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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Luftzug schlug uns feucht ins Gesicht. Wir gingen weiter. Die Lichter blieben an, und wir hörten keinerlei Geräusche mehr. »Irgend jemand hörte uns«, sagte ich.
    »Irgend etwas hörte uns«, verbesserte sie mich. »Das ist ein Ort der Zauberkünstler. Der Geräte. Wie die Maschine, die die Fracht entlud, Dinge, die geschaffen worden sind, bestimmte Funktionen auszuüben …«
    »Das tun sie aber nicht gerade gut«, bemerkte ich, halb verärgert. Die Räder des Fettwaggons hatten zu quietschen begonnen. Mavin beugte sich mit der Ölkanne, die sie an Dupies Körper gefunden hatte, hinab, und das Quietschen verblaßte zu einem sehr hohen Ton, nahe an der Grenze der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit. Meine Zähne begannen zu schmerzen. Unsere Reise wurde nicht einfacher durch die Tatsache, daß wir an Seitengänge gelangt waren, Abzweigungen, die hilfreicherweise erst in dämmriger Entfernung erleuchtet waren.
    »Die Spuren«, sagte Mavin, die merkte, wie verwirrt ich war. Ich sah, daß die Rillen im Boden nicht in die Seitengänge führten. Ich wurde rot. Das hätte ich von selbst sehen müssen. Wir gingen weiter, so leise wir konnten, der endlose Korridor hinter uns verlor sich in phosphoreszierender Ferne, vor uns der gleiche Tunnel, ohne Abwechslung, ohne Veränderung außer in dem Muster des zerborstenen Glases oder der Form der Pfützen unter den tropfenden Schächten. Wir hatten Essen mitgebracht. Zweimal hielten wir, um es herauszuholen und daran zu knabbern, während wir weiterliefen. Meine innere Uhr sagte mir, daß ein halber Tag vergangen sein mußte, vielleicht auch mehr. Der Gang schien keine Biegung zu haben, und wir waren weit genug gelaufen, um uns inzwischen unter den Bergen zu befinden, die ich von Mavins Ausguck aus gesehen hatte.
    »Schneepaß«, sagte Mavin. »Wir nennen sie die Verbotenen Berge, voll mit Gletschern und Spalten. In unserer Geschichte gibt es viele, viele Erkunder, die den Schneepaß überqueren wollten und nie zurückkehrten …«
    Plötzlich hielten wir verwirrt inne. Die Spuren teilten sich vor uns in drei Richtungen, eine den endlosen Korridor hinunter, die zweite leicht abschüssig nach rechts, die dritte in die Dunkelheit nach oben. Ich konnte mich nicht hinknien wie Mavin, die die Rillen untersuchte, um herauszufinden, welche am verwittertsten und welche am meistens benutzt aussahen. Sie zeigte nach links. Als wir diesen Weg einschlugen, gingen die Lichter an, weniger als in dem Gang zuvor, aber genug, um nicht über die herabgestürzten Teile der Decke zu stolpern, die sich in der Mitte des Weges häuften.
    Nun tauchten immer mehr Seitengänge auf. Geräusche ertönten, Gemurmel, Maschinengebrumm oder entfernte Stimmen, die sich unterhielten. Mavin fing an ein Lied zu singen, endlose, sinnlose Strophen, ein Lied, wie die Dupies es in ihrer mißtönenden Zwillingsstimme gesungen hätten. Sie hatte die Gestalt schließlich einigermaßen in den Griff bekommen und war imstande, beide Köpfe zu bewegen und sie sprechen zu lassen. Tief in mir seufzte Didirs Stimme schwach auf. »Menschen kommen näher, hab acht …« Ich gab die Warnung an Mavin weiter, die sie aber nicht brauchte. Keiner von uns beiden war überrascht, als wir ihnen gegenüberstanden, obwohl es uns Anstrengung kostete, gleichermaßen hysterische Anfälle zu simulieren, wie es diejenigen, deren Gestalten wir übernommen hatten, auch getan hätten.
    Sie waren schwarz, mit bleichen Gesichtern wie Monde vor nächtlicher Schwärze, Körper und Gliedmaßen verborgen unter den gerade geschnittenen schwarzen Gewändern, die sie trugen, Haare und Ohren versteckt unter viereckigen schwarzen Kappen, die auf ihren Köpfen wie Schachteln balancierten und von Stoffbändern gehalten wurden, die über die Ohren reichten, unter das Kinn und hinten in den Nacken. Um jedes Handgelenk trugen sie ein metallenes Armband, und an jeder Hand einen fingerlosen Handschuh. Vor dem ganzen Schwarz wanden sich die Finger wie Würmer in Grabeserde, und in den Gesichtern stand keinerlei Ausdruck. Wir wichen zurück, bibbernd vor gespielter Furcht, und einer von ihnen sprach.
    »Aha, Riß! Monster, die aus der Grube entwichen sind! Wie das? Und warum?«
    »Ich habe keine Ahnung, Dekan Manacle. Nicht die geringste. Doch sie kommen nicht von der Grube, wie Ihr vielleicht bemerkt, sondern gehen in die Richtung derselben …«
    Mavin wählte diesen Augenblick, um zu sagen: »Oh, Dupies müssen Langmann sprechen, guter Langmann will Dupies

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