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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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genug für den Verrat gewesen, den der Hochkönig so fürchtete. Was zählte es schließlich, wenn sein alter Lehrer flüchtete, um nach einem angenehmeren Ort zu suchen? Eigentlich nichts, außer für den Hochkönig – und für diesen aus keinem triftigen Grund. Ich wandte meine Gedanken von dem Thema ab, als die Männer zu mir heraufkamen und um mich herumkletterten, zwischen den Steinen und Bäumen suchten. Sie waren zwar sicher, daß die anderen sich dort nicht versteckten, aber nicht bereit, von ihrer Suche abzulassen, getrieben von der gleichen Furcht, die den Hochkönig befallen hatte. Zweifel. Zweifel und noch mehr Zweifel. Furcht und noch mehr Furcht. Ich seufzte. Das kleine weiße Pferd schnaubte mir zu, und ich verwünschte es und seine Nachkommenschaft auf mehrere Generationen.
    Ich saß im Trümmerfeld meiner Träume und verwünschte ein Pferd, was den Träumen nichts Gutes tat und dem Pferd nicht schadete. Wie der alte Windlow sagte: Vieles im Leben ist ein Scherz. Wir stehen an der Seite des Brettes und werden vom Spiel anderer überrannt. Als ich noch jünger war, hätte ich es nicht geglaubt.

 
7
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Mandor
     
    Zwischen dem Dämon, dem Pfandleiher und Dazzle entbrannte ein heftiger, schriller Streit, bei dem Dazzle von Borold und den Männern des Hochkönigs unterstützt wurde, als sie Hilfe bei der Suche nach Seidenhand verlangte. Der Dämon weigerte sich. Der Pfandleiher fühlte sich inzwischen betrogen, weil er nicht dafür bezahlt wurde, daß er mich gefunden hatte. Von allen bewahrte allein der Dämon so etwas wie Würde, und ich hätte ihn fast bewundert, obwohl zuletzt auch seine Geduld durch Dazzles Wutgeschäume erschöpft war.
    »Wenn Euch der Sinn nach Streit steht, so kommt mit mir nach Bannerwell. Ich handle hier nicht aus freien Stücken, sondern im Auftrag einer anderen Person. Wenn Ihr also streiten wollt, dann bringt Eure Beschwerde nach Bannerwell und tragt sie meinem Herrn und Prinzen Mandor vor.«
    Aha, schaltete sich mein inneres Selbst ein, er lebt also doch noch. Ich wartete, ob Liebe in mir aufstieg, Freude oder irgendein Gefühl, das ich früher empfunden hatte, aber ich fühlte nichts. In mir war nur die Erinnerung an Gras und Wind und die Sehnsucht nach Frieden. Nun, sagte ich zu mir, du bist müde nach allem, was vorgefallen ist. Müde vom Reiten und der Konzentration. Später wirst du etwas fühlen. Ich schaute Dazzle an, sah ihr wahres Gesicht, und mich schauderte. Mir wurde so schlecht, daß ich den Kopf zwischen den Füßen hängen ließ, um Luft zu holen. Der Pfandleiher hänselte mich.
    »Komm, Junge, stell dich nicht so an! Du brauchst dich nicht zu fürchten. Niemand will dir etwas Böses.«
    Ich antwortete ihm, daß ich das wisse, aber die Übelkeit und das Gefühl der Sorge verließen mich auch dann nicht, als wir aufsaßen und weiter durch die verwinkelte Schlucht ritten, auf dem verschlungenen Weg nach Norden. Ein guter Geist begleitete mich, denn ich dachte nicht an die anderen, sondern nur an mein eigenes Elend. Das Ergebnis war, daß die Suche nach den anderen abgebrochen wurde. Wo immer sie sich aufhielten, sie waren der Aufmerksamkeit meiner Häscher entkommen, und als wir das lange Tal erreichten, wandten sich Dazzle und Borold nach Osten und verließen uns. Ich merkte erst, daß sie verschwunden waren, als wir uns nach Westen wandten und ins Gebirge hinaufritten. Es war ein Weg mit vielen Kehren, ein Steilpfad, der sich immer höher schraubte, aber es handelte sich eindeutig um die Straße, die über den hohen Paß führte, der im Südosten das Hidamangebirge begrenzte, jene majestätischen Gipfel mit ihren schneebedeckten Kappen, hinter denen Bannerwell lag. Die Gegend zeigte nichts von der Schönheit der Hohen Domäne, obwohl wir uns auf gleicher Höhe befanden. Hier umgab uns nur Wildnis: schrecklich drohende, grimmige Abgründe, eisige hohe Gipfel. Ich war dankbar für die Straße und dachte, daß das weiße Pferd genug gestraft wäre, wenn wir diesen Weg heil hinter uns gebracht hätten. Weiter reichten meine Gedanken am ersten Tag unseres Rittes nicht.
    Gegen Sonnenuntergang erreichten wir eine Raststation, wo Pferde gewechselt werden konnten. Man fesselte mich. Ich war noch nie im Leben gefesselt gewesen, und es gefiel mir überhaupt nicht. Obwohl ich nur mit leichten Fußfesseln an einen Baum gebunden wurde, fühlte ich mich nicht mehr als Mensch. Als ich mich beschwerte, zeigte der Dämon sogar so etwas wie Freundlichkeit. »Es dient zu

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