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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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verdeckt. Nach einer Weile hörte man wieder die Glocke, und die mißgestalteten Geschöpfe verließen die Bogen, um ihr endloses Treiben wieder aufzunehmen.
    Wir fragten weiter. Am Ende wußten wir alles, was der Langmann wußte, und ließen ihn frei. Er wich vor uns zurück in die Mitte der Grube, schaute mit wilden, funkelnden Augen um sich, nervös wegen der Schatten, die ihn umgaben. Was allerdings dann zu ihm kam, waren keine Schatten, sondern Dinge aus der Grube, die irgendeine Abneigung gegen Langmänner zu haben schienen. Er trug eine Art Waffe bei sich und richtete damit auch einigen Schaden an, bevor er unter ihren Körpern begraben wurde. Mavin und ich schauten weg. Unsere Aufmerksamkeit richtete sich auf die anderen Langmänner, die sich weit oben über den Rand der Grube beugten.
    »Er hat ihnen nichts getan«, sagte einer. »Ich hätte meine umgebracht, wenn sie mir nicht gehorcht hätten. Warum hat er sie nicht umgebracht?«
    »Verrückt«, sagte ein anderer. »Er war verrückt. Manchmal wird unsereiner verrückt, wie du weißt. Das sagen sie jedenfalls.«
    »Ich hätte meine umgebracht«, wiederholte der erste.
    »Verrückt oder nicht.« Sie wichen zurück und verschwanden. Ich fing den Blick eines Dupieauges auf, mit Mavins scharfer Intelligenz dahinter.
    »Wir haben genug Zeit hier verbracht«, zischte sie.
    Es blieb die Frage, wohin mit dem Fettwaggon, damit er nicht auffiel. Ferner waren da die Bogen, hinter denen die Beobachter lauerten. Mavin wußte das genauso gut wie ich, und wir suchten nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Wir fanden ihn dort, wo der Metallkäfig aufsetzte, in Form einer leichten Einbuchtung in der Grubenwand, groß genug, um uns zu verbergen, als wir uns wandelten. Als der bewegliche Käfig fiel und sich wieder hob, erhoben wir uns mit ihm, unter ihm verborgen als falscher Boden. Als der Platz um die Grube herum leer war, erschienen zwei Langmänner aus dem Nichts und begaben sich zu den angrenzenden Korridoren.
    Als wir ein geschütztes Plätzchen gefunden hatten, hielten wir an, um unsere weiteren Pläne zu besprechen. Langmann hatte geglaubt, was er uns erzählt hatte. Er kannte weder den Namen Himaggery noch Windlow. Er wußte bloß, daß sie eine bestimmte Fracht bestellt hatten, die hinter die inneren Türen zu ihnen gebracht würde, um dort für bald stattfindende, besondere Zeremonien verwendet zu werden. Er wußte bloß, daß die Mißgeburten von ihnen geschaffen wurden, damit sie beobachtet werden konnten.
    Sie fertigten Dinge an, Dinge, die in die Welt hinausgeschickt wurden, um verkauft oder von Schenkern weggegeben zu werden. Sie brauchten Bauern, also wurden Bauern durch die murmelnden Münder hereingebracht. Langmänner wurden von ihnen geschaffen, um Dinge zu reparieren, die entzweigegangen waren. »Aber wir können es nicht«, jammerte er. »Niemand weiß, wie man das macht …«
    Sie sprachen nicht zu Langmännern, außer, wenn sie Anordnungen gaben. Dieser Langmann war nicht durch die inneren Türen gegangen; er wußte nicht, was dort geschah. Wir fragten, ob er Freunde habe? Nein. Bekannte? Nein. Aber er schlief doch sicher irgendwie, in Gesellschaft? Nein. Meistens liefen sie paarweise herum. Warum in Gesellschaft schlafen? Warum gemeinsam essen? Man schlief dort, wo man gerade war …
    Wir fragten, wie er sprechen gelernt habe. Sicher erinnerte er sich an irgendeine Kindheit?
    An diesem Punkt waren seine Augen nach innen gerollt, und er hatte wie ein Trommelstock angefangen zu zittern. »Laß es in Ruhe, Peter«, hatte Mavin traurig gesagt. »Ich weiß nicht, ob es überhaupt von Menschen geboren ist, aber es ist bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Dies hier ist nur ein leeres Gefäß, aus dem alles herausgesogen wurde, bis auf ein bißchen Sprache und dirigierte Handlung und Angst vor Schmerz. Laß es gehen.«
    Daraufhin hatten wir ihn freigelassen.
    Nun lehnten wir gegen eine Wand und überlegten. Irgendwo unter der Erde, in diesem verwinkelten Labyrinth, befanden sich diese inneren Türen, von denen der Langmann gesprochen hatte. Irgendwo in diesem Spinnennetz würden wir Antworten finden, aber wir fanden sie bestimmt nicht, indem wir an der Wand stehenblieben. Wir mußten ihnen dazu folgen. »Ich habe nicht vor«, sagte Mavin schroff, »diese unglücklichen Kreaturen nachzuäffen, indem ich sie sage. Es sind Zauberkünstler, und so werde ich sie auch nennen.«
    »Nur zu«, bemerkte ich. »Besonders, wenn’s hilft.«
    Leichter ersonnen als

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