Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug
Bannerwell auszulöschen, mitsamt seiner langen Geschichte und den Gräbern seiner Vorfahren. Huld aber, Mandors thalan, ein Dämon von gutem Ruf, bewegte den jungen Prinzen dazu, für eine Weile als Lehrer in eine Schulstadt zu gehen. Dieser Rückzug in eine Umgebung, in der es dem Prinzen verboten war, sein Talent zu benutzen, sollte die erregten Gemüter beruhigen und offene Wunden schließen, damit Mandors Feinde sich vielleicht beruhigten und von tollwütigen Kriegern zu bloßen Nichtfreunden wurden. Es hätte gelingen können.
Doch Mandor war nicht imstande, die Stellung eines Spielmeisters mit Würde und Geduld einzunehmen, obwohl das nötig gewesen wäre, um sein Leben zu retten. Er benahm sich Peter gegenüber, wie er es gewohnt war, wie er sich stets benommen hatte. Irgend etwas stimmt mit ihm nicht …«
»Mit ihm stimmt etwas genausowenig wie mit vielen anderen Spielern«, antwortete Himaggery hitzig. »Jeder Spieler, der während eines abendlichen Vergnügens ein Dutzend Bauern opfert, hat genausowenig Ehre im Leib wie Mandor …«
Mertyn nickte. »Das seht Ihr so. Ich sehe das möglicherweise auch so. Und Windlow ebenso, dessen bin ich mir sicher. Doch wie sieht es die Welt? Bauern sind dazu geboren, Opfer zu werden. So sieht es die Welt.«
»Ich lebe in meiner eigenen Welt«, erwiderte Himaggery. »Ihr, Mertyn, mögt der äußeren Welt gehorchen, aber ich folge meiner eigenen. Und das Wissen darüber, was man mit Verknüpfungen erreichen kann, darf unter keinen Umständen in Mandors Hände fallen. Punktum. Ein Großes Spiel muß ausgerufen werden. Er muß von dieser Besessenheit abgehalten werden. Wenn nötig, muß er vernichtet werden.«
»Und wie wollt Ihr ein Spiel gegen ihn aufbauen? Mandor befindet sich auf heimatlichem Boden. Seine Kriegsöfen sind mit Sicherheit bereits errichtet, die Holzfuhrwerke Tag und Nacht unterwegs. Ihr werdet weit weg von zu Hause und Eurer Kraftquelle sein. Er wird jeden Vorteil haben, den man sich nur vorstellen kann.«
»Ich werde jeden Vorteil haben«, flüsterte Himaggery. »Und ich werde nur den hundertsten Teil davon gebrauchen. Würde ich ihn vollständig nutzen, könnte ich die ganze Welt besiegen.«
»Hütet Euch, Himaggery«, mahnte Windlow ernst. »Hütet Euch vor falschem Stolz.«
»Oh, vor dem bin ich genügend gefeit, mein Guter. Zumindest im Augenblick.« Himaggery lachte, fast ein wenig bitter. »Obwohl Ihr in Zukunft vielleicht ein Auge auf mich haben solltet.«
Und so machten sich Himaggery, Windlow und Mertyn an die Arbeit. Portierer brachten aus der ganzen Umgebung Spieler in die Leuchtende Domäne. Mertyn hatte noch nie im Leben so viele Tragamore und Magier auf einem Fleck gesehen.
»Warum Tragamore?« wollte er wissen. »Magier, ja, das begreife ich! Aber die meisten Spiele dieser Art hängen mehr von Waffenträgern ab als von Tragamoren …«
»Wir werden Waffenträger haben, wenn wir sie benötigen«, antwortete Himaggery mit grimmiger Stimme. »Im Moment brauchen wir sie hier nicht. Sie sind nach Bannerwell unterwegs, in kleinen Gruppen, auf dem Weg durch die Wälder. Ebenso noch andere Tragamore und Zauberer als die, die Ihr hier erblickt. Alle, die ich in den letzten Jahren auf meine Seite ziehen konnte.«
»Ich wußte gar nicht, daß Eure Domäne so viele Spieler unter ihren Gefolgsleuten hat.«
»Es ist auch besser, daß das nicht allgemein bekannt ist und daß nur wenige davon wissen. Aus diesem Grund tragen wir auch keine eigenen Farben und veranstalten keine Wettbewerbe. Was wir zu lernen haben, müssen wir im geheimen lernen, und nur solche, die frei von Neid und Stolz sind, können mit uns lernen. Ein einziger Prahlhans auf einem Festival, und die ganze Welt wüßte von unserem Geheimnis.«
»Was habt Ihr denn gelernt?«
»Ihr werdet es bald genug selbst sehen. Dann begreift Ihr besser, als wenn ich es Euch erklärte. Leider haben wir noch keine große Erfahrung damit. Es war nicht immer leicht für mich, Störenfriede und Unruhestifter von dieser Domäne fernzuhalten. Einige, wie Dazzle und Borold, die ich nur aus Zuneigung zu Seidenhand duldete, sandte ich mit Aufträgen fort, wenn sie sich zu sehr an mich klammerten. Andere schickte ich auf weite Reisen. Doch immer schwebte ich in Angst, daß uns jemand verraten könnte.«
»Und wo ist Dazzle jetzt?« fragte Windlow.
»Fort, Seidenhand hinterher. Immer noch damit beschäftigt, der Person zu schaden, die nur Gutes für sie wollte. Ich hätte sie aufhalten sollen,
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