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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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logisch«, meinte Chance. »So etwas habe ich schon öfter gesehen. Wahrscheinlich fließt er irgendwo in einen kleinen See, der dann in das Flußbett überläuft. Das wird oft so gemacht.«
     
    Ein Funken Abenteuerlust glimmte in Yarrels Augen. »Das dürfte nicht schwer herauszufinden sein«, sagte er. »Gehen wir zusammen, Peter? Du und ich? Auf eine neue Entdeckungsreise?« Er erinnerte mich damit an die Zeit, als wir als kleine Jungen den Dachboden von Mertynhaus durchstöberten. Die Erinnerung brachte Gerüche nach Staub, sonnenwarmem Holz und den Anblick der Fledermäuse mit sich, die wie schwarze Wäschefetzen unter den Holzbalken hingen.
    Wir zerschnitten ein großes Tuch, um daraus ein Seil zu knoten. Chance ließ uns einen nach dem anderen in den Abtritt hinab. Dieser wurde seit langem nicht mehr benutzt und roch deshalb nicht schlimmer als ein alter Misthaufen auf dem Bauernhof, modrig und verrottet, aber nicht ekelerregend. Als wir mit unseren kleinen Lampen den Boden des Tunnels erreicht hatten, stießen wir aufgehäuften Unrat mit den Füßen beiseite, damit das gestaute Wasser abfließen konnte, das von einer Seite des Schachts zur anderen schwappte.
    »Ich wette, weiter oben ist etwas zusammengebrochen oder verstopft«, sagte Yarrel. »Um so besser für uns. So fließt wenigstens kaum Wasser.«
    Die Feuchtigkeit hatte aber ausgereicht, daß die Wände des Tunnels glitschig vor Schimmel und grünlichem Schleim waren. Die Holzbalken waren mancherorts gebrochen oder zersplittert, so daß die ohnehin niedrige Tunneldecke noch weiter abgesackt war und uns Erdklumpen und Ungeziefer ins Genick rieselten. Der Weg bog und schlängelte sich auf unbegreifliche Weise, doch Yarrel meinte, daß die Erbauer dadurch große Steinschichten umgehen wollten. Was immer ihre Gründe gewesen waren, es war verwirrend, und ich verlor bald das Gefühl dafür, in welche Richtung wir gingen. Allerdings dauerte es nur kurze Zeit, bis wir Licht schimmern sahen und eine mit Buschwerk überwucherte Öffnung erreichten, aus der das Rinnsal einen kleinen Hang hinunter in einen verschmutzten Tümpel sickerte. Wir waren von Bäumen umgeben.
    »Dank den Göttern des Spiels, Peter! Wir befinden uns hinter den Bäumen und Ställen. Wir haben also die Hoffnung, unentdeckt und sogar beritten zu entkommen, falls alles gelingt.«
    Ich ließ ihn, wo er war, und quälte mich durch den kleinen Tunnel zurück, um blinzelnd und verdreckt wieder ans Tageslicht gezogen zu werden. Seidenhand rümpfte die Nase, und Windlow sagte unangemessenerweise: »Ich habe mich schon immer gefragt, wie sich Maulwürfe sauberhalten …« Er wirkte überhaupt nicht überrascht, als ich ihnen erzählte, daß der Weg frei sei und wir nur bis Sonnenuntergang warten müßten, um Yarrel am Tunneleingang zu treffen. Wir brauchten einige Zeit, bis uns eine Möglichkeit einfiel, wie wir Windlow durch den Tunnel tragen konnten, denn Seidenhand bestand darauf, daß er sich auf keinen Fall bücken dürfe und so kriechen müsse wie wir anderen. Schließlich legten wir ihn in eines der unversehrten Tücher, und Chance und ich trugen ihn zwischen uns. Bevor wir aber aufbrachen, war Windlow nicht davon abzuhalten, wie ein tattriger alter Reiher herumzuhasten, um Kräuter, Gräser, Beutel und Umschläge mit allen möglichen Sachen zusammenzupacken. Als die Wächter das Abendessen brachten, schlossen wir die Tür zum Abtritt und behaupteten, Yarrel befinde sich darin. Nachdem sie verschwunden waren, aßen wir einen Happen und packten das restliche Gepäck zusammen, bevor wir Windlow in die wartenden Arme von Seidenhand hinabließen. Ich stieg hinterher, dann kam Chance, der das behelfsmäßige Seil hinter sich her zog, das wir im Tunnel zurückließen.
    Diesmal fiel mir der Weg durch den Tunnel leichter, weil ich wußte, wo er endete. Yarrel wartete nicht am Ausgang, aber wir fanden drei Sättel und Proviant. Er hatte es sogar fertiggebracht, von irgendwoher Wasserflaschen zu stehlen. Wir hatten soviel Kleidung mitgebracht, wie wir für nötig hielten, und warteten nun ungeduldig auf Yarrel, während Windlow auf dem Rücken lag und kluge Kommentare über den Sternenhimmel abgab. Er wußte offenbar gut Bescheid darüber, wie über viele andere Dinge auch, zweifellos ein Resultat seines ausgiebigen Lesens. Ich hörte Pferde auf der Weide schnauben, den bestimmten Ton, den sie von sich geben, wenn sie eigentlich ganz zufrieden sind, irgend etwas aber ihre Aufmerksamkeit erweckt. Kurze

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