Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Ganze dann mit einer gezackten Mauer umgeben und in zitternde Bewegung versetzt hätte – nun, dann wäre wohl das herausgekommen, was ich gerade sah. Rauch stieg herauf. Klirrende Geräusche drangen nach oben, gedämpft durch die Entfernung. Die Gesichter auf den Turmtüren grinsten, öffneten die Augen und schlossen sie wieder. Die Spinne rollte die Augen dahin und dorthin, das Ganze ein dunkler Klumpen im Licht des frühen Morgens.
    »Was ist denn das?« flüsterte ich, unfähig, meinen Augen zu trauen.
    »Der FLECK«, sagte Mavin. »Hierher kommen die Schenker. Nicker kommt hierher.«
    »Schenker?«
    »Händler. So nennen sie sich. In Wirklichkeit sind es Schenker. Sie bringen bestimmte Sachen hierher und nehmen andere dafür mit. Die Dinge, die sie mitnehmen, verkaufen sie oder verschenken sie einfach.«
    »Ist das der Ort, an dem diese Zauberkünstler leben?«
    »Was weißt du von Zauberkünstlern?« wollte sie wissen.
    »Nur, was man auf dem Markt erzählt. Was Spielmeister Gervaise mir gesagt hat. Und Nicker. Daß es möglicherweise, irgendwo im Westen, einen Ort gibt, an dem Zauberkünstler leben. Gervaise sagte, die kleinen Spielfiguren kämen von dort. Nicker behauptete, es gäbe einen solchen Ort nicht, aber wir wissen beide, daß er ein Lügner ist.«
    »Der Platz dort unten wird manchmal der Ort der Zauberkünstler genannt. Aber dort unten gibt es keine Spieler. Keine Unveränderlichen. Nur ein paar seltsame Wesen, die dort leben, und ein paar seltsame, die kommen und gehen. Und bald wird auch Nicker wieder auftauchen. Er kommt regelmäßig hierher, und als er das letztemal kam, verließ er den Ort wieder mit deinen Vettern in seinem Gefolge.«
    »Meinen Vettern?« Ich erinnerte mich an grinsende Gesichter unter rotflammendem Haar, die in Bannerwell von weit oben auf mich herabgeschaut hatten. »Meine Vettern? Mit Nicker? Warum?«
    »Deine Vettern Swolwys und Dolwys. Zwillinge. Taugenichtse, aber bessere Wandler als jeder, den du in Schlaizy Noithn getroffen hast. Sie haben nicht deine Vorteile, keine Spielfiguren von Barish, die sie zu Hilfe rufen können, wie du es vermutlich in Schloß Jammer getan hast und wie ich es auch erhoffe. Aber es sind trotzdem prächtige Kerle. Ich schickte sie mit Nickers Zug fort, als er das letztemal hierher kam, und sie werden dort von der Straße aus dem Norden zurückkommen. Selbst wenn wir keinen anderen Beweis haben, die Tatsache, daß Nicker diese Straße benutzt, die über Poffle hinausführt, beweist uns, was er ist. Sie müßten jetzt bald zurückkehren.«
    Sie blickte nach Norden, wo Wagenspuren auf dem Plateau zu sehen waren, die hinter einem Vorsprung verschwanden. Ich folgte ihrem Blick und sah Staubwolken. Jemand fuhr auf dieser Straße, die nur in eine Richtung führte, und zwar zu dem Platz unter uns.
    »Da sind sie schon. Es wird aber noch Stunden dauern, bis sie hier sind, so langsam, wie ihre Wasserochsen vorankommen. Wenn ich du wäre, mein Sohn, würde ich eine Weile schlafen. Trink den Rest des Branntweins und bewege deinen vollen Bauch in meine Höhle hier. Ich wecke dich, wenn sie angekommen sind.« Sie wies auf einen halbverborgenen Eingang im Fels, den ich zuvor nicht gesehen hatte. Ich war zu erschöpft, um zu widersprechen und ließ zu, daß sie mich in die Richtung schob.
    Vom Höhleneingang her schaute ich zurück, in der Erwartung, sie immer noch von dem Vorsprung aus ins Tal hinabblicken zu sehen, doch der Platz war leer. Hoch über mir kreiste ein mächtiger Vogel, dessen Flügelspanne so breit war wie ich hoch. Er rief meinen Namen und stieß auf mich herunter, ehe er sich von einer Luftströmung nach Norden treiben ließ. Er sah vor dem Sonnenlicht sehr schön aus, weiß und glänzend, mit Flaum, der davonstob wie Rauch. Ich trat mit einem Gefühl besonderer Traurigkeit in die Höhle, als hätte mich eine Erinnerung heimgesucht, die ich nicht erkennen konnte. Vielleicht rührte es aber auch nur von dem Alkohol in meinem Blut her, den Nachwirkungen des Ärgers. Ich schlief, kaum daß ich mich hingelegt hatte.
    Mavin weckte mich am späten Nachmittag, schüttelte mich und bot mir etwas warme Brühe aus einem siedenden Topf über dem Feuer an. »Sie haben angehalten«, sagte sie. »Es wirkt beinahe so, als zögere Nicker, sich dem FLECK zu nähern. Sie sind aber bereits nahe der Mauer, und du kannst sie von hier oben ausgezeichnet sehen.«
    So setzte ich mich wieder auf den Vorsprung und beobachtete die Wagenburg neben der gezackten

Weitere Kostenlose Bücher