »Als die Christen sich Saladin ergaben, hatten sie das Kreuz nicht mehr bei sich. Vielleicht hätte es ihnen durch eine unerwartete Wendung doch noch zum Sieg verholfen, hätten sie nur mehr auf seine Kraft vertraut.«
    »Nicht mehr bei sich? Aber es heißt doch, das Kreuz sei Saladin in die Hände gefallen! Seitdem gilt es als verschollen.«
    »Es ist Saladin in die Hände gefallen, und es ist ihm nicht in die Hände gefallen. Es ist seit diesem Tag verschollen, und es ist auch nicht verschollen.«
    »Willst du mich Rätsel lösen lassen, Jussuf?«

    »Für viele ist es ein Rätsel, und das ist gut so. Du aber sollst die Wahrheit erfahren. Fühlst du dich stark genug, noch einmal ein vergangenes Leben zu leben?«
    In mir war wieder jene leise Furcht, die ich gespürt hatte, als mein Verstand in die Gegenwart zurückgekehrt war. Die Furcht, so sehr mit der Vergangenheit zu verschmelzen, daß ich nicht mehr den Weg zurück-fand. Daß mein Leib nicht mehr war als die Hülle eines verwirrten Geistes. Und doch wußte ich, daß ich den eingeschlagenen Weg weitergehen mußte. Es war mein Schicksal, und dem konnte ich mich nicht entziehen.
    »Ich bin stark genug«, sagte ich und blickte in Jussufs Augen.

20. KAPITEL
    Ein Hilferuf
    as Kreuz! Das Wahre Kreuz ist in Gefahr!« Das D rief uns ein Reiter entgegen, der im rasenden Galopp herangeprescht kam. Er trug den Waffenrock der königlichen Wachen und brachte sein erschöpftes Pferd so spät zum Stehen, daß ich schon fürchtete, er würde Balian d’Ibelin und Gérard de Ridefort über den Haufen reiten.
    »Kommt zum Lager des Königs, rasch!« stieß er hervor. »Die Sarazenen haben uns überfallen, und wir können uns nicht mehr lange halten. Der König und die Bischöfe von Ackon und Lydda bitten dich um schnelle Hilfe, Herr von Nablus!«
    D’Ibelin wandte sich im Sattel zu uns um. »Ihr habt es gehört, Männer. Das südliche Horn muß warten.
    Also vorwärts!«
    Neuer Kampfgeist erfüllte uns, und wir folgten unseren Anführern, so schnell unsere erschöpften Pferde es zuließen. Eben noch waren wir eine geschlagene Armee gewesen, doch jetzt gab es wieder ein Ziel, für das es zu kämpfen und zu sterben lohnte: das Wahre Kreuz, das uns in so vielen Schlachten den Sieg gebracht hatte. Und ein Gedanke

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